Ahrensburg. Publikum kann bei Konzert in Ahrensburg das religiöse Vermächtnis Duke Ellingtons entdecken. Bekannter Organist spielt.

Der US-amerikanische Jazzmusiker Duke Ellington war nicht nur ein begnadeter Künstler, sondern auch ein zutiefst gläubiger Mensch. Zu den mehr als 2000 Kompositionen, die er hinterlassen hat, zählen drei Konzerte, in denen er Religion und Jazz durch seine ganz individuelle Musiksprache zu einer künstlerisch-spirituellen Ausdrucksform verband, die so tiefgründig wie ansprechend ist. Die Werke des zweiten Konzerts unter dem Titel „Duke Ellington’s Sacred Concert“ aus dem Jahr 1968 erklingen am Freitag, 9. Juni, um 19.30 Uhr in der St.-Johannes-Kirche (Rudolf-Kinau-Straße 19) in Ahrensburg. Der Eintritt ist frei, Spenden für den Erhalt der Kirche willkommen.

Der bekannte Organist Rudolf Kelber, der bis 2015 an der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi als Kantor, Organist und Kirchenmusikdirektor wirkte, leitet das Konzert. Sein Repertoire umfasst neben dem klassischen für Orgel auch Blues, Tango und Jazzmusik. Konzertreisen führten ihn in die USA, nach Israel, Japan und Europa. Weitere Mitwirkende sind das Ensemble vocdabidudei & friends, die Soli singen Miki Sawai, Regina Scharff und Hildegard Roß-Thews. Die Band St. James Infirmary mit Sven Kagelmann (Altsaxofon), Hansmartin Zeuner (Keyboard), Cord Boy (Bass) und Michael Muth (Schlagzeug) sorgt für die instrumentale Begleitung. Rudolf Kelber übernimmt den Orgelpart.

Seltenes Hörvergnügen: Jazz auf der Kirchenorgel

Klaus Tuch vom Förderverein St. Johannes, der das Konzert veranstaltet, sagt: „Jazz auf der Orgel ist etwas ganz Besonderes, was man nicht alle Tage hört.“ Niemand müsse Bedenken haben, dass die Orgel dabei Schaden nehmen könne, denn Organist Kelber wisse mit dem Instrument umzugehen. „Und er bringt ein hochklassiges Jazz-Vokalensemble mit – dessen Name sich allerdings kaum buchstabieren lässt“, fügt Tuch mit einem Schmunzeln hinzu.

Foto von Proben mit dem Jazz-Vokalensemble vocdabidudei, vorn am Flügel Rudolf Kelber.
Foto von Proben mit dem Jazz-Vokalensemble vocdabidudei, vorn am Flügel Rudolf Kelber. © Privat

Nach seiner Pensionierung habe sich Rudolf Kelber „intensiv mit den Halleluja-freien Musikstilen auseinandersetzen“ wollen und erfahrene Ensemblesänger zusammengerufen, „die ebenfalls Lust auf anspruchsvolle Musik mit schrägen Akkorden, Jazz-Standards, Scat-Gesang und ähnlich schöne Dinge haben“. 2016 habe er vocdabidudei gegründet mit dem Ziel, Jazz-Standards a cappella oder mit instrumentaler Begleitung zu erarbeiten. Die Sängerinnen und Sänger, die zum Teil aus den Chören von St. Jacobi kommen, haben so Gelegenheit, sich neben der Kirchenmusik auch anderen Stilen zu widmen. „Zur Zeit bereitet Kelber eine Tournee nach Tirol, Kärnten und Italien vor“, weiß Klaus Tuch und hebt hervor: „Aber erst einmal ist er am Freitag bei uns.“

Instrumente als Mittler zwischen Himmel und Erde

„Praise God with the sound of the trumpet“ – frei übersetzt: Verkündet das Lob Gottes mit dem Klang der Trompete –, die erste Zeile des vor Lebensfreude sprühenden Ellington-Stücks „Praise God“, deutet an, wohin die Reise geht. Der Komponist sieht das Instrument als Mittler zwischen Erde und himmlischen Sphären. Über das Programm sagt Rudolf Kelber: „Der Großteil stammt aus dem zweiten Konzert. In dem einleitenden Orgelteil werden einige Stücke aus den anderen Sammlungen zu hören sein. Den Abschluss dieser Einleitung bildet ein Stück von Dave Brubeck, das als Huldigung für Duke Ellington zu verstehen ist.“

Ellington habe diese Kompositionen als „the most important thing I have ever done“ (das Wichtigste, was ich jemals gemacht habe) bezeichnet. „Aber er äußerte auch mehrfach, das er nicht versucht habe, eine Messe im Sinne der Liturgie zu schreiben.“ Sein Zugang sei freier.

Auch wenn die Musik der „Sacred Concerts“ sich nicht tief so ins musikalische Gedächtnis der Jazzszene eingebrannt hat wie Ellingtons große Hits, gelang nur einem Song aus der Sammlung der Einzug als Standard ins „Great American Songbook“: „Come Sunday“. Weil selbst ein großer Chor gegenüber einer Bigband hoffnungslos unterlegen ist, hat Kelber die Version von Hoybye/Pedersen für fünf Bläser, Rhythmusgruppe und Chor reduziert, sodass sie sich auch mit kleinerer Besetzung realisieren lässt. Der sakrale Raum in der St.-Johannes-Kirche bietet das passende Umfeld für dieses musikalische Kleinod. Wer diese künstlerische Facette des großen Jazz-Meisters entdecken will, sollte dieses Konzert nicht verpassen.

Das Programm: Bis auf „The Duke“, eine Hommage von Dave Brubeck an Ellington, stammen alle Stücke aus der Feder Ellingtons. Das Prelude umfasst: „Meditation“, „In The Beginning God“, „Ain’t Nobody Nowhere Nothin‘ Without God“, „Jazz Waltz“, „Red Shoes“, „New World Is A-Comin‘“ und „The Duke“. Die Lieder aus dem „Sacred Concert“ sind „Praise God“, „Heaven“, „Freedom“, „The Shepherd“, „The Majesty Of God“, „Come Sunday“, „David Danced Before The Lord“, „Almighty God“, „TGTT“ und „Praise God And Dance“.