Bargteheide. Einbrecher erbeuten 1965 in Bargteheide 24.000 Mark. Das Kreisarchiv Stormarn schildert den Fall in seiner Krimiserie.

Im Tresor der Volksbank Bargteheide klafft ein handflächengroßes Loch. Panzerknacker haben es hineingeschweißt. Die Kriminellen brechen so in der Nacht zu Freitag, 19. Februar 1965, den Safe auf und entkommen mit rund 24.000 Mark. Obwohl neben und über dem zentral an der Rathausstraße gelegenen Geldinstitut Wohnungen sind, bekommt niemand etwas mit. Die Einbrecher entkommen so lautlos, wie sie erschienen waren. Das Kreisarchiv greift den bald 60 Jahre zurückliegenden Kriminalfall jetzt in seiner Serie „Tatort Stormarn“ auf.

Es ist ein ungemütlicher Wintertag, an dem die Temperaturen nicht über den Gefrierpunkt steigen. Mit Hut und Mantel steht ein Kripobeamter vor dem sauber aufgeschweißten Loch. Seine Kollegen sichern Fingerabdrücke, machen Fotos vom Tatort. In dem Tresor stehen Dutzende Aktenordner, doch die meisten Geldscheine sind weg. Nebenan zählt der Bankdirektor an einem kleinen Beistelltisch die Scheine, die die Täter wohl übersehen haben.

Der Pressefotograf darf auch Bilder am Tatort machen

Mittendrin im Geschehen: der Pressefotograf Raimund Marfels (1917–1990), der die Szenerie mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen festhält. Vier Jahrzehnte lang hat er das Tagesgeschehen in Stormarn journalistisch begleitet. Seinen Nachlass mit mehr als 47.000 Negativen vermachte er dem Kreisarchiv.

Die Nachbarn bekommen von den nächtlichen Schweißarbeiten nichts mit. Die Polizeistation liegt gegenüber.
Die Nachbarn bekommen von den nächtlichen Schweißarbeiten nichts mit. Die Polizeistation liegt gegenüber. © Kreisarchiv Stormarn | Raimund Marfels

Die Einbrecher erbeuteten aus dem Panzerschrank rund 24.000 Mark in Scheinen und Hartgeld in Säcken, schrieb das Hamburger Abendblatt damals. „Nach Ansicht der Kripo handelt es sich um Spezialisten“, hieß es. „Obwohl sie mit einem Schneidbrenner das Schloss des Panzerschranks herausschnitten, hat sie niemand bemerkt.“

Nachbarin wundert sich am Morgen über Spuren im Schnee

Die Volksbank Bad Oldesloe hatte die Zweigstelle in Bargteheide „auf Anregung der Kundschaft“ im September 1961 eröffnet. Die Einbrecher schlugen zunächst ein Fenster an der Rückseite des Gebäudes ein. Dann entriegelten sie es und drangen in den Kassenraum ein. Offenbar brauchten sie mindestens eine Stunde, um den Tresor zu öffnen. Darüber befand sich die Praxis eines Rechtsanwalts und eine Wohnung, in der eine Frau und ihr Sohn schliefen.

Eine Nachbarin entdeckte die Tat am nächsten Morgen. Zunächst wunderte sie sich über die vielen Spuren im Schnee, die alle in den Hof führten und dort an einem Fenster endeten. Dann sah sie das Loch im Fenster. ,,Nahe herangegangen bin ich nicht, denn die ganze Sache kam mir unheimlich vor“, erzählte sie damals einem Reporter. Stattdessen sei sie sofort zur Polizeistation auf der anderen Straßenseite gerannt und habe Alarm geschlagen.

Kripo fahndet vergeblich nach den Tresorknackern

Weil die Bargteheider Kunden in großer Sorge um ihr Erspartes waren, brachte der Bankdirektor sofort Geld aus Bad Oldesloe mit. Damit füllte er die Kasse. Zudem beruhigte er die Anleger, dass es sich um einen Versicherungsfall handele.

Aus ihrer Sicht hatten die Einbrecher gerade noch rechtzeitig zugeschlagen. Zwei Tage vor dem Verbrechen hatte der Volksbank-Vorstand beschlossen, den alten Tresor durch einen „absolut schneidsicheren“ zu ersetzen. Der wurde nur wenige Tage nach der Tat geliefert.

Über Wochen fahndet die Kripo vergeblich nach den Tresorknackern, auch öffentliche Zeugenaufrufe verhallen ohne Ergebnis. Es deutet vieles darauf hin, dass die Täter nie gefasst wurden. In den Materialien im Kreisarchiv findet sich jedenfalls kein Hinweis auf eine Festnahme oder einen Prozess.