Großhansdorf. Steigende Preise im Bausektor. SV Großhansdorf präsentiert abgespeckte Version. Vorstand reagiert auf Kritik von Projektgegnern.
Die neue Sporthalle, die der Sportverein Großhansdorf (SVG) in der Waldgemeinde errichten möchte, wird womöglich deutlich kleiner als ursprünglich geplant. Bei einer Informationsveranstaltung im Waldreitersaal hat die Vereinsspitze am Montagabend einen aktuellen Planungsstand präsentiert – und eine abgespeckte Variante des Projektes ins Spiel gebracht. Grund sind die immensen Kostensteigerungen im Bausektor.
Die Planungen für den Hallenneubau laufen bereits seit 2019. „Leider haben uns Corona und der Krieg in der Ukraine einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte Schatzmeister Lutz Harnisch-Schwerdt. Für den ursprünglichen Entwurf hatte der Sportverein mit Baukosten von rund 3,1 Millionen Euro gerechnet. Durch den Anstieg der Preise liege die Summe nun bei etwa vier Millionen Euro.
Neue Sporthalle in Großhansdorf: Verein stellt abgespeckte Variante vor
„Das hat uns dazu veranlasst, zu schauen, was passiert, wenn wir nur das absolut Notwendigste bauen, eine reine Sporthalle“, so Harnisch-Schwerdt. „Schätzungen unseres Architekten zufolge wäre ein solches Gebäude für knapp über zwei Millionen Euro umsetzbar, eine mögliche Baukostensteigerung von 35 Prozent schon eingerechnet.“
Das ursprüngliche Konzept des Architekturbüros Aumann Katzsch aus Hamburg sieht einen partiell zweigeschossigen Bau mit rund 1600 Quadratmetern Nutzfläche vor. Kern des Gebäudes soll eine 30 mal 15 Meter große und sechs Meter hohe Halle sein. Im Erdgeschoss soll es neben Umkleiden, Sanitärbereichen und Geräteräumen zudem einen 120 Quadratmeter großen Raum für Kraftsport geben.
Vereinsheim Sporti mit Gaststätte soll abgerissen werden
Im Obergeschoss sind ein ebenfalls 120 Quadratmeter großer Gymnastiksaal, ein großer Sitzungsraum für bis zu 20 Personen, eine Küche, ein Büro, ein kleineres Sitzungszimmer und weitere Sanitärbereiche vorgesehen. Das alles gibt es in der neuen, kostengünstigeren Variante nicht. Die zweite Etage fällt weg, neben der 450 Quadratmeter großen Halle gibt es lediglich Umkleiden, Sanitärbereiche und Geräteräume. Die Gesamtnutzfläche würde bei etwa 770 Quadratmetern liegen, etwa halb so viel wie bei der großen Variante.
In beiden Versionen soll die neue Halle auf der Fläche am Sportplatz Kortenkamp entstehen, auf welcher sich derzeit das Vereinsheim Sporti befindet. Der Bau ist in die Jahre gekommen, an vielen Stellen besteht laut Vereinsvorstand Investitionsbedarf. Eine Sanierung sei jedoch nicht wirtschaftlich. Die SVG-Spitze plädiert deshalb für einen Abriss. Erhalten bleiben sollen die Nebengebäude auf östlicher Seite, die derzeit unter anderem die Umkleiden für die Fußballer beherbergen. „Es wird immer schwieriger, einen Pächter für die Vereinsgaststätte zu finden“, sagte die Vorsitzende Petra Malchin. Das Restaurant rentiere sich nicht mehr. Die letzte Pächterin hat während der Corona-Pandemie gekündigt. Seitdem steht das 360 Quadratmeter große Lokal leer.
In Großhansdorf werden dringend Hallenkapazitäten benötigt
Hinzu komme, dass in Großhansdorf dringend weitere Hallenkapazitäten benötigt werden. „Durch die Einführung der Offenen Ganztagsschule nutzen die Schulen ihre Hallen verstärkt auch am Nachmittag selbst“, sagte Malchin. Besonders für Turnen, Reha- und Seniorensport und Mutter-Kind-Kurse fehlen demnach Kapazitäten. Laut Sandrine Klimek, Leiterin der SVG-Geschäftsstelle, stehen derzeit mehr als 100 Kinder auf der Warteliste für einen Platz in einer Turngruppe.
„Wir möchten diesen Kindern nicht nur die Möglichkeit geben, ein Sportangebot wahrzunehmen, sondern sie auch frühzeitig an den Verein binden“, sagte sie. Zunehmende Konkurrenz durch kleine Einspartenvereine und neue Freizeitangebote machten es für Breitensportvereine wie den SVG mit seinen rund 1500 Mitgliedern und zwölf Sparten erforderlich, mit attraktiven Angeboten aktiv um Neumitglieder zu werben. „Die Zeiten, in der die Leute von selbst zu uns kommen, sind vorbei“, so Klimek. Diese Angebote könne der SVG nur mit einer eigenen Halle schaffen.
Die Neubaupläne sind unter den Vereinsmitgliedern umstritten
Unter den Mitgliedern des SV Großhansdorf sind die Neubaupläne umstritten. Einige wollen das Sporti unbedingt erhalten, andere sorgen sich, dass der Verein sich mit einem Neubau finanziell übernimmt. Kritiker hatten dem Vorstand mangelnde Transparenz vorgeworfen und die Vereinsspitze beschuldigt, Gegner mundtot machen zu wollen.
Die Informationsveranstaltung von Montag, zu der auch Nicht-Mitglieder eingeladen waren, kann deshalb als Reaktion des Vorstands auf die Vorwürfe gesehen werden. Als Moderator für die an die Vorstellung des Planungsstandes folgende Fragerunde hatte die SVG-Spitze mit dem Nicht-Mitglied Rüdiger Wilke, der auch Schiedsmann in Großhansdorf ist, einen neutralen Beobachter gewonnen, der gleich zu Beginn eine „emotionsfreie, sachliche Debatte“ anmahnte, bei der es auch blieb.
Gemeinde soll dem Sportverein 700.000 Euro als Zuschuss gewähren
Kritische Fragen gab es dennoch. Sorge bereitete vielen anwesenden Mitgliedern weiterhin vor allem die Finanzierung. Eine erste Schätzung hatte Schatzmeister Harnisch-Schwerdt zuvor für die kleinere Lösung präsentiert. Demnach soll der mit einer Million Euro größte Teil der Gesamtkosten per Investitionskredit finanziert werden. Gespräche mit Geldinstituten habe der Vereinsvorstand bereits geführt.
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Weitere 700.000 Euro sollen als Zuschuss bei der Gemeinde Großhansdorf beantragt werden, welche auch eine gemeindliche Bürgschaft für den Kredit übernehmen soll. Ob und in welcher Höhe sich die Kommune beteiligt, ist aber noch ungewiss. 150.000 Euro möchte der Verein aus Eigenkapital stemmen, 100.000 Euro aus weiteren Zuschüssen, unter anderem des Landessportbundes, mit dem es ebenfalls bereits Gespräche gegeben habe. Die restlichen 100.000 sollen durch Spenden und Sponsoring generiert werden. Das Grundstück, welches der Gemeinde gehört, soll diese dem SVG per Erbbaupacht zu günstigen Konditionen überlassen.
Neue Halle wäre für Punktspiele der Ballsportler zu niedrig
Laut Harnisch-Schwerdt könnte die Halle, Kosten für Unterhaltung, Verwaltung, Energie und Reinigung einberechnet, ab dem zweiten Jahr wirtschaftlich betrieben werden. Die Betriebskosten liegen demnach bei schätzungsweise 146.000 Euro im Jahr, die Einnahmen unter anderem durch zusätzliche Sportangebote, welche die Halle ermöglichen würde, bei knapp 150.000 Euro. Auf Nachfrage räumte Malchin ein, dass es in den kommenden Monaten auch Beitragserhöhungen geben werde. „Wir haben darauf seit 2017 verzichtet, aber bei der Mitgliederversammlung im April werden wir darüber reden müssen“, sagte die Vorsitzende.
Kritik gab es auch, weil die Halle mit einer Deckenhöhe von sechs Metern für Ballsportarten wie Basketball oder Volleyball zu niedrig wäre, um dort Punktspiele auszutragen. „Höher dürfen wir dort nicht bauen“, sagte dazu Harnisch-Schwerdt. Das Training könne dennoch in dem Neubau stattfinden. Mehrere Anwesende sprachen sich weiterhin für die große, teurere Variante aus. Diese sei auch noch nicht endgültig vom Tisch, betonte die Vorsitzende Malchin. Derzeit sei aber unklar, wie sich eine solche Halle finanzieren lasse.
Einen Termin für einen Baubeginn gibt es noch nicht
„Wir nehmen alle Anregungen auf und schauen, was machbar ist“, so Malchin. Noch sei nichts in Stein gemeißelt. Auch einen Termin für einen Baubeginn gebe es noch nicht. Zunächst sollen die Gespräche mit der Gemeinde Großhansdorf, weiteren potenziellen Geldgebern und den Mitgliedern in den kommenden Monaten weitergehen. An die Gegner des Projektes gewandt sagte Malchin: „Ich betrachte es als Aufgabe des Vorstands, den Verein für die Zukunft aufzustellen. Das jetzt nicht anzuschieben wäre grob fahrlässig.“