Bargteheide. Hinter den Kulissen konnte der Investor Stadtwerke Flächen für 16 weitere Stellplätze erschließen. Wo sie entstehen sollen.
Überraschende Wende in der Debatte um das Wohnungsbauprojekt Am Maisfeld in Bargteheide. Nachdem im Planungsausschuss Anfang Februar die große Variante mit 76 Wohnungen wegen fehlender Parkplätze abgelehnt worden war und nur noch 63 Wohneinheiten entstehen sollten, überraschte die Stadtverwaltung in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses mit der Mitteilung, dass nun neue Flächenpotenziale für 16 weitere Stellplätze erschlossen werden konnten. „Ich appelliere deshalb an alle, nun doch für die große Lösung zu stimmen, weil Bargteheide dringend neuen Wohnraum braucht, vor allem bezahlbaren“, mahnte Bürgermeisterin Gabriele Hettwer eindringlich.
Wie bereits berichtet, wollen die Stadtwerke Bargteheide auf einem städtischen Grundstück Am Maisfeld öffentlich geförderten Wohnraum realisieren. Für das betreffende Areal hatte das Planungsbüro Drees & Sommer zwei mögliche Bebauungsvarianten vorgelegt: Eine große mit 76 Wohneinheiten, von denen 58 Sozialwohnungen wären, und eine kleinere mit 63 Einheiten, davon 47 im Kontingent bezahlbarer Wohnraum.
CDU und WfB beharren auf Stellplatzrichtlinie
CDU und die Wählergemeinschaft hatten die große Lösung erst abgelehnt, weil gemäß Stellplatzrichtlinie der Stadt 16 Stellplätze nicht ausgewiesen worden waren. Das hatten nicht nur die anderen Fraktionen öffentlich kritisiert, sondern auch Kämmerer Joachim Teschke in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Stadtwerke.
Er sei bisher davon ausgegangen, dass die Schaffung bezahlbaren Wohnraums in größtmöglichem Umfang die oberste Maxime sei, wenn die Stadt schon selbst in den Wohnungsbau einsteigt. Doch nun beschneide sie sich selbst in ihren Möglichkeiten. „Deshalb hatte uns die erste Abstimmung im Ausschuss für Planung und Verkehr doch sehr überrascht“, sagte Teschke dem Abendblatt.
Tennis-Club hilft den Planern aus der Patsche
Da die Fronten verhärtet schienen und CDU wie WfB wenig Neigung erkennen ließen, ihre Entscheidung zu revidieren, wurden hinter den Kulissen intensiv mögliche Optionen zur Schaffung von mehr Parkflächen ausgelotet. Das Planungsbüro Drees & Sommer teilte jetzt mit, dass im westlichen Bereich des Baugrundstücks zehn weitere Stellplätze denkbar wären. Im Gegenzug sollen die an dieser Stelle ursprünglich geplante Müllcontaineranlage und die Fahrradabstellplätze an andere Standorte des Areals verlagert werden.
Außerdem signalisierte der im Süden benachbarte Bargteheider Tennis-Club auf Anfrage, dass er das Potenzial für weitere sechs Stellplätze auf seinem Gelände sehe. „Mit den 50 Stellplätzen nördlich und westlich des Grundstücks wären dann jene 66 Parkplätze ausgewiesen, die laut Stellplatzrichtlinie für die 76 Wohnungen gefordert sind“, fasste die Bürgermeisterin die neuesten Entwicklungen zusammen.
FDP fordert an diesem Standort 100 Wohnungen
Ohne damit aber alle Fraktionen gleichermaßen glücklich gemacht zu haben. „Von unserer einstigen Zielvorgabe 100 Wohnungen an diesem Standort sind wir trotzdem weit entfernt“, monierte FDP-Fraktionschef Gorch-Hannis la Baume. Warum die drei vorgesehenen Gebäude nicht durchgängig fünfgeschossig geplant worden seien, erschließe sich nicht. „Dann hätten wir rund ein Viertel frei finanzierte Wohnungen gehabt. Womit sich eine Tiefgarage gerechnet hätte und alle Stellplatzprobleme vom Tisch gewesen wären“, so der Freidemokrat.
Die Grünen kritisierten noch einmal das starre Beharren von CDU und WfB auf der Stellplatzrichtlinie. „Wie der Name es schon sagt, es handelt sich hier um eine Richtlinie und kein Dogma“, sagte Fraktionschefin Ruth Kastner. Die Landesbauordnung erlaube bei einem entsprechenden Mobilitätskonzept, das es im konkreten Fall ja gebe, eine gewisse Flexibilität, die CDU und WfB aber nicht zulassen wollten. Das sei angesichts der gravierenden Wohnungsnot und der anhaltenden Flüchtlingswelle völlig unverständlich.
Eigenen Beschluss von Anfang Februar kassiert
Den Vorwurf, gegen Wohnungsbau zu sein, wiesen die Christdemokraten vehement zurück. Die Stellplatzrichtlinie basiere nun mal auf einem Beschluss der Kommunalpolitik und könne nicht so ohne Weiteres außer Acht gelassen werden. „Außerdem gibt es in der Stadt schon zu viele völlig zugeparkte Straßen. Deshalb sollten wir nicht wissentlich für weitere Problemzonen sorgen“, erklärte Martin Flaig.
Letztlich kassierte der Ausschuss bei zwei Enthaltungen seinen eigenen Beschluss von Anfang Februar für die kleinere der beiden Varianten Am Maisfeld. Das Bauvorhaben soll jetzt in der vom Planungsbüro aufgezeigten Alternative mit 76 Wohneinheiten samt 66 Stellplätzen umgesetzt werden.
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Laut Jürgen Weingärtner, Mitglied des Aufsichtsrats der Stadtwerke, sollte die Planungsreife für das Projekt nun bis Mai erfolgen, um mit dem Bau möglichst noch im vierten Quartal dieses Jahres beginnen zu können. „Jede weitere Verzögerung würde die Kosten nur in die Höhe treiben“, erklärte der Sozialdemokrat.
Insofern sei es auch völlig abwegig, das Vergabeverfahren für eine Aufstockung der Gebäude noch einmal um weitere sechs Monate zu verschieben, wie es Freidemokrat la Baume gefordert hatte. „Für solche Forderungen ist es jetzt schlicht zu spät. Zumal die fortgesetzte Wirtschaftlichkeit dann erst einmal wieder nachgewiesen werden müsste“, wo Weingärtner.