Bargteheide. Parteien können sich beim Bauvorhaben Am Maisfeld nicht auf große Planungsvariante mit 76 Wohneinheiten einigen.

Bereits 2019 herrschte über Parteigrenzen hinweg Einigkeit darüber, dass es in Bargteheide zu wenig öffentlich geförderten Wohnraum gibt. Als Konsequenz daraus wurde beschlossen, dass die Stadtwerke auf städtischen Grundstücken selbst sozialen Wohnungsbau realisieren sollen.

Doch gleich eines der ersten großen Projekte, die Entwicklung eines Areals nördlich der Straße Am Maisfeld und östlich der Straße Kruthorst, offenbarte jetzt, wie weit die Fraktionen bei der praktischen Umsetzung solcher Vorhaben auseinander liegen. Statt 76 werden dort aller Voraussicht nach nur 63 Wohneinheiten entstehen.

Bergteheide beschneidet sich in eigenen Möglichkeiten

„Die Abstimmung im Ausschuss für Planung und Verkehr hat uns doch sehr überrascht“, sagt Kämmerer Joachim Teschke, zugleich Geschäftsführer der Stadtwerke. Er war bisher davon ausgegangen, dass die Schaffung bezahlbaren Wohnraums in größtmöglichem Umfang die oberste Maxime sei, wenn die Stadt schon selbst in den Wohnungsbau einsteigt. Doch nun beschneide sie sich selbst in ihren Möglichkeiten.

Das sei im konkreten Fall umso gravierender, als elf der 13 wegfallenden Wohnungen zum Kontingent der geförderten Einheiten zählen. „Dieser Verzicht verschlechtert zudem die gesamte wirtschaftliche Situation des Projekts in einem ohnehin extrem schwierigen Marktumfeld“, so Teschke. Der in diesem Zusammenhang daran erinnerte, dass mit Vonovia einer der Big Player im Bereich der Wohnungswirtschaft gerade alle geplanten Neubaumaßnahmen gestoppt und auf Eis gelegt habe.

Wichtige Querverbindung zur Lübecker Straße

Doch warum haben CDU und die Wählergemeinschaft WfB im Ausschuss der großen Variante Am Maisfeld ihre Zustimmung verweigert? „Für uns war die Parkplatzsituation entscheidend“, sagt Christdemokrat Torsten Frehe, zugleich Ausschussvorsitzender. Laut gültiger Stellplatzrichtlinie der Stadt hätten es für 76 Wohnungen mindestens 66 Stellplätze sein müssen. Tatsächlich seien es aber nur 50. „Dieses Gap ist angesichts der allgemeinen Parksituation in dem Quartier für uns nicht akzeptabel“, so Frehe. Dann verlagere sich das Parken an die Straße, was Nachbarn in unangemessener Weise benachteiligen würde.

Laut Fraktionskollege Sven Meding gebe es bereits zu viele Wohngebiete in der Stadt, in denen die Straßen zugeparkt seien. Als Beispiele nannte er den Strubarg und den Tremsbütteler Weg. „Im konkreten Fall wäre das aber auch deshalb problematisch, weil die Straße Am Maisfeld eine wichtige Querverbindung zur Lübecker Straße ist.

Tiefgarage ist wirtschaftlich nicht darstellbar

Joachim Teschke hält dem entgegen, dass es durch das städtische Mobilitätskonzept eine sehr gute Anbindung an die Ringbuslinien gebe und zudem zahlreiche Fahrradabstellplätze geschaffen würden. Überdies sei die Stellplatzrichtlinie eben nur eine Richtlinie und mitnichten in Stein gemeißelt. „In begründeten Ausnahmefällen wäre es durchaus opportun, davon abzuweichen, das sehe ich hier durchaus gegeben“, so Teschke.

Den ins Spiel gebrachten Bau einer Tiefgarage, von (versenkbaren) Doppelparkplätzen oder einer extra Parkpalette wies der Stadtwerke-Chef als unrealisierbar zurück. „Bei einem Anteil von 70 Prozent geförderten Wohnungen sind solche Parkeinrichtungen wirtschaftlich überhaupt nicht darstellbar, sie werden durch die Investitionsbank des Landes auch nicht gefördert“, begründet Teschke. Außerdem hätte man solche Sonderwünsche bereits in die Ausschreibung aufnehmen müssen, das sei aber nicht geschehen.

Der vorhandenen Siedlungsstruktur nicht angemessen

Die SPD hatte für eine durchgängig vierstöckige Auslegung der drei geplanten Gebäude Am Maisfeld gestimmt, um die große Variante mit 76 Wohnungen umsetzen zu können. Allerdings sieht sie den von den Grünen geforderten Verzicht auf viele Stellplätze kritisch. „Es ist naiv zu glauben, Bewohner von preiswertem Wohnraum hätten keine Autos“, sagt Fraktionsvize Peter Beckendorf. Im ländlichen Raum seien private Fahrzeuge oftmals unverzichtbar, um in bestimmten Jobs überhaupt arbeiten zu können.

Für die Wählergemeinschaft WfB passt sich die geplante Bebauung ohnehin nicht in die vorhandene Siedlungsstruktur ein. Die bis zu vier Stockwerke hohen Gebäude wirkten in dem durch Einfamilienhäuser geprägten Stadtteil eher deplatziert. „Damit haben wir uns meilenweit von der Ursprungsidee für dieses Gebiet entfernt“, sagte Fraktionschef Norbert Muras bereits im Juni 2022.

Dennoch befürwortete die Wählergemeinschaft letztlich den kleineren Entwurf mit 63 Wohnungen, ebenso wie CDU, SPD und USB. Grüne und FDP enthielten sich hingegen. In der Annahme, bei der finalen Abstimmung in der nächsten Ausschusssitzung am 22. Februar das Ruder doch noch mal herumreißen zu können?

Das jedenfalls hofft Stadtwerke-Chef Joachim Teschke. „58 geförderte Wohnungen sind besser als 47. Zumal Bargteheide die große Chance hat, diesen bezahlbaren Wohnraum auf viele Jahre zu sichern“, sagt er. Selbst der Anteil an frei finanzierten Wohnungen, bei der großen Variante 18, komme ja dem Gemeinwohl zugute, weil die Erlöse ebenfalls in die Stadtkasse flössen. Es lägen somit genügend Argumente auf dem Tisch, um bis zum Beschluss der Änderung des Bebauungsplans zu einem besseren Ergebnis zu kommen.