Ahrensburg. Christian Behrendt möchte das Zentrum beleben. Welche Auswirkungen die Pandemie hat und warum nicht jede Neueröffnung der Stadt guttut.
Einzelhandel und Gastronomie in der Ahrensburger Innenstadt haben die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Auswirkungen offenbar deutlich besser überstanden, als befürchtet. Zumindest hat die Zahl der leerstehenden Ladenflächen im Zentrum nicht zugenommen – im Gegenteil. Das geht aus den aktuellen Zahlen von Citymanager Christian Behrendt hervor.
Mit diesen Ideen möchte Ahrensburgs Citymanager gegen Leerstand vorgehen
Demnach stehen von den 262 Laden- und Gastronomieflächen derzeit neun leer. Das bedeutet einen Anteil von etwa 3,4 Prozent. „Ahrensburg steht damit deutlich besser da als andere Städte mit vergleichbarer Größe“, sagt Behrendt. Auch langfristig sei die Entwicklung positiv: Im Februar 2020, vor Beginn der Pandemie, lag der Anteil noch bei 5,3 Prozent, 2018 bei sechs Prozent.
„Wissenschaftler gehen davon aus, dass Corona die Innenstädte größerer Städte deutlich härter getroffen hat“, sagt der Citymanager und ergänzt: „Auch wenn die Zahlen für Ahrensburg auf dem Papier gut aussehen, ist jedes abgehängte Schaufenster eines zu viel.“ Denn nur attraktive Geschäfte lockten die Kunden in die Innenstadt. Das Leerstandsmanagement sieht Behrendt, der im November 2020 die neu geschaffene Stelle des Citymanagers übernommen hat, deshalb als eine seiner zentralen Aufgaben.
Leerstandskataster listet Flächen mit Größe und Kontaktdaten der Makler
Als Hauptinstrument hat der Experte in den vergangenen Monaten ein sogenanntes Leerstandskataster in Ahrensburg etabliert. „Ich erhebe die verfügbaren Geschäftsflächen, ihre Größe und die Kontaktdaten der Makler, um unkompliziert Kontakt zwischen interessierten Händlern und Eigentümern herstellen zu können“, sagt Behrendt.
Darüber hinaus setzt Behrendt auf regelmäßigen Austausch mit Kaufleuten und Immobilieneignern. „Vor einiger Zeit habe ich den Runden Tisch Innenstadt ins Leben gerufen, am 30. Mai wird zusätzlich erstmals der Runde Tisch Gewerbeimmobilien zusammenkommen, dem 13 Immobilienbesitzer und Makler angehören werden“, erzählt er.
Erlebnismöglichkeiten gewinnen für Kunden an Bedeutung
Behrendt sieht sich als Dienstleister für die Gewerbetreibenden. „Die Herausforderung ist, dass die meisten Immobilien in privater Hand sind und ich nur begrenzte Einflussmöglichkeiten habe“, sagt er. Deshalb liege der Schwerpunkt seiner Arbeit in der Kommunikation und Beratung.
Direkte Maßnahmen könne die Verwaltung hingegen ergreifen, wenn es darum gehe, die städtebauliche Attraktivität des Zentrums zu erhöhen. „Eine attraktive Innenstadt, die zum Verweilen einlädt, lockt auch Gewerbetreibende an, das zeigen Studien“, sagt Behrendt. „Die Einkaufsstadt wird zunehmend zur Erlebnisstadt“, so der Experte. Erlebnismöglichkeiten könnten etwa Wasserspiele, Sitzbänke, Grünflächen und interaktive Sportgeräte sein.
In Ahrensburg fehlen Fachgeschäfte für Elektronik und Brautmode
Was das Warenangebot angehe, sei ein Branchenmix entscheidend. Hier sieht der Citymanager Ahrensburg bereits hervorragend aufgestellt. „Wir haben eine große Bandbreite an Geschäften“, sagt Behrendt. Einige Dinge fehlten dann aber doch. „Zum Beispiel ein Fachgeschäft für Sportartikel, ein Elektronikmarkt, eine Brautmodenhandlung und vor allem ein Geschäft, das Bekleidung für Jugendliche und junge Erwachsene anbietet“, zählt Behrendt auf.
Dabei gebe es durchaus Interessenten, die gern solche Geschäfte in Ahrensburg eröffnen würden. „Ich bekomme entsprechende Anfragen“, sagt der Citymanager. Ahrensburg sei mit der Lage zwischen Hamburg und Ostsee ein bei Unternehmern nach wie vor gefragter Standort. „Außerdem verfügen die Bewohner über eine hohe Kaufkraft“, sagt Behrendt.
Kaufkraft der Ahrensburger ist mit der er Münchener vergleichbar
Der Kaufkraftindex für Ahrensburg liege bei überdurchschnittlichen 130 und sei damit mit München vergleichbar. Als Bundesdurchschnitt ist ein Wert von 100 definiert. Behrendt führt zwei Gründe an, warum dennoch Geschäfte leer stehen. Einerseits die Mieten, die in Ahrensburg für Ladenflächen je nach Größe mit 17 bis 30 Euro pro Quadratmeter zu Buche schlagen. „Der Preis ist zwar im Vergleich mit anderen Städten noch moderat, aber eben auch nicht günstig“, so der Citymanager.
Andererseits passten die freien Ladenflächen und die Interessenten oft einfach nicht zusammen. „Vor allem kleine Flächen mit einer Größe von bis zu 100 Quadratmeter stehen aktuell leer, die meisten Interessenten, die ich derzeit auf der Warteliste habe, suchen aber größere Immobilien“, sagt Behrendt. So habe er unlängst mit einem großen Technikfilialisten gesprochen, der gern nach Ahrensburg kommen würde, aber eine Geschäftsfläche von mindestens 600 Quadratmetern suche.
Nicht von jeder Neueröffnung profitiert die Innenstadt
Es sei für das Zentrum als Ganzes aber auch nicht sinnvoll, Flächen um jeden Preis zu vermieten, auch wenn er den Wunsch der Eigner, möglichst schnell Mieteinnahmen zu erzielen, nachvollziehen könne. „In letzter Zeit sind anstelle von Geschäften in mehrere Immobilien Dienstleister eingezogen“, sagt Behrendt. So findet sich jetzt etwa eine Praxis für Physiotherapie in den vormaligen Räumen des Küchenbedarfsanbieters „Home & Cook“ im CCA. In das ehemalige „Einrichtungs-Eck“ an der Ecke Bei der Doppeleiche/Große Straße ist ein Finanzberater eingezogen.
„Diese Entwicklung bereitet mir Sorge, denn abgeklebte Schaufenster locken keine Kunden an“, sagt Behrendt. Innenstadtbesucher wollten stöbern und entdecken. „Deshalb versuche ich, das Gespräch mit den Eigentümern leerstehender Immobilien zu suchen, um solchen Entwicklungen vorzubeugen, auch wenn ich natürlich nur Vorschläge machen kann“, sagt der Citymanager.