Ahrensburg. Landesweites Onlineportal zeigt anhand neuer Karten Werte für 430 Städte und Gemeinden. Was Ahrensburg jetzt plant.
Wo ist es an den Straßen im Kreis Stormarn besonders laut? Diese Frage beantworten die aktuellen Lärmkarten, die das Land Schleswig-Holstein für etwa 430 Städte und Gemeinden erstellt hat. Jeder Bürger kann auf der Internetseite www.laerm.schleswig-holstein.de seinen Ort finden. Als Nächstes sind die Kommunen an der Reihe: Auf Grundlage der neuen Daten sollen sie bis Mitte Juli 2024 ihre jeweilige Situation bewerten, bisherige Lärmaktionspläne überprüfen und soweit erforderlich überarbeiten. Der Ahrensburger Umweltausschussbeschäftigt sich bereits am Mittwoch, 11. Januar, mit dem Thema.
In Stormarn geht der meiste Lärm von den drei Autobahnen 1, 21 und 24aus. Aber auch in Orten wie Ahrensburg (Ostring, Lübecker Straße, Hamburger Straße, Beimoorweg), Bargteheide (Lohe), Barsbüttel, Glinde und Reinbek (Kreisstraße 80) oder Bad Oldesloe (Bundesstraße 75) ist es überdurchschnittlich laut.
Lärmkarten für 2500 Kilometer Straßen sind abrufbar
Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), das dem Umweltministerium angegliedert ist, hat Lärmkarten für rund 2500 Kilometer Straßen ausgearbeitet, auf denen täglich durchschnittlich mehr als 8220 Fahrzeuge unterwegs sind. Darüber hinaus wurden einzelne Strecken zusätzlich betrachtet. Damit werde die Umgebungslärmrichtlinie der Europäischen Union (EU) umgesetzt.
Nach den Berechnungen sind von den rund 2,9 Millionen Schleswig-Holsteinern etwa 340.000 ganztags einem Umgebungslärm von mehr als 55 Dezibel (dB(A)) ausgesetzt. Das ist vergleichbar mit einem Gespräch in einem Meter Entfernung. Rund 20.000 Menschen sind von sehr hohen Lärmbelastungen über 70 dB(A) betroffen, was einem Staubsauger oder dem Dauerschallpegel einer Hauptverkehrsstraße entspricht. In der Nacht sind etwa 220.000 Menschen mit mehr als 50 dB(A) von Straßenlärm belastet.
Der Lärm wird nach Verkehr, Lkw-Anteil, Tempo und Straßenbelag errechnet
„Bei der Berechnung der Lärmkarten werden im ersten Schritt die Lärmemissionen rechnerisch ermittelt, also das, was an Lärm insbesondere von einer Straße als Lärmquelle ausgeht“, sagt LLUR-Sprecher Martin Schmidt. Diese Emissionen werden vor allem durch die Verkehrsmenge, den Lkw-Anteil, die Straßenoberfläche und die Geschwindigkeit bestimmt. Im zweiten Schritt werde unter Berücksichtigung der Abstände, der Schallhindernisse (Gebäude, Lärmschutzwände und -wälle) die Lärmbelastung für das jeweilige Gebiet errechnet.
Die Europäische Kommission habe für die aktuelle Kartierung neue Berechnungsverfahren vorgegeben. „Daher weichen die neuen Lärmkarten von den Lärmkarten aus dem Jahr 2017 deutlich ab“, sagt Schmidt. Vorgeschrieben ist, die Planung alle fünf Jahre zu überprüfen. Für Hauptstrecken der Deutschen Bahn AG (circa 470 Kilometer) erfolgt die Ausarbeitung der Lärmkarten durch das Eisenbahn-Bundesamt und für den Flughafen Fuhlsbüttel durch die Stadt Hamburg.
Lärmkarten werden in einem neuen Geoportal veröffentlicht
Für die Veröffentlichung der Karten wurde in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Vermessung und Geoinformation Schleswig-Holstein das neue Geoportal Umgebungslärm ins Leben gerufen. Dort sind auch die Auswirkungen des Hamburger Flughafens dargestellt. Einige Karten für den Straßenverkehr einzelner Städte werden noch ergänzt. Das Geoportal ist ebenfalls über die Homepage zu erreichen.
Mit der Ausarbeitung durch das LLUR unterstützt das Land Schleswig-Holstein freiwillig seine kleineren Kommunen bei der Umsetzung der Umgebungsrichtlinie. Größere Orte mit mehr als 20.000 Einwohnern erhielten auf Wunsch die gleiche Unterstützung. Darüber hinaus hilft das LLUR bei der Aufstellung der Aktionspläne.
Auch im Kreis Stormarn werden die betroffenen Städte und Gemeinden nun die Auswirkungen der Lärmsituation beurteilen. Danach geht es darum, den Lärm zu vermindern oder zu verhindern. Bei der Fortschreibung der Lärmaktionspläne kann auch die Öffentlichkeit mitwirken, um zum Beispiel Probleme darzulegen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.
Ahrensburg präsentiert der Ablauf der Bürgerbeteiligung
„Wir werden wieder eine Bürgerbeteiligung auf den Weg bringen“, sagt der Ahrensburger Bauamtsleiter Peter Kania. Im nächsten Umweltausschuss soll der Ablauf präsentiert werden. Der Mitarbeiter, der im Rathaus für den Shuttle-Service HVV hop (ehemals Ioki) zuständig ist, wird den Prozess begleiten.
Seit 2007 müssen Kommunen, die im Bereich von Hauptlärmquellen liegen, eine Lärmminderungsplanung nach EU-Richtlinien aufstellen. Ahrensburg hatte zuletzt zwölf Quartiere besonders betrachtet. Es gab eine Lenkungsgruppe, in der die Fraktionen sowie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Allgemeinde Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) vertreten waren. In Workshops kamen die Einwohner zu Wort.
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Am Ende können auch mal kleine Veränderungen dafür sorgen, dass die Menschen gesünder leben können. So kam auf Anregung aus dem Plan im Vorjahr bei der Sanierung der Bünningstedter Straße ein spezieller Straßenbelag zum Einsatz, der die Abrollgeräusche der Autoreifen verringert.
Umweltausschuss Ahrensburg Mi 11.1., 19.30 Uhr, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9