Ahrensburg. Vielerorts wird die Raumtemperatur reduziert und Warmwasser abgestellt. Sind Schulen und Kitas betroffen? Die Maßnahmen im Überblick.

Die Gaskrise treibt nicht nur Unternehmen und Bürger, sondern auch Städte, Gemeinden und das Land um. Finanzministerin Monika Heinold (Die Grünen) hatte bereits am Dienstag für Schleswig-Holsteins Behörden strenge Energiesparregeln angekündigt. Wie bereiten Kommunen in Stormarn sich auf den Winter vor?

Energiesparen in Stormarn: Hier geht das Licht früher aus

Laut Katharina Richter, Sprecherin der Stadt Glinde, hat die Stadt bereits einige Maßnahmen umgesetzt. „Seit etwa vier Wochen geht das Licht im Rathaus früher aus“, so Richter. Dass in den Sanitärräumen nur kaltes Wasser aus der Leitung kommt, sei bereits seit mehreren Jahren der Fall. Zudem denkt die Stadt darüber nach, die Raumtemperatur zu reduzieren.

Auch über eine Ausweitung des Homeoffice werde nachgedacht. „Aktuell können unsere Mitarbeiter zwei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten“, sagt die Sprecherin. Maßnahmen werden, so Richter weiter, wohl aber zunächst nur das Rathaus und keine Schulen oder Kitas betreffen. Dort zum Beispiel die Raumtemperaturen zu reduzieren, sei vor allem mit kleinen Kindern schwer umsetzbar.

Alle sollen Beitrag zum Energiesparen leisten

Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß ist es indes wichtig, dass alle ihren Beitrag zum Energiesparen leisten: Es soll nicht nur Maßnahmen in Schulen und Kitas geben, auch Sportvereine, die Feuerwehr, der Bauhof oder die Nutzer des Waldreitersaales sollen zum Sparen angehalten werden. Entsprechende Gespräche werden geführt.

„Dauerhaftes Homeoffice im Rathaus ist keine Option, da viele Abteilungen nur aus einer Person bestehen und so Ansprechpartner vor Ort fehlten“, so Voß. Die Straßenbeleuchtung sei bereits auf LED umgestellt. Bei entsprechenden Maßnahmen hofft der Bürgermeister, zehn bis 15 Prozent einsparen zu können.

„Energiesparmaßnahmen sind für uns nicht nur das Gebot der Stunde, sondern eine dauernde Aufgabe“, so Horst Ansén, Bürgermeister in Ammersbek. Die Gemeinde werde ein Energiesparziel von 15 Prozent übertreffen. Ansén: „Ich denke, dass die öffentliche Hand eine Vorbildfunktion haben sollte und nicht nur die privaten Haushalte in der Pflicht sind.“

In Trittau soll Raumtemperatur auf 20 Grad abgesenkt werden

Maßnahmen, die die Gemeinde plant oder bereits umsetzt, sind etwa die Erneuerung von Heizungsregelungen im Dorfgemeinschaftshaus, im Bauhof und der Grundschule Hoisbüttel, der Einbau intelligenter Heizkörperthermostate im Rathaus, Dorfgemeinschaftshaus und Bauhof, die Erneuerung der Lüftungsanlage im Dorfgemeinschaftshaus inklusive Wärmerückgewinnung oder Reparaturen an Außenfenstern und -türen.

In Trittau hat Bürgermeister Oliver Mesch eine Task-Force Energieeinsparung gebildet. „Für die Liegenschaften der Gemeinde und des Amtes ist ein Maßnahmenpaket erarbeitet worden, das bereits sukzessive umgesetzt wird“, so Mesch.

Es werde erwogen, die Homeoffice-Regelung auszuweiten. Alle Heizungsanlagen werden optimiert und die Raumtemperatur auf 20 Grad abgesenkt. „Außerdem ist angedacht, das Warmwasser im Verwaltungsgebäude komplett abzustellen“, so Mesch. Eine Entscheidung darüber steht in der nächsten Woche an.

Temperatur in Foyers und Fluren wird gesenkt

Wo möglich werde die Temperatur in wenig genutzten Gebäudebereichen wie Fluren und Foyers gesenkt. Energiesparende Beleuchtung sei in einem Großteil der Büros bereits vorhanden, auf Ventilatoren, Kleinklimaanlagen und Heizlüfter werde verzichtet. Der Springbrunnen auf dem Europaplatz ist abgestellt.

Mesch hält ein Einsparpotenzial von bis zu 15 Prozent für möglich. Auch im Freibad sind Sparmaßnahmen umgesetzt worden. Die Duschwassertemperatur ist abgesenkt worden, die Grundtemperatur des Badewassers auf 23 Grad. Mitte August werden Sprungturm- und Kleinkinderbecken gesperrt. Zudem endet die Badesaison in Trittau bereits Anfang September.

Die Stadt Bargteheide verweist insbesondere auf ihr Energiesparprojekt „fiftyfifty“, das seit Monaten in Bargteheider Schulen durchgeführt wird und bereits zu erheblichen Energieeinsparungen in städtischen Liegenschaften beigetragen habe. „Im Rahmen eines Contractingmodells ist zudem ein Nahwärmenetz für das Schulzentrum errichtet worden“, so Jürgen Engfer, Planungschef der Stadtverwaltung.

Straßenbeleuchtung vor Jahren auf LED umgestellt

Die Straßenbeleuchtung ist vor Jahren auf LED umgestellt worden. Nicht erforderliche Beleuchtungen sollen abgeschaltet und auf eine Illuminierung des Rathauses verzichtet werden. Einsparpotenzial verspricht sich die Stadtverwaltung zudem von einer Zentralisierung einzelner Bereiche in energiesparenden Liegenschaften sowie die Konzentration auf bestimmte Büros. „Homeoffice, Shared Desks und Co-Working werden bei uns seit der Pandemie eh schon verstärkt praktiziert“, so Jürgen Engfer.

Die Stadt Ahrensburg hat eine Arbeitsgruppe Gasmangellage eingerichtet, die in der vergangenen Woche zum ersten Mal getagt hat. „Wir beobachten die Situation genau“, so Sprecher Fabian Dorow. Einzelne Maßnahmen mit dem Fokus auf einer Reduzierung des Gasverbrauchs wurden bereits umgesetzt. „Die Hallenschließzeit des Badlantics wurde nach der jährlichen Wartung bis zum Ende der Freibadsaison verlängert. Dadurch konnten bereits mehrere 100 Megawattstunden Gas eingespart werden“, so Dorow.

Einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung des Gasverbrauchs liefere der rechtzeitige Abschluss ohnehin laufender energetischer Sanierungsmaßnahmen an städtischen Gebäuden, etwa die Rathaussanierung, die energetische Sanierung der Grundschule Reesenbüttel oder die LED-Umrüstung der Sporthallen.

Mitarbeiter sollen fürs Energiesparen sensibilisiert werden

Eine zentrale Steuerung der Raumtemperatur sei in den städtschen Liegenschaften technisch nicht möglich. Daher komme es vor allem auf das Nutzverhalten der Mitarbeiter an, die zeitnah sensibilisiert werden sollen. Aber: „Im Hinblick auf eine Corona-Welle ist die Sperrung von Warmwasser für Waschbecken aus Hygienegründen nicht geplant. Ebenfalls ist eine Reduzierung von Straßenbeleuchtung derzeit nicht angedacht, da hier ein geringer Einspareffekt einer deutlichen Verschlechterung der Verkehrssicherheit gegenübersteht“, so der Sprecher.

Auch Jürgen Hettwer, Bürgermeister der Gemeinde Oststeinbek, beschäftigt das Thema. Unter anderem sei eine Absenkung der Raumtemperatur auf 20 Grad in den Liegenschaften im Gespräch. „Davon sind auch Sporthallen oder Flüchtlingsunterkünfte betroffen, wir sensibilisieren die Betroffenen momentan“, so Hettwer. Mit Kitas und Schulen werde man zeitnah das Gespräch suchen und einvernehmliche Lösungen suchen. Auch Maßnahmen wie eine Ausweitung von Homeoffice seien derzeit im Gespräch. Hettwer: „Wir denken in alle Richtungen.“

Kreisverwaltung Stormarn hat Regelungen in Kraft gesetzt

Die Kreisverwaltung in Bad Oldesloe hat bereits Regelungen zum Energiesparen in Kraft gesetzt. Dazu gehören Temperaturobergrenzen. So gilt für Büro- und Sitzungsräume, Küchen und Kantinen eine Maximaltemperatur von 20 Grad, in Treppenhäusern und Fluren von 10, Toiletten und Garderoben von 15, in Turnhallen und Gymnastikräumen von 18 und in Werkstätten zwischen 12 und 20 Grad. „Flure und Treppenhäuser sind weitgehend mit Bewegungsmeldern ausgestattet“, so Gregor Tuscher aus dem Stabsbereich. Neben verstärktem Homeoffice strebe die Kreisverwaltung einen Ausbau der Shared Desks an.

„Das Thema Energiesparen steht in der Kreisverwaltung nicht erst seit der aktuellen Energiekrise ganz oben auf der Agenda“, sagt Landrat Henning Görtz. Im Zuge der Klimaschutz-Aktivitäten seien viele Kreisgebäude gedämmt und mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet worden. Vorgaben zur Beheizung gebe es für die Verwaltungsgebäude, die Berufsschulen und die Einrichtungen des Katastrophenschutzes.