Hamburg. Experte Johannes Zink befürchtet durch die Energieeinsparungen deutlich mehr Probleme mit Schimmelbefall. Was er Hamburgern rät.
Wie heftig die Preissteigerungen beim Gas noch ausfallen werden, kann niemand seriös vorhersagen – im Vergleich zum Vorjahr haben sie sich bereits jetzt verdreifacht. Und die meisten gehen davon aus, dass es noch teuer wird. Was also tun? Wer die drastischen Mehrkosten nicht zahlen kann oder will, wird versuchen müssen zu sparen. Das, so fürchten Experten, könnte zu deutlich mehr Problemen mit Schimmelbefall führen.
Die „Wohlfühltemperatur“ ist bei jedem Menschen anders, dem einen ist es zu warm, der anderen zu kalt. Mediziner, Bauphysiker und Juristen sind sich da einig und definieren 20 Grad als die Temperatur, die gesundheitlich unbedenklich ist, als behaglich gilt und bei der keine erhöhte Schimmelgefahr besteht – es ist auch die Mindesttemperatur, die Vermieter und Mieter gewährleisten müssen. Dies entspricht meist der Einstellung 3 am Thermostaten. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 40 und 60 Prozent liegen und lässt sich leicht mit einem Hygrometer messen.
Energie sparen: Weniger Wärme erhöht Schimmelgefahr
„Je niedriger die Temperatur, desto höher steigt die relative Luftfeuchtigkeit und damit die Schimmelgefahr“, sagt Johannes Zink. Er ist Bauphysiker und Schimmelexperte mit jahrzehntelanger Erfahrung. Das habe mit Hygiene nichts zu tun – Schimmelpilze sind ein natürlicher Bestandteil der Luft. Besonders gefährdet für Schimmelbefall sind Altbauten, die nach dem Krieg bis Mitte der 80er- Jahre errichtet wurden. Voraussetzung sind kalte Wände (also Außenwände und da besonders die Ecken) und hohe Luftfeuchtigkeit. „Das lässt sich auch mit geringem Energieeinsatz vermeiden“, betont Zink.
Die wichtigsten Tipps gegen Schimmel in aller Kürze |
1. Mindestens 3 x täglich die Luft in den Räumen erneuern: morgens, (nach)mittags, abends. 2. Im Herbst je 10–15 Minuten lüften, im Winter genügen maximal 5 Minuten. 3. Dabei die Fenster ganz öffnen, langes Kipplüften kostet viel Heizenergie. 4. Nach Kochen und Duschen die freigesetzte Feuchte stets gründlich weglüften. 5. Wäsche trocknen im Waschkeller, auf dem Trockenboden, Balkon oder im Garten. 6. Im Winter soll die relative Feuchte bei 19– 21° Grad Celsius überwiegend 40–50% betragen. 7. Im Herbst kann die relative Feuchte bei 19–21°C ohne Weiteres 50–60% betragen. 8. In Räumen mit nur 16–18°C erhöhen sich diese Feuchtewerte um 10%. 9. Türen zwischen wärmeren und kälteren Wohnbereichen geschlossen halten. 10. Zu Außenwänden im Altbau mind. 10 cm Abstand einhalten, keine großen Möbel |
Besonders gefährdet sind Schlafzimmer, weil viele Menschen gerne in kühlen Räumen schlafen und sie tagsüber nicht genutzt und daher oft nicht geheizt werden. „Neben der Luftfeuchtigkeit erhöhen auch große Möbel, die eng an den Wänden stehen, das Risiko“, erläutert Zink. Zur Vorbeugung während der Heizperiode ist der Luftaustausch entscheidend. Außenluft habe dann immer eine bessere Qualität als Innenluft. Normalerweise reicht es völlig aus, dreimal täglich zu lüften. Zink: „Dabei müssen die Fenster aber ganz geöffnet werden – Lüften auf Kipp dauert lange, kühlt die Räume aus und kostet Energie.“ Ein Durchzug sei dagegen nicht erforderlich, auch wenn es immer wieder in Ratgebern auftaucht.
Nach dem Kochen immer lüften
Häufiger gelüftet werden muss, falls in der Wohnung besonders viel Feuchtigkeit entsteht. Das ist der Fall, wenn viele Personen sich dort aufhalten, oft geduscht und gekocht oder viel Wäsche zum Trocknen aufgehängt wird. Nach dem Kochen sollte immer gelüftet werden, um die Feuchtigkeit abzuführen – auch wenn es eine Dunstabzugshaube gibt. Zink: „Die filtert oft nur Fett und Gerüche, tauscht aber nicht die Luft aus.“
Die Dauer des Lüftens variiert nach Jahreszeit: Im Herbst bei zweistelligen Temperaturen sollten es zehn bis 15 Minuten sein, im Winter reichen fünf Minuten völlig aus – wegen der Temperaturunterschiede innen und außen geht der Luftaustausch schneller. „Noch längeres Lüften bringt keine Vorteile, die Räume kühlen nur unnötig aus“, sagt Zink.
Energie sparen: Räume sollen nie ganz auskühlen
Und was ist mit Räumen, die kaum oder gar nicht genutzt werden? „Wichtig ist, sie nicht völlig ungeheizt zu lassen, 16–18 Grad sollten es schon sein, also meist Thermostat-Einstellung 1 oder 2“, sagt Zink. Die Türen müssen aber stets geschlossen bleiben, und zumindest einmal täglich sollte auch dort gelüftet werden.
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Ganz auskühlen lassen sollte man Räume nie, auch nicht, wenn man Urlaub macht. „Je kälter, desto größer die Schimmelrisiken – und das langwierige Aufheizen danach wird umso teurer. Auch bei täglicher Abwesenheit sollte geheizt werden.“