Hamburg. Besonders für Hamburger in Häusern bestimmter Baujahre wird das Heizen teurer. Wie sehr? Das zeigen einige Beispielrechnungen.

Teurer wird das Heizen für alle, so weit, so banal. Was auf den Einzelnen zukommt, hängt natürlich von vielen individuellen Faktoren ab – besonders hart treffen wird es aber alle, die in alten, unsanierten Gebäuden wohnen.

„Die in der Regel schlechteste Energiebilanz haben unsanierte Häuser aus den 1950er- bis 1980er-Jahren, also etwa viele der typischen Rot-Klinker-Bauten“, sagt der Bauphysiker Johannes Zink. An verwitterten, alten Dachsteinen lasse sich ein unsanierter Bau auch gut erkennen. Selbst wenn die Fassade frisch verputzt sei, bedeute das nicht unbedingt, dass energetisch saniert wurde. „Das erkennt man beim Draufklopfen – klingt die Fassade steinhart, wurde nicht gedämmt.“

Energiepreise: Fenster regelmäßig erneuern

Wichtig für die Heizkosten sind natürlich die Fenster, die aber meist einen guten Standard haben. „Seit der Mitte der 1990er-Jahre wurden fast ausschließlich Wärmeschutzgläser verwendet“, so Zink. Eine Doppelverglasung sei in der Regel ausreichend, Dreifachglas nicht unbedingt notwendig. „So alle 30 Jahre sollten Fenster ausgetauscht werden“, sagt er. Wie alt die eingebauten Fenster sind, steht meist oft auf dem Aluminium-Rand zwischen den beiden Scheiben. den man an der Seite beim Öffnen findet.

Hinweise auf den energetischen Zustand eines Gebäudes gibt natürlich auch der Energieausweis – die Sache ist allerdings kompliziert. Denn die Angaben sind nicht immer korrekt, weil manches nicht berücksichtigt wird.

Ergebnisse können leicht verfälscht werden

Und es gibt Bedarfs- und Verbrauchsausweise, die sich grundlegend voneinander unterscheiden. Beim Bedarfsausweis werden Daten wie Baujahr, Gebäudetyp, technische Daten zur Heizung und standardisierte Rahmenbedingungen berücksichtigt. Der Vorteil dieser Berechnung ist laut Verbraucherzentrale, dass das Ergebnis unabhängig vom individuellen Heizverhalten der Bewohner ist. Aber: „Die Genauigkeit und damit die Aussagekraft des Ausweises hängen stark davon ab, wie exakt und aufwendig die Person, die den Ausweis ausstellt, die Daten erhebt. Preisgünstige Angebote können weniger genau ausfallen.“

Der sogenannte Verbrauchsausweis basiert dagegen auf tatsächlichen Verbräuchen in dem betreffenden Haus. „Leerstände im Gebäude oder die Gesamtnutzfläche werden manchmal nicht richtig erfasst. Das kann die Ergebnisse verfälschen“, heißt es in einem Ratgeber der Verbraucherzentrale. Gleiches gelte, falls einige Bewohner besonders sparsam oder besonders verschwenderisch heizten.

Energiepreise: „Aussagekraft haben nur Ausweise ab 2014“

Die Energieausweise haben auch ein Label, das in der Bewertung von „A+“ bis „H“ reicht. Diese Effizienzklassen zeigen den Gesamtzustand eines Gebäudes. „Aussagekraft haben nur Ausweise ab 2014“, warnt die Verbraucherzentrale, seitdem gelten neue Vorschriften. Die Skala entspricht jeweils einem Energiebedarf zum Heizen, der von Null (A+) bis 250 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (H) reicht. Allerdings sind das immer Durchschnittswerte für das Gebäude – in einzelnen Wohnungen mit vielen Außenwänden ist der Bedarf höher, in anderen niedriger.

Wie teuer das Heizen werden kann, zeigt sich an einigen Beispielrechnungen. Wer in einer 70-Quadratmeter-Wohnung mit Gasheizung lebt, die vor 1977 gebaut worden ist, zahlte im Jahr 2020 im Durchschnitt 770 Euro pro Jahr für die Heizung. In einer nach 2002 gebauten Wohnung gleicher Größe waren es 470 Euro. Bei einem Gaspreis von 22 Cent (dem Stand von Ende Juni 2022 für Neukunden) steigen die Kosten schon auf 2387 Euro für den Altbau beziehungsweise 1262 Euro für neue Wohnungen. Geht man von einem Gaspreis von 30 Cent aus, wären 3255 beziehungsweise 1722 Euro zu zahlen (siehe Grafik).

Die Angaben basieren auf Verbrauchsberechnungen von „heizspiegel.de“, einem gemeinnützigen Projekt, das vom Mieterbund und den kommunalen Wohnungsunternehmen gefördert wird.