Ahrensburg. Der SPD-Bundesvorsitzende Lars Klingbeil informiert sich beim Ahrensburger Verein Heimat über einen Weg zu bezahlbarem Wohnen.
Der Ahrensburger Verein Heimat, der Sozialwohnungen vor allem für Rentner baut, bereitet sein nächstes Großprojekt vor: Auf einem ehemaligen Kirchengrundstück an der Rudolf-Kinau-Straße mit rund 3000 Quadratmetern sollen ab Ende nächsten Jahres 36 neue Wohnungen errichtet werden. Das sagte der Vereinsvorsitzende Jürgen Wahl bei einem Besuch des SPD-Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil und weiteren Genossen.
„Wir würden gern noch mehr bauen, doch uns machen bürokratische Hürden zu schaffen“, sagte Wahl bei einem Rundgang mit seinen Gästen durch die Wohnanlage an der Straße Fannyhöh. Dort hatte der Verein die Zahl der Wohnungen von ursprünglich 50 durch Abriss und Neubau auf 85 erhöht.
Auf dem freien Wohnungsmarkt werden 15 Euro verlangt
Die Quadratmetermiete liegt bei rund sechs Euro – auf dem freien Markt sind selbst 15 Euro eher Regel als Ausnahme. „Das ist nur möglich, weil wir die gesamte Verwaltungs- und Vorstandsarbeit ehrenamtlich erledigen“, so Wahl. Selbst auf eine Aufwandsentschädigung werde verzichtet. Das Prinzip gelte schon seit der Vereinsgründung 1949. Wahl: „Damals war die Idee, für die armen Rentner unter den vielen Kriegsflüchtlingen vernünftige kleine Wohnungen zu schaffen.“ Heute sei die Situation wieder vergleichbar.
Seit gut sieben Jahren plant der Verein Heimat, auf einem Areal an der Ecke Kastanienallee/Bahntrasse in Kooperation mit einer Hamburger Baufirma 127 Sozialwohnungen zu erstellen. Doch das Vorhaben ist blockiert, da die Finanzierung über die Investitionsbank Schleswig-Holstein nicht realisierbar ist. Die festgelegten 1,2 Millionen Euro für das 4000 Quadratmeter große städtische Grundstück wären noch machbar, nicht aber eine weitere Million Euro für zusätzlichen Lärmschutz.
Subventionsverbot der EU ist ein großes Problem für den Verein
Den Kaufpreis dürfe die Stadt allerdings nicht senken. „In diesem Zusammenhang ist das Subventionsverbot der EU ein großes Problem“, so Jürgen Wahl. „Sportvereinen kann die Stadt beispielsweise für den Bau neuer Hallen Geld zahlen, für Wohnungsbau dagegen nicht.“ Er richtete an Lars Klingbeil die Bitte, sich auf Bundesebene für Änderungen einzusetzen.
„Wo ich auch hinkomme, selbst in Leipzig, Erfurt und in meiner Heimat in der Lüneburger Heide ist Wohnungsbau die große soziale Frage“, sagte Klingbeil. Mit dem neuen Bundesbauministerium unter Leitung von Klara Geywitz (SPD) habe die Ampelkoalition in Berlin bereits reagiert. Ziel seien 400.000 Wohnungen jährlich, davon 100.000 Sozialwohnungen. Viele Orte gründeten zudem wieder eigene kommunale Wohnungsbaugesellschaften.
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Familien ziehen aus Land, neue Pendlerströme entstehen
Thies Grothe, SPD-Landtagskandidat im Wahlkreis Stormarn-Mitte, würdigte den Verein Heimat: „Er ist ein gutes Beispiel, wie man mit viel ehrenamtlichem Engagement bezahlbares Wohnen auch über einen langen Zeitraum gestalten kann.“ Der Jurist, der selbst in der Immobilienwirtschaft arbeitet, sieht ein Folgeproblem hoher Mieten: „Sogar bei zwei Einkommen sind Häuser in der Region kaum bezahlbar, sodass junge Familien mittlerweile bis nach Zarrentin in Mecklenburg ausweichen. Damit entstehen große neue Pendlerströme, die nicht unser Ziel sein können.“
Unterdessen hat der Verein Heimat, auf dessen Wohnungs-Warteliste allein mehr als 60 Rentner stehen, das Kastanienallee-Projekt noch nicht vollkommen abgeschrieben. Nach Informationen von Jürgen Wahl soll das Grundstück demnächst öffentlich ausgeschrieben werden. Die Frage sei dann nur, ob der gemeinnützige Verein im Bieter-Wettbewerb mit Immobilienkonzernen überhaupt eine Chance hat.