Ahrensburg. Mathematiker Eckart Boege (44) wird als Nachfolger von Michael Sarach vereidigt. Der verabschiedet sich mit einem Appell.
Fünf Tage vor Amtsantritt am 1. Mai ist Eckart Boege am Montagabend vor der Stadtverordnetenversammlung als neuer Ahrensburger Bürgermeister vereidigt worden. Im Beisein seiner Familie, die im Publikum saß, schwor der 44-Jährige, stets zum Wohl der Stadt und ihrer Bürger zu handeln. Zuvor hatte der scheidende Amtsinhaber Michael Sarach (SPD) Boege die Ernennungsurkunde überreicht.
Eckart Boege als neuer Ahrensburger Bürgermeister vereidigt
Bürgervorsteher Roland Wilde gratulierte dem neuen Verwaltungschef und sagte seine Unterstützung zu. „Heute stoßen wir die Tür zu einer neuen Amtszeit auf, während der wir gemeinsam vor der Herausforderung stehen, die Voraussetzungen für eine moderne und zukunftsgewandte Stadt zu schaffen“, sagte er. Gefragt seien Visionen, wie sich Ahrensburg in den kommenden Jahren entwickeln solle.
Anschließend nahm Wilde dem neuen Verwaltungschef in seiner Funktion als Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung den Amtseid ab. Wie schon sein Vorgänger 2010 und 2016 verzichtete Boege auf die optionale Formel „So wahr mir Gott helfe“. Im Beisein von Wilde und Sarach unterzeichnete der 44-Jährige schließlich seinen Arbeitsvertrag, mit dem Boege offiziell zum neuen Chef der rund 120 Mitarbeiter umfassenden Ahrensburger Verwaltung wird.
Neuer Verwaltungschef verspricht Transparenz und Debattenkultur
Die Fraktionsvorsitzenden gratulierten im Anschluss mit Blumen. In seiner Antrittsrede dankte Boege den Ahrensburgern für ihr Vertrauen. Er sei „dankbar, glücklich und auch ein bisschen stolz“, so der neue Verwaltungschef. „Eines Tages Bürgermeister zu werden, war nicht mein Lebenstraum, aber ich stehe jetzt hier, weil ich einen Beitrag dazu leisten möchte, unsere Stadt voranzubringen“, sagte der Diplom-Mathematiker, der derzeit noch in einer Führungsposition bei einem Energieversorger für Geschäftskunden in Hamburg tätig ist.
Boege versprach Transparenz und eine offene Debattenkultur unter seiner Amtsführung. Auf die inhaltlichen Anliegen seiner sechsjährigen Amtszeit ging der 44-Jährige nur kurz ein. „Jetzt eine lange Grundsatzrede zu halten, wäre das beste Rezept, um mich noch vor Amtsantritt unbeliebt zu machen“, scherzte Boege mit Blick auf die umfassende, noch ausstehende Tagesordnung.
Klimaschutz, Digitalisierung und bezahlbarer Wohnraum als wichtigste Themen
Auf einige Punkte ging der Neue dann aber doch kurz ein. Für die kommenden Monate nannte Boege die Versorgung und Aufnahme der Geflüchteten aus der Ukraine als zentrale Herausforderung für die Stadt. Mittelfristig wolle er den Klimaschutz, die weitere Digitalisierung der Verwaltung und die Schaffung bezahlbaren Wohnraums in den Fokus rücken. Letzteres nannte Boege „eine der größten sozialen Herausforderungen unserer Zeit.“
Mit Blick auf den Umsetzungsstau bei Investitionsvorhaben in Ahrensburg und die angespannte Personalsituation im Rathaus, insbesondere im Bauamt, warb der neue Bürgermeister dafür, Prioritäten zu setzen. „Wenn wir uns auf wenige Dinge konzentrieren, schaffen wir mehr“, so Boege. Beim Klimaschutz wolle er „Ernst machen“ und Ahrensburg zum Vorbild für andere Kommunen entwickeln. Seinem Vorgänger dankte Boege „für die Grundlagen, die du geschaffen hast und auf deren Basis ich jetzt arbeiten kann“.
Boege hatte sich in Stichwahl gegen parteilosen Schreitmüller durchgesetzt
Eckart Boege war bei der Bürgermeisterwahl am 26. September als Kandidat der SPD ins Rennen gegangen. Im ersten Wahlgang hatte der Vater von drei Töchtern, der seit zwölf Jahren in Ahrensburg lebt, noch hinter dem parteilosen Barsbütteler Verwaltungschef Thomas Schreitmüller, den die CDU nominiert hatte, und vor dem Stadtverordneten der Grünen, Christian Schubbert, auf Platz zwei gelegen.
In der Stichwahl am 17. Oktober setzte sich Boege schließlich mit 51,7 Prozent gegen Schreitmüller durch. Der 44-Jährige ist seit vier Jahren SPD-Ortsvorsitzender und bürgerliches Mitglied im Finanzausschuss. Amtsinhaber Michael Sarach war nach zwölf Jahren und zwei Amtszeiten nicht noch einmal angetreten und geht zum 1. Mai in Pension.
Scheidender Amtsinhaber warnt vor parteipolitischen Grabenkämpfen
Die Stadtverordnetenversammlung am Montag war für den 68-Jährigen die letzte. Zum Abschied appellierte der scheidende Bürgermeister mit Blick auf die vergangenen Jahre an die Fraktionen, Grabenkämpfe zu vermeiden. „Hauptengagement der Kommunalpolitik sollte sein, zum Wohl aller zu entscheiden, unabhängig vom Parteibuch“, sagte er.
Sarach bedauerte, dass hauptamtliche Bürgermeister in Schleswig-Holstein nur mit geringen Entscheidungsbefugnissen ausgestattet sind. Oft habe er sich gegenüber Bürgern rechtfertigen müssen, ohne aktiv handeln zu können. „Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, dieses Thema beim Land und beim Städtetag zu platzieren und kann Ihnen ans Herz legen, das weiter zu verfolgen“, sagte Sarach. Die Bürger wollten einen Verwaltungschef mit gewissen Entscheidungskompetenzen. Auf ein inhaltliches Resümee seiner Amtszeit verzichtete Sarach. Zum Abschied erhielt der 69-Jährige von Wilde Blumen und ein Puzzle mit seinem offiziellen Porträt als Motiv überreicht.
Neuer Rathauschef möchte zunächst die Mitarbeiter kennenlernen
Boege bleibt derweil kaum Vorbereitungszeit bis zur Amtsübernahme. Erst am Freitag hat der 44-Jährige seinen letzten Tag am bisherigen Arbeitsplatz und noch einiges auf der Agenda, wie er sagt. „Für die Energiewirtschaft ist es aktuell eine intensive Zeit“, sagt er mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. An seinem ersten Arbeitstag steht für den neuen Bürgermeister gleich der erste Termin an. „Ein Spatenstich bei einer Firma im Gewerbegebiet“, sagt Boege. Die restliche Zeit wolle er nutzen, um die Mitarbeiter kennenzulernen