Ahrensburg. Zu Ostern endet die Fastenzeit. Redakteurin Juliane Minow blickt zurück auf Wochen ohne Auto, Plastik, Social Media und Co.

Es ist geschafft. Wenn dieser Artikel erscheint, liegen sieben Wochen Fastenzeit hinter mir. Jede Woche seit Aschermittwoch habe ich auf einen Bereich oder eine Gewohnheit meines Alltags verzichtet – auf etwas, das der Umwelt schadet oder auch sonst nicht unbedingt viel Gutes in diese Welt bringt: Ich habe auf mein Auto verzichtet, plastikfrei gelebt, mich vegan ernährt, täglich meditiert, Social Media gefastet und auf unnötigen Konsum verzichtet. Einzig die geplante Woche Sport musste krankheitsbedingt ausfallen. Was davon hat nachhaltig etwas verändert? Was hat gut geklappt und was war schwieriger?

In der vergangenen Woche lautete das Vorhaben: Nichts kaufen, was nicht unbedingt notwendig ist. Nach einigen Wochen, in denen der Verzicht doch sehr schwergefallen ist (dazu kommen wir gleich), habe ich erwartet, dass diese Woche mir leichtfallen wird. Ich bin kein großer Shopaholic, eher minimalistisch unterwegs und kaufe seit einigen Monaten viel und gern gebraucht – zum Beispiel Kleidung. Meine Erwartung entspricht meiner tatsächliche Erfahrung: Diese Woche ist mir leichtgefallen und hat sich nicht nach großem Verzicht angefühlt.

Sieben Wochen Fastenzeit: Welche Woche war am schwierigsten?

Redakteurin Juliane Minow hat eine Woche lang das Auto gegen das Fahrrad getauscht.
Redakteurin Juliane Minow hat eine Woche lang das Auto gegen das Fahrrad getauscht. © Juliane Minow

Ein kleiner Ausrutscher ist mir aber trotzdem passiert: Am Dienstag bin ich in eine Drogerie spaziert und habe mein Fastenvorhaben komplett vergessen. Ich habe Teelichter gekauft, immerhin die nachhaltigen ohne Hülle, und Putzmittel. Erst hinterher ist mir eingefallen, dass ich damit vermutlich mein Fastenziel verfehlt habe. Abgesehen davon war die Woche aber erfolgreich. Ebenso wie Experte Florian Schulz vom BUND kann ich in Sachen Konsum den Tipp geben, keine Spontankäufe zu tätigen, sondern über jede Anschaffung gründlich nachzudenken. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt.

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Verzicht auf Social Media war am schwierigsten

Auf die vergangenen Fastenwochen zurückgeblickt, hatte die, die mir mit Abstand am schwersten gefallen ist, auch mit den größten Effekt: Meine Woche ohne Social Media war der unangenehme Entzug eines mittelschweren Handy-Junkies. Das war wirklich schwierig, und ich hätte nicht gedacht, dass ich durchhalte. Habe ich aber. Das eigentlich Erstaunliche passierte erst in der Woche danach: Als ich Social Media wieder offiziell nutzen durfte, habe ich das, ohne es zu merken, überhaupt nicht getan. Hatte ich sonst direkt nach dem Aufstehen mein Handy in der Hand, habe ich erst mittags festgestellt, dass ich die Apps, auf die ich mich so gefreut hatte, noch gar nicht geöffnet hatte. Als ich es dann doch irgendwann tat, stellte ich fest: Ich habe wirklich nichts verpasst.

Fast ähnlich schwergefallen ist mir die Woche ohne Plastik. Da musste ich auf viel verzichten, und ganz ehrlich: Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich danach plastikfrei weitergelebt hätte. Zwar habe ich durch die Fastenwoche die Welt der Unverpacktläden für mich entdeckt und auch einen in der Nähe meines Wohnortes gefunden, in dem ich sicher auch in Zukunft einkaufen werde, aber manche Dinge gibt es einfach nicht ohne Kunststoff, und es fällt mir schwer, komplett darauf zu verzichten.

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Fastenzeit: Meditieren war schwieriger als gedacht

Kinderleicht dagegen war meine Woche der ausschließlich veganen Ernährung. Die hat Spaß gemacht, mich viele neue Dinge entdecken lassen und sich überhaupt nicht nach Verzicht angefühlt. Ich habe mich schon vorher eher pflanzlich ernährt und habe seitdem noch mehr tierische Lebensmittel durch pflanzliche ersetzt. Wer Lust hat, der veganen Ernährung eine Chance zu geben, dem kann ich nur raten, dieses Experiment auch auszuprobieren.

Als schwieriger als erwartet hat sich meine Woche Meditation erwiesen. Ich habe keine Wunder erlebt, aber kleine Effekte festgestellt: zum Beispiel eine gesteigerte Achtsamkeit im Alltag. Leider habe ich es ehrlich gesagt nicht geschafft, dranzubleiben – und finde vor mir selbst mal wieder die Ausrede, dass ich ja keine Zeit habe, dass ich sowieso gerade so gestresst bin. Gerade das ist ja aber der Witz am Meditieren: Die Praxis soll Stress lindern. Wenn ich mal wieder in diese Denkweise verfalle, versuche ich, mich an die Zen-Weisheit zu erinnern: „Meditiere 20 Minuten täglich. Es sei denn du hast keine Zeit, dann meditiere eine Stunde.“

Buch statt Handy: Statt des Smartphones hat Juliane Minow öfter mal ein Buch in die Hand genommen.
Buch statt Handy: Statt des Smartphones hat Juliane Minow öfter mal ein Buch in die Hand genommen. © Juliane Minow

Fasten-Fazit: Aus einer Woche ohne Auto wurden sieben

Übrigens: Die mit Abstand nachhaltigste Fastenwoche war für mich die erste: Der Verzicht aufs Auto. Denn genau mit dem Beginn der Aktion ging ja mein Auto kaputt. Ich war traurig, beschloss aber, das Ganze als Chance zu sehen, um zu testen, ob ich ohne Auto leben kann. Die Antwort lautet: Ja, kann ich. Aus einer autolosen Woche wurden sieben, und es wird weitergehen.

Dieser Tage wird meine Schrottkiste, die in den vergangenen Wochen ungenutzt vor meiner Tür stand, verschrottet. Ein neues Auto werde ich nicht anschaffen und stattdessen auf Bus, Bahn und Fahrrad setzen. Das klappt gut, spart Geld, schont die Umwelt und lässt mich insgesamt sehr gut fühlen. Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden.

Juliane Minow hat ihre Fastenzeit auch in unserer Instagram-Story Revue passieren lassen. Hier können Sie einen Einblick gewinnen.