Ahrensburg. Wie war eine Woche Digital Detox? Der erhoffte positive Effekt blieb aus. Warum das Fazit anders ausfällt als gedacht.
Ich wusste von Anfang an, dass diese Woche die schwierigste werden wird. Als ich vor einigen Wochen mit den Kollegen diese Fastenserie plante und einer von ihnen Digital Detox vorschlug, war mein erster Impuls: Nein. Das schaffe ich nicht. Und mein zweiter, nachdem ich mich schließlich darauf eingelassen hatte: Was zur Hölle habe ich mir da eigentlich eingebrockt?
Denn, so viel schon mal zur Ausgangslage: Ich bin wirklich ein schlimmer Handy-Suchti. Umso wichtiger ist es aber vielleicht auch, mal eine Woche Pause davon zu machen. Social Media fasten lautet also das Vorhaben. Kein Instagram, kein Twitter, kein Tiktok, kein Facebook und Co. Grundsätzlich will ich, so gut es geht, auf mein Smartphone verzichten. Das ist für mich ein sehr ambitioniertes Vorhaben.
Die erhofften positiven Effekte bleiben aus
Nun ist das Selbstexperiment aber auch noch durch andere Umstände erschwert: Weil ich immer noch in Corona-Isolation bin (durch mehrere Versuche des Freitestens bin ich durchgefallen), darf ich meine Wohnung nicht verlassen und bin allein zu Hause eingesperrt. Ich habe also kaum Ablenkung.
Der erste Tag dieser Fastenwoche beginnt anders als gewohnt. Normalerweise, Asche auf mein Haupt, fängt mein Tag meistens mit einem Blick auf das Handy an. Stattdessen schlürfe ich heute Kaffee und denke ein bisschen über mein Leben nach. Im Laufe des Tages spüre ich ständig den Impuls, auf mein Handy zu schauen. Ich schaffe es aber, dem nicht nachzugeben.
Empfehlung: Stricken statt Scrollen
Medienpädagogin Lisa Samoske hat für solche Fälle empfohlen, stattdessen irgendetwas mit den Händen zu machen, zum Beispiel stricken. Das fand ich eine hervorragende Idee, denn ich liebe stricken. Blöderweise habe ich keine Wolle mehr zu Hause. Da ich das Haus nicht verlassen darf, um neue zu kaufen, bleibt es auch dabei.
Die Möglichkeiten der Ablenkung und Abendgestaltung sind wahrlich begrenzt. Trotzdem finde ich drei Tätigkeiten, die mich irgendwie durch die Woche bringen: Klavier spielen, lesen und, tatsächlich, Armbänder aus Stickgarn knüpfen. Denn das finde ich in irgendeiner Schublade noch. Ein paar Knoten in bunte Bänder zu machen, ist meine Alternative zum Stricken, die mich zumindest ein bisschen ablenkt und entspannt.
Isolation schlägt auf die Stimmung
Obwohl ich von Anfang an wusste, dass die Woche eine Herausforderung wird, hatte ich mich im Vorfeld trotzdem darauf gefreut. Denn oft ärgere ich mich selbst darüber, so oft mein Handy in die Hand zu nehmen und sinnlos durch das World Wide Web zu scrollen. Ich hatte erwartet, dass eine Woche Digital Detox mich entspannter, ausgeglichener und glücklicher fühlen lässt. Tatsächlich war das nicht der Fall. Ehrlich gesagt habe ich mich die gesamte Woche ziemlich unausgeglichen gefühlt. Ich vermute aber, dass das zu einem großen Teil den Umständen geschuldet war und mein Fazit ohne Corona anders ausgefallen wäre.
Denn, je länger die Isolation andauerte, desto mehr schlug sie mir auf die Stimmung. Ich habe mich nach Abwechslung, frischer Luft und sozialen Kontakten gesehnt. All das musste ausfallen. Zusammen mit der angeordneten Social-Media-Pause habe ich ehrlich gesagt zwischendurch befürchtet, wahnsinnig zu werden.
Ein Leben ohne Social Media ist definitiv möglich
Obwohl ich teilweise den starke Drang nach ein bisschen seichter Berieselung aus dem Internet verspürte, habe ich tatsächlich durchgehalten und bin nicht schwach geworden. Das hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Ich muss aber dazu sagen: Die Tatsache, dass ich mir ansonsten die Blöße hätte geben müssen, öffentlich von meinem Scheitern zu berichten, hat sicher maßgeblich zum Erfolg beigetragen.
Hätte ich das Ganze nur für mich gemacht, wäre ich wahrscheinlich früher schwach geworden. Die Woche Verzicht hat mir tatsächlich aber auch gezeigt, was Social Media seinen Nutzern Positives bringen kann, wenn man es sinnvoll und gemäßigt nutzt: Nämlich Inspiration und die Vernetzung mit Freunden. Das hat diese Woche gefehlt.
Dass ich die Fastenwoche trotz erschwerter Bedingungen durchgehalten habe, zeigt mir aber, dass ein Verzicht möglich ist und ich definitiv ohne Social Media leben kann. Ich bin stolz, dass ich es geschafft habe. Und so lässt mich diese Woche, trotz zwischenzeitlicher Schwierigkeiten, trotzdem mit einem guten Gefühl zurück.