Bad Oldesloe. In der letzten Woche der Fastenserie wird auf unnötigen Konsum verzichtet Florian Schulz vom BUND gibt Tipps für Nachhaltigkeit.
Keine Schuhe, keine Zimmerpflanze, keine Bodylotion: In der letzten Woche der Fastenaktion vor Ostern ist Schluss mit unnötigem Konsum. Redakteurin Juliane Minow wird nichts kaufen, was nicht notwendig ist. Tipps für einen bewussten und nachhaltigen Konsum gibt Florian Schulz. Er ist Vorsitzender der BUND- (Bund für Umwelt und Naturschutz) Kreisgruppe Stormarn und setzt sich seit vielen Jahren für eine umweltbewusste Welt ein.
Eine Woche lang grundsätzlich auf Konsum zu verzichten, hält er für bedingt sinnvoll – je nachdem, wie es danach weitergeht: „Wenn man nur eine Woche lang alle Anschaffungen aufschiebt und danach alles kauft, was in der Woche davor nicht ging, ist das wie der berühmte Jojo-Effekt bei einer Diät“, so Schulz.
Alternative: Reparieren statt neu kaufen
Eine Woche bewusster Verzicht könne zwar helfen, eine Achtsamkeit für sein eigenes Kauf- und Konsumverhalten zu entwickeln. „Das hilft, innezuhalten und darüber nachzudenken, was man wirklich braucht“, so Schulz. Er rät jedoch zu einem grundsätzlich bewussten Konsum, der dann auch über längere Zeit Bestand hat. „Wichtig ist, dass man das dauerhaft durchhält“, sagt Schulz.
Wie funktioniert denn nachhaltiger Konsum? Da gibt es viele Tipps, die jeder einzelne beachten kann. „Eine gewisse Sparsamkeit in jede Richtung hilft schon mal“, so der BUND-Vorsitzende. Auf vieles, das uns der Kapitalismus vorgaukele besitzen zu müssen, könne man auch verzichten. Ein Beispiel: „Es muss nicht jedes Jahr das neueste Handy sein“, so Schulz. „Elektrogeräte und möglichst auch alles andere sollten solange genutzt werden, wie sie funktionieren.“
Repair Café bieten Hilfe und Unterstützung
Ein weiterer Tipp: Reparieren statt neu kaufen. „Das ist leider teilweise eine schwierige Entscheidung, weil es oft günstiger ist, Sachen neu zu kaufen, statt sie zu reparieren“, so Schulz. Er selbst hat das bei einer Waschmaschine erlebt: Die Reparatur vom Profi wäre teurer gewesen als ein neues Gerät. Davon hat Schulz sich aber nicht unterkriegen lassen – und die Reparatur kurzerhand selbst erledigt.
Wer sich Reparaturen selbst nicht ohne Hilfe zutraut, kann ein sogenanntes Repair Café besuchen. Das Veranstaltungsformat ist eine Selbsthilfewerkstatt zur Reparatur defekter Alltagsgegenstände. Entsprechende Angebote gibt es auch in Stormarn.
Hochwertige und zeitlose Kleidung kaufen
Neben Gebrauchsgegenständen sei auch Kleidung oft so günstig, dass neu kaufen statt reparieren oft die preisgünstigere Alternative ist. Problem der Kleidungsindustrie sei auch, dass immer neue Farben und Schnitte in Mode kommen, dass schnell Teile neu gekauft und die alten nicht aufgetragen werden. Schulz’ Tipp lautet daher: „Hochwertige und zeitlose Kleidung kaufen.“
In puncto Material sollten Konsumenten darauf achten, auf natürliche Materialien wie Leinen oder Baumwolle zurückzugreifen, auf Produktionsbedingungen und Transportwege zu achten. „Gute Kleidung findet man meistens auch nicht im Discounter, sondern man muss ein bisschen suchen.“ Auf Kunststoffe wie Fleece sollte möglichst verzichtet werden, denn das Mikroplastik gelangt beim Waschen in die Umwelt und schädigt diese.
Gebraucht statt neu kaufen
Reparieren ist aber nicht die einzige Alternative zum neu kaufen. Der Gebrauchtwarenmarkt ist riesig und wächst stetig. Auf Portalen wie Ebay Kleinanzeigen oder Vinted können Kleidung, Möbel, Bücher, Dekoration und mehr gebraucht gekauft werden. Auch Flohmärkte sind eine Anlaufstelle für Gebrauchtwaren. Das ist nicht nur nachhaltiger, als etwas neu anzuschaffen – denn was bereits da ist, verbraucht keine Ressourcen –, es schont auch den Geldbeutel und ist fast immer günstiger, als den Artikel neu zu kaufen.
Manche Artikel bieten sich auch dafür an, sie nicht zu kaufen, sondern auszuleihen. „Das ist oft auch eine Überlegung wert“, so Schulz. Sinnvoll kann das zum Beispiel bei Werkzeugen sein. Eine Leiter oder eine Bohrmaschine kann zum Beispiel in der Nachbarschaft gemeinsam angeschafft und gegenseitig ausgeliehen werden. Auch das spart Geld und Ressourcen. „Viele Gerätschaften braucht man alle Jubeljahre mal“, so der BUND-Vorsitzende. „Da macht das schon Sinn.“ Ansonsten liegen Geräte oft Jahrzehnte ungenutzt im Keller oder in der Garage.
Viele Spezialgeräte braucht man nicht wirklich
Für Heimwerkerbedarf gelte ebenso wie zum Beispiel auch für Küchengeräte: „Es gibt so viele Spezialgeräte, deren Sinn man kritisch hinterfragen kann“, so Schulz. Von Eierkochern bis hin zu Omelette-Maschinen reiche die Palette. „Es gibt zwar viele innovative Produkte, der Nutzen hält sich jedoch oft in Grenzen“, so Schulz. Solche Geräte seien oft nicht notwendig und eher Platz- und Geldverschwendung, als dass sie das Leben erleichtern. Schulz: „Schnell hat man 20 Geräte im Schrank, die man vielleicht zu Silvester mal braucht. Ich habe das Gefühl: Das ist oft alles zu viel.“
Der BUND-Vorsitzende betont: Übermäßiger Konsum kann drastische Folgen für die Umwelt haben: „Wir verbrauchen Rohstoffe, die nicht dauerhaft Bestand haben.“ Für viele Elektronikartikel beispielsweise werden sogenannte Seltene Erden benötigt. „Die heißen nicht umsonst so“, sagt Schulz. Vieles in der kapitalistischen Welt – von den Transportwegen bis hin zur Entsorgung zum Beispiel von Elektrogeräten – belaste die Umwelt. Viel werde nicht richtig recycelt, was ebenfalls fatal für die Umwelt sei. Dem Thema Recycling werde zwar immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt, viel laufe allerdings auch heute noch nicht ideal. „Eine Reduktion auf das Wesentliche tut der Umwelt daher definitiv gut“, so Schulz. Außerdem: „Es ist auch befriedigender, wenn man nicht eine Maschine sein Brot backen lässt, sondern das selbst tut“, sagt Schulz.
Ein Rat vom Experten: Gelegenheitskäufe vermeiden
Gewisse Anschaffungen jedoch sind manchmal einfach notwendig. Wenn das der Fall ist, gibt es einiges zu beachten: „Vor dem Kauf sollte immer die gründliche Überlegung stehen, ob man den Gegenstand, den man kaufen möchte, auch tatsächlich benutzen wird“, so Schulz. „Was heutzutage oft passiert, ist der sogenannte Gelegenheitskauf. Man läuft an etwas vorbei, findet es interessant und kauft es, ohne viel darüber nachzudenken. Am Ende stellt sich das Ganze als Fehlkauf heraus. Ich glaube, dass solche Gelegenheitskäufe einen großen Teil des Konsums insgesamt ausmachen“, so Schulz. Die gelte es zu vermeiden. Sein Tipp Nummer 1 für nachhaltigen Konsum lautet daher: „Gründlich überlegen, ob man das, was man kaufen möchte, wirklich braucht.“