Ahrensburg. Neuer F-Plan hätte laut Bauamt weitere Folgen: Wird ein Einzelhaus abgerissen, entsteht an gleicher Stelle ein Mehrfamilienhaus.
Es ist bald ein Lebenswerk: Seit 2011 arbeitet Stefan Röhr-Kramer, Geschäftsführer des Hamburger Büros WRS Architekten & Stadtplaner, am neuen Ahrensburger Flächennutzungsplan (F-Plan). Jetzt ist er auf der Zielgeraden für die Karte, die die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Stadt über 15 Jahre abstecken soll.
„Anfang 2023 könnten die Stadtverordneten den abschließenden Beschluss fassen“, sagte Röhr-Kramer bei der ersten öffentlichen Präsentation des aktuellen Entwurfs im Umweltausschuss. Die Kernfrage lautet: Soll Ahrensburg, mit rund 34.200 Einwohnern (Stand September 2021, Statistikamt Nord) die größte Stadt in Stormarn, weiter wachsen? Oder muss sie es sogar?
Landesplanung verpflichtet die Stadt, Wohnraum zu schaffen
2019 hatten die Kommunalpolitiker mehrheitlich nahezu alle möglichen neuen Wohngebiete aus dem F-Plan gestrichen. „Ahrensburg hat als Mittelzentrum die Verpflichtung, den Wohnraumbedarf zu decken“, sagte Stefan Röhr-Kramer und erinnerte an gesetzliche Vorgaben der Landesplanung. Das gelte ebenso für gewerbliche Bauflächen.
Bis zum Jahr 2035 sei mit 36.000 bis 38.000 Einwohnern zu rechnen. Etwa 1750 zusätzliche Wohneinheiten würden benötigt. Das könne mit stärkerer Nachverdichtung im Innenbereich erreicht werden. „Der Plan entspricht den Anforderungen aus Kiel“, sagte auch Bauamtsleiter Peter Kania und zeigte die Folgen an einem Beispiel auf: „Wenn jetzt ein Einzelhaus abgerissen wird, entsteht auf demselben Grundstück ein Block mit sieben Wohnungen.“
Für 2030 erwartete 34.000 Einwohner sind schon erreicht
Der SPD-Stadtverordnete Gerhard Bartel brachte es so auf den Punkt: „Es wird in Ahrensburg keinen Einfamilienhausbau mehr geben.“ Sein Parteigenosse Bela Randschau ergänzte: „Wenn wir sagen, dass alle Außenflächen rausfallen, können wir Tausende Wohnungen gar nicht anders schaffen als mit massivem Geschosswohnungsbau.“ Ahrensburg sei allerdings keine Insel, man müsse die angespannte Wohnungssituation im Hamburger Umland aus übergeordneter Sicht betrachten. „Da ist es sinnvoller, hier in der Nähe zum ÖPNV und zu Arbeitsplätzen Wohngebiete auszuweisen als im nächsten Dorf, aus dem die Menschen dann mit dem Auto nach Ahrensburg pendeln.“
Der Ausschussvorsitzende Christian Schmidt (Grüne) erinnerte daran, dass die Stadt die Vorgabe der Landesentwicklung von 34.000 Einwohnern bis 2030 schon jetzt erfüllt habe. „Es ist total falsch, an Landschaftsschutzgebiete heranzugehen, da haben wir schon so viel kaputt gemacht.“ Es sollte mehr Wert auf Flächenrecycling gelegt werden, zum Beispiel bei ungenutzten Gewerbegrundstücken. Jasper Lauert (Grüne) forderte: „Wir müssen bei der Innenverdichtung genau wissen, an welcher Stelle es Änderungen gibt.“
Südtangente ist vom Tisch, Nordtangente wenig realistisch
Der CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen sieht noch mehr Wachstum generell kritisch. „Die entscheidende Frage ist doch, ob die Menschen, die hier wohnen, das überhaupt wollen“, sagte er. Hinzu komme, dass hohe Folgekosten wie für zusätzliche Kindergärten, Schulen, Sportplätze und -hallen an der Stadt hängenblieben.
Nachfragen gab es zum Freizeitbad Badlantic und Sportpark Beimoor. Beide Areale sind nicht mehr als „Grünflächen“ eingetragen, sondern für „Sport und Spiel“. Die Südtangente ist nach dem politischen Nein kein Thema mehr. Auch die Nordtangente, über die seit zwei Jahrzehnten diskutiert wird, scheint wenig realistisch: Die verbleibenden Trassen führen über das Gebiet der Nachbargemeinde Delingsdorf.
Ursprungsversion des gültigen F-Plans stammt aus 1974
Stadtplaner und Architekt Stefan Röhr-Kramer erläuterte noch einmal den Sinn des F-Plans. „Es geht um strategische Flächenpotenziale in alle Richtungen“, sagte er. „Damit wird draußen überhaupt noch nichts gemacht.“ Die Kommunalpolitik habe es weiterhin in der Hand, ein B-Planverfahren einzuleiten oder nicht.
Die Ursprungsversion des gültigen F-Plans stammt von 1974 und wurde mehrfach verändert. Ein neuer Entwurf wurde Ende 2016 öffentlich ausgelegt, dann aber doch nicht verabschiedet. Am Mittwoch, 16. März, berät der Bau- und Planungsausschuss ab 19 Uhr im Schulzentrum Am Heimgarten (Reesenbüttler Redder 4-10) über das Thema.