Geesthacht. Immer mehr Hamburger entdecken Geesthacht als möglichen Wohnort. Ein Bericht zeigt, was Immobilien in unterschiedlichen Lagen kosten.
Enorm gestiegene Immobilienpreise in Hamburg, dazu die weitere Verdichtung der Bebauung, das Leben im Umland gewinnt für viele Menschen an Attraktivität. Die vergangenen Jahrzehnte sind mehr Menschen aus Hamburg in den Speckgürtel gezogen als umgekehrt von dort in die Hansestadt. Neben Gemeinden, die an Hamburg grenzen, wie Wentorf oder Börnsen/Escheburg, profitieren auch Städte wie Schwarzenbeek und Geesthacht.
Die Stadt an der Elbe gilt für die Maklerfirma Engel&Völkers mittlerweile als „Hotspot“, erstmals wurde jetzt ein eigener Marktreport erstellt. „Geesthacht war für uns immer interessant, wir mussten erst ein Team etablieren“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Matthias Conze. „Aus unserer Sicht ist Geesthacht immer unterbewertet worden.“ Sein Kurzporträt: Die Stadt an der Elbe sei nah an der Natur, biete hohen Freizeitwert. „Das Freibad etwa wird auch von Bergedorfern gern besucht.“
Geesthacht ist für Hamburger ein attraktiver Wohnort geworden
Nicht nur auf der Fläche des Neubaugebietes Finkenweg Nord in der Oberstadt, wo nun die Arbeiten begonnen haben, auch mitten im Herzen der Stadt wird gebaut. Vis à vis der Kirche St. Salvatoris beginnt an der Elbstraße 14 in Kürze der Abriss des alten Wohnhauses. Dort sind vier Reihenhäuser mit je 106 Quadratmetern Wohnfläche geplant.
Die schlechte Nachricht für Interessenten: Die Vermittlung ist bereits abgeschlossen. Die vier Familien, die hier einziehen werden, gehören zum Kundenstamm von Engel&Völkers. Sie stammen aus Geesthacht, den Vierlanden und Billstedt. Eine Baufirma aus Heide wird die Häuser bauen, die Fertigstellung ist für Anfang 2023 geplant.
Aus Sicht von Engel&Völkers ist Geesthacht unterbewertet
Das Projekt ist nicht das einzige, das die renommierte Maklerfirma für Geesthacht plant. Aktuell werden etwa für Reihenhäuser an der Hegebergstraße (Wohnfläche je 145 m2) noch zwei weitere Parteien gesucht, eine Familie hat bereits gekauft. Baubeginn soll sein, wenn die letzten Interessenten gefunden sind. Ein 2014 gebautes Reihenendhaus in Besenhorst (Am Ried) ist ebenfalls für Familien interessant.
Engel&Völkers residiert seit zehn Jahren am Bergedorfer Mohnhof, operiert für den Geesthachter Raum von dort aus. Experte für die Elbestadt ist Immobilienkaufmann Joshua Beymel. Besonders zwei Komponente sprächen für Geesthacht: „Humane Quadratmeterpreise und eine Super-Verkehrsanbindung an die City.“ Ein Knackpunkt blieben Kitaplätze. Er kenne Kunden, die der Elbestadt den Rücken gekehrt hätten, weil kein Betreuungsplatz zu finden war.
Vier Lagen mit unterschiedlichen Immobilienpreisen in Geesthacht
Die Gründe, warum Menschen ihr Haus oder ihre Wohnung veräußern, sind vielfältig. Dazu zählen Erbschaften, Kinder, ein Umzug wegen des Berufes oder eines neuen Partners, aber auch Todesfälle. Viele wollen im Alter nicht allein im Haus bleiben. Manche Interessenten wenden sich an Makler für eine unverbindlich Preiseinschätzung ihrer Immobilie
Die Grafik, die Engel&Völkers aufgrund der ermittelten Daten erstellt hat, weist vier Lagen auf, von sehr gut, gut, mittlere bis einfache Lage. Toplagen finden sich rund um die Altstadt von der Elbe bis zum Viertel westlich des Friedhofs und weiter östlich bis Höhe Silberberg sowie in der Oberstadt beim Heinrichshof. Die Preise reichen hier je nach Umfeld und Größe des Grundstücks von 415.000 bis 765.000 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser und Quadratmeterpreise von 3300 bis 4800 Euro für Eigentumswohnungen.
In und um die Altstadt ist Geesthacht am teuersten
Zweitteuerstes Areal ist in Düneberg rund um Plaisirstraße und Hoogezand-Sappemeer-Ring, in der Oberstadt westlich und südlich des Heinrichshofes, zum Beispiel Tannenweg, und das Hansaviertel bis zur B 5 (395.000-735.000 Euro bzw. 3200-4750 Euro/m2). Die Gebiete zwischen Altstadt und Besenhorst sowie Krümmel in Elbnähe liegen in der drittbesten Lage (370.000-710.000 Euro bzw. 2950-4650 Euro/m2). In Grünhof werden Preise von 320.000 bis 665.000 Euro beziehungsweise 2900 bis 4450 Euro je Quadratmeter Eigentumswohnung aufgerufen.
„Jeder Immobilienbesitzer kann zufrieden sein mit der Preisentwicklung“, findet Matthias Conze. Die hohe Nachfrage zeigt sich auch in der sinkenden Vermittlungsdauer. Für ein Einfamilienhaus benötigten Makler 2013 im Durchschnitt noch 120 Tage bis zur Vermittlung, im Oktober 2021 waren es nur noch knapp über 50 Tage. Bei Eigentumswohnungen hat sich die Zeitspanne binnen zwei Jahren halbiert: von 200 Tagen (2019) auf nur noch ein gutes Vierteljahr Ende 2021. Aber es geht auch deutlich schneller. Conze: „Ein Objekt in der Nähe des Edmundsthals etwa war sofort weg.“ 50 Prozent der Immobilien werden über Zeitungsannoncen vermittelt.
Immobilienbesitzer profitieren von weiter steigenden Preisen
„Die Preise werden weiter steigen, aber nicht so stark“, schätzt Conze. Letztendlich sei das aber ein Blick in die Kristallkugel. Wie etwa die aktuelle Krisensituationen auf die Preisentwicklung Einfluss nimmt, ist schwer abzuschätzen. „Zu Beginn der Corona-Pandemie dachten viele, die Preise würden fallen“, erzählt Conze. Das Gegenteil passierte. Die Menschen gingen ins Homeoffice, viele erkannten, dass sie auch zu Hause arbeiten können, „im Hamburger Speckgürtel, wo die Immobilienpreise vergleichsweise moderat sind“.