Ahrensburg. Nach Kritik an erster Untersuchung hat Bauamt Kontrollerhebung beauftragt. Experten stellen erneut keinen Stellplatzmangel fest.
In der Debatte um einen Bürgerentscheid über die Parkplätze in der Ahrensburger Innenstadt sorgt jetzt ein weiteres Gutachten für neuen Diskussionsstoff. Die Erhebung bestätigt im Wesentlichen das, was Experten schon in der im vergangenen Juni vorgestellten Untersuchung festgestellt hatten: Ahrensburg verfügt über ausreichend Stellplätze im Zentrum, viele bleiben sogar selbst in Spitzenzeiten leer. „Die prozentuale Auslastung lag im Oktober 2021 nur geringfügig höher als im September 2020“, fasst Andrea Becker, Leiterin des Fachdienstes Stadtplanung im Ahrensburger Rathaus, die Ergebnisse zusammen.
Neues Gutachten zu Parkplätzen in Ahrensburg bestätigt erste Untersuchung
Anlass für die neuerliche Erhebung war die massive Kritik an dem ersten Gutachten, die Politiker, Händler und Bürger in den vergangenen Monaten immer wieder äußerten. Experten des Hamburger Büros SBI hatten zunächst an zwei Tagen im September 2020 die rund 2900 Stellplätze im Innenstadtbereich begutachtet. Dabei wählten die Gutachter mit Donnerstag, 17., und Sonnabend, 19. September, je einen Werk- und einen Markttag für die Erhebung aus und kontrollierten sowohl vor- als auch nachmittags. Ergebnis: Die Auslastung lag selbst zur Spitzenzeit gegen 12 Uhr bei nur rund 70 Prozent.
Die Zahlen führten unter anderem zur Aufgabe der Pläne von CDU, Grünen und Wählergemeinschaft WAB für den Bau einer Tiefgarage unter dem Stormarnplatz. Vor allem von der FDP, aber auch von der Kaufleutevereinigung Stadtforum gab es heftige Kritik. Die Erhebung sei nicht aussagekräftig, weil sie kurz nach dem Ende des ersten Corona-Lockdowns stattgefunden habe und viele Kunden damals noch zu Hause geblieben seien, so der Vorwurf. „Unter diesen Bedingungen festzustellen, es gebe genug Parkplätze, ist vollkommen wertlos“, kritisierte FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi seinerzeit.
Auslastung war im Oktober 2021 nur geringfügig höher als im September 2020
Deshalb setzte das Bauamt ein Jahr später gemeinsam mit SBI eine Kontrollerhebung für Sonnabend, 23., und Donnerstag, 28. Oktober, an. Das Vorgehen der Prüfer war dasselbe. „Zu diesem Zeitpunkt hatte das öffentliche Leben wieder Fahrt aufgenommen und es waren keine Herbstferien“, sagt Becker. Die nun veröffentlichten Ergebnisse zeigen: Offenbar hatte der Lockdown kaum Einfluss auf die Stellplatzsituation im September 2020. Im gesamten Innenstadtgebiet parkten im Oktober demnach je nach Uhrzeit nur etwa 60 bis 90 Pkw mehr als ein Jahr zuvor.
Im Schnitt habe die Auslastung der einzelnen Parkplätze unter freiem Himmel sieben Prozentpunkte höher gelegen als im September 2020. Der höchste Wert wurde am Donnerstagvormittag mit 77 Prozent registriert. In der Tiefgarage des CCA-Einkaufszentrums waren laut Gutachtern durchschnittlich sogar mehr Stellplätze frei als bei der ersten Erhebung. Kaum beansprucht waren demnach wie auch 2020 die Parkhäuser. Die Auslastung der Anlagen Woldenhorn und Alte Meierei am östlichen Rand des Stadtzentrums lag demnach bei maximal 26 Prozent. Abzüglich der dauervermieteten Stellplätze sei in beiden Parkhäusern zusammen zu Spitzenzeiten noch immer Platz für rund 150 Autos gewesen.
Verkehrsströme sollen durch Parkleitsystem besser gelenkt werden
Wie passt das mit der Wahrnehmung vieler Kunden zusammen, die laut Händlern immer wieder über Parkplatzmangel klagen? Dazu sagt Becker: „Das Problem ist augenscheinlich nicht ein Mangel an Stellplätzen, sondern der Fluss der Verkehrsströme, die sich nicht gleichmäßig auf die Parkmöglichkeiten verteilen.“ Abhilfe könne das von der Politik bereits beschlossene Parkleitsystem schaffen, so die Stadtplanerin.
Die Details der Erhebung sollen laut Bauamt in einer der kommenden Sitzungen des Bau- und Planungsausschusses vorgestellt werden. „Im nächsten Schritt werden wir gemeinsam mit SBI aufbauend auf den Ergebnissen ein Parkraumkonzept mit konkreten Handlungsempfehlungen erarbeiten“, sagt Becker. Noch vor der Sommerpause soll es dem Ausschuss vorgelegt werden.
FDP-Fraktionschef wirft Bauamt „politische Kampagne“ vor
Die Kritiker stellt indes auch die Kontrollerhebung nicht zufrieden – im Gegenteil. „Erneut wurde die pandemische Lage in keiner Weise berücksichtigt“, moniert FDP-Fraktionschef Bellizzi. Im Oktober hätten die Inzidenzwerte in Stormarn wieder angezogen. „Am 23. Oktober lag der Wert für den Kreis bei etwa 80 und damit landesweit an der Spitze“, sagt er.
Es seien zudem nach wie vor viele Menschen im Homeoffice gewesen. „Es spielen ja auch die Mitarbeiter eine Rolle“, so Bellizzi. Auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung der neuen Zahlen, kurz nachdem die Initiative der Kaufleute ausreichend Unterschriften für einen Bürgerentscheid gesammelt habe, werfe Fragen auf. „Es schleicht sich der Verdacht ein, dass die Bauverwaltung hier eine politische Kampagne fährt.“