Ahrensburg. Kaufleute sammeln Unterschriften gegen Stellplatzabbau im Ahrensburger Zentrum. Die Initiative stößt auf ein geteiltes Echo.

Die Pläne von Ahrensburger Kaufleuten, einen Bürgerentscheid über die Parkplätze im Zentrum herbeizuführen, stoßen in der Schlossstadt auf ein geteiltes Echo. Wie berichtet, haben die Initiatoren Stefan Skowronnek, Geschäftsführer des Kaufhauses Nessler, Andreas Werning, der zwei Juweliergeschäfte betreibt, und der Leiter der Ahrensburger Musicalschule, Hauke Wendt, dieser Tage ihre Kampagne zur Unterschriftensammlungfür ein Bürgerbegehren gestartet.

Bürgerbegehren um Parkplätze: Geteiltes Echo bei Kunden und Politikern

Die Drei sind Wortführer für einen Großteil der Händler im Zentrum, die um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten, sollten Ahrensburgs Stadtverordnete einen Abbau weiterer Parkplätze in der Innenstadt beschließen. Viele Kunden kämen von außerhalb und würden wegen der schwierigen Parkplatzsuche nach Hamburg oder ins Internet ausweichen, so die Sorge.

In der Vergangenheit war der Stellplatz Lindenhof bebaut worden, auf der Alten Reitbahn sollen ab Frühjahr 52 Wohnungen und ein Edeka-Markt entstehen. Die Zahl der Plätze an der Hamburger Straße wird sich im Zuge des Umbaus ab 2023 von 59 auf 17 verringern. Skowronnek und seine Mitstreiter wollen deshalb erreichen, dass künftig nur noch Parkplätze wegfallen dürfen, wenn dafür ein Ausgleich geschaffen wird. Die Kaufleutevereinigung Stadtforum unterstützt den Vorstoß.

Kunde Peter Bisa beklagt beschwerliche Stellplatzsuche im Zentrum

Bei Peter Bisa stößt die Forderung auf Anklang. Der Ahrensburger hat das Bürgerbegehren am Donnerstagvormittag beim Kiosk „City Tabak“ im CCA-Einkaufszentrum unterzeichnet, einem von elf Geschäften, die sich bereits an der Initiative beteiligen. „Ich möchte vernünftig parken können“, sagt er. Am Mittwoch und Sonnabend, wenn auf dem Rathausplatz Wochenmarkt ist und dort nicht geparkt werden kann, sei es am schlimmsten.

Meist parke er entweder dort oder in der CCA-Tiefgarage. Der Status quo sei gerade so ausreichend – aber eben nur, wenn keine Parkplätze abgebaut würden. „Sonst ist das hier schlimmer als in Hamburg“, meint Bisa. Da Ahrensburg ein großes Einzugsgebiet habe und auch viele ältere Leute gern zum Einkaufen kämen, seien Fahrrad, Bus oder Bahn oft keine Alternativen. Bisa ist überzeugt, dass er nicht der einzige ist, dem das Thema am Herzen liegt „Ich glaube an den Erfolg des Bürgerbegehrens“, sagt er.

Nicht alle Ahrensburger teilen die Kritik der Kaufleute

Doch es gibt auch Ahrensburger, die der Initiative kritisch gegenüberstehen. Marta Johannsen etwa wird nicht unterschreiben. Sie ist der Meinung, dass genug Parkplätze zur Verfügung stehen – auch ohne die, die gestrichen werden sollen. „Ich hatte bis jetzt fast nie Probleme, einen Parkplatz zu finden“, sagt sie. Meist parke sie in der CCA-Tiefgarage. „Zur Weihnachtszeit kann es mal eng werden, aber meistens reichen die Parkplätze aus“, so die Ahrensburgerin. Johannsen sieht auch Vorteile in einer Reduzierung der Parkflächen an bestimmten Stellen, etwa wie von der Politik beschlossen an der Klaus-Groth-Straße direkt nach der Ausfahrt aus der CCA-Garage. „Dem Stadtbild tut das gut“, ist sie überzeugt.

Die 14 Stellplätze an der Klaus-Groth-Straße direkt nach der Tiefgaragenausfahrt sollen wegfallen.
Die 14 Stellplätze an der Klaus-Groth-Straße direkt nach der Tiefgaragenausfahrt sollen wegfallen. © Juliane Minow | Juliane Minow

Die Politik blickt ebenso mit unterschiedlicher Meinung auf das Bürgerbegehren. Aus der SPD kommt Verständnis für das Vorgehen der Kaufleute. „Ich kann die Schlagrichtung nachvollziehen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Jochen Proske. In der Vergangenheit sei immer wieder ohne ganzheitliches Konzept an verschiedenen Stellen „geschraubt“ worden.

SPD-Fraktionschef geht von Erfolg des Bürgerbegehrens aus

„Ich wünsche mir ein systematisches Vorgehen“, sagt Proske und bekräftigt die Forderung seiner Partei nach einem Parkleitsystem sowie einem umfassenden Parkraumkonzept. Der SPD-Politiker geht davon aus, dass ausreichend Unterschriften für einen Bürgerentscheid zusammenkommen. „Das Stadtforum ist eine schlagkräftige Organisation“, sagt er. Notwendig ist die Unterstützung durch mindestens 1904 Ahrensburger über 16 Jahre, was einem Anteil von sieben Prozent der Wahlberechtigten in der Schlossstadt entspricht.

Die CDU steht der Initiative ebenfalls positiv gegenüber. „Mit uns wird es ohnehin keinen weiteren Stellplatzabbau im Zentrum geben“, sagt Fraktionschef Detlef Levenhagen. FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi sieht sich bestätigt. Die Liberalen hatten immer wieder vor den Folgen eines Parkplatzabbaus gewarnt. „Wir stimmen mit der Forderung vollends überein“, sagt er. Die Einwände der Kaufleute seien jahrelang ignoriert worden, deshalb sei es nicht verwunderlich, dass diese sich nun wehrten. Unabhängig davon, wie die Bürger in einem möglichen Entscheid abstimmen, hofft Bellizzi auf ein „klares Ergebnis“, um die Debatte über die Parkplätze nachhaltig zu befrieden.

Grüne lehnen Initiative ab und wollen autoarme Innenstadt

Auf eine endgültige Entscheidung hofft auch Peter Egan, Fraktionschef der Wählergemeinschaft WAB. Egan macht aber keinen Hehl daraus, dass er die Forderung als solche kritisch sieht. „Bei einem möglichen Bürgerentscheid stimmen wir zwischen Parkplätzen und einer attraktiven Innenstadt ab“, sagt er. Er selbst sei der Meinung, dass ein autoarmes Zentrum attraktiver sei.

Die Grünen lehnen die Initiative ab. „Uns ist bewusst, dass wir Parkplätze im Zentrum brauchen, aber der Ansatz, dass kein einziger mehr wegfallen darf, ist nicht Ziel unserer Fraktion“, sagt Nadine Levenhagen. Die Grünen sprechen sich für eine autoarme Innenstadt aus und hatten in der Vergangenheit für einen autofreien Rathausplatz geworben.

Bürgermeister Michael Sarach möchte das Ergebnis abwarten

Auch die Linke möchte den Abbau einzelner Stellflächen nicht ausschließen. „Wir wollen nicht pauschal Parkplätze streichen, aber mittelfristig das Umfeld des Rondeels autofrei bekommen“, sagt der Stadtverordnete Erik Schrader. Insofern unterstütze seine Fraktion das Bürgerbegehren nicht. Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach möchte inhaltlich nicht zu der Initiative Stellung beziehen. Der Verwaltungschef sagt: „Das Bürgerbegehren ist ein legitimes demokratisches Mittel und insofern warte ich das Ergebnis ab.“