Ahrensburg. Johannes Kahlke (50) möchte junge Menschen für eine Ausbildung in Stormarn gewinnen und warnt vor einer Abwanderung nach Hamburg.
Junge Menschen für eine Ausbildung in Stormarn gewinnen – das sieht Johannes Kahlke als seine vordringliche Aufgabe. „Dazu möchte ich einen Beitrag leisten, deshalb habe ich mich auf diese Stelle beworben“, sagt er. Der 50-Jährige ist der neue Leiter der Beruflichen Schule in Ahrensburg. Am Dienstag hat Stormarns Landrat Henning Görtz den Direktor offiziell in sein Amt eingeführt. „Wir verlieren viele junge Menschen nach Hamburg“, sagt Kahlke.
Neuer Leiter der Ahrensburger Berufsschule kommt aus dem Ministerium
Wer sich für eine Berufsschule oder Ausbildung in der Hansestadt entschieden, dort eine Wohnung bezogen und vielleicht die Liebe gefunden habe, kehre nach dem Abschluss meist nicht nach Stormarn zurück. Viele Unternehmen in der Region suchten gleichzeitig händeringend Nachwuchskräfte. „Deshalb müssen wir den Sog nach Hamburg stoppen, indem wir ihm mit attraktiven Bildungsangeboten begegnen“, sagt der neue Schulleiter.
Dass Kahlke für diese Aufgabe der Richtige ist, daran hat Landrat Henning Görtz keinen Zweifel. Der Kreis ist Träger der beiden Stormarner Berufsschulen in Ahrensburg und Bad Oldesloe und hat den 50-Jährigen als Nachfolger von Joachim Steußloff ausgewählt, der Ende Januar nach 17 Jahren in Pension gegangen ist. „Ich bin überzeugt, dass die Schule und Sie sehr gut zusammenpassen“, sagte Görtz zur Amtseinführung in der Aula und pries Kahlke als „ausgewiesenen Fachmann im Bereich der Schulverwaltung“.
Der 50-Jährige hat Maschinenbaumechaniker und Rettungssanitäter gelernt
Tatsächlich übernimmt mit dem 50-Jährigen ein Pädagoge die Leitung der Bildungseinrichtung, der bestens mit der Schullandschaft Schleswig-Holsteins vertraut ist. Seit 2018 war Kahlke bei der Obersten Schulaufsicht des Bildungsministeriums in Kiel tätig, seit 2019 als Ministerialrat mit dem Fachbereich Berufliche Schulen.
Zuvor unterrichtete er vier Jahre lang die Fächer Gesundheit und Geschichte an der Berufsschule in Bad Oldesloe, war dort auch Abteilungsleiter. Dabei hatte Kahlke ursprünglich ganz andere Berufsvorstellungen. „Ich habe eine Ausbildung zum Maschinenbaumechaniker und zum Rettungssanitäter gemacht und dann zuerst 18 Jahre in der freien Wirtschaft gearbeitet“, erzählt er.
In seiner Heimatgemeinde Tangstedt ist Kahlke in der Gemeindevertretung aktiv
„Schon während der Ausbildung hat mich mein damaliger Klassenlehrer angesprochen, ob sein Beruf nicht auch etwas für mich wäre“, sagt der 50-Jährige. Doch er habe diese Perspektive zunächst aus dem Blick verloren. Später studierte Kahlke dann Berufsschullehramt in Hamburg, machte anschließend einen Master-Abschluss in Schulmanagement in Kiel. Für das Referendariat kam der gebürtige Niedersachse nach Stormarn, an die Oldesloer Berufsschule. Inzwischen ist der 50-Jährige fest im Kreis verwurzelt. Mit seiner Familie lebt Kahlke in Tangstedt, ist dort auch für die SPD in der Gemeindevertretung aktiv.
An der Ahrensburger Berufsschule hat der 50-Jährige nun die Verantwortung für eine der größten Bildungseinrichtungen im Kreis: Rund 2300 Schüler zwischen 15 und 28 Jahren und fünf Schulformen, neben der Berufsschule für Auszubildende die Fachoberschule, Berufsoberschule, die Berufsfachschulen für Gesundheit und Ernährung, Wirtschaft, den kaufmännischen Bereich und Sozialpädagogik lernen unter einem Dach. Dazu kommen 140 Lehrkräfte.
Neuer Direktor sieht „enormen Konkurrenzdruck“ durch Universitäten
Neben Berufsabschlüssen können auch sämtliche allgemeinbildenden Schulabschlüsse erworben werden. Das Angebot weiter auszubauen und an den sich wandelnden Arbeitsmarkt anzupassen, sieht Kahlke als zentrale Aufgabe. „Wir stehen unter enormem Konkurrenzdruck, nicht nur durch die Hochschulen und Universitäten, sondern auch die berufsbildenden Angebote in Hamburg“, sagt er.
Gerade erst hat die Berufsschule die Fachrichtung Gesundheit und Soziales an der Fachoberschule und Berufsoberschule neu eingerichtet. Dort können Bewerber, die bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können, in einem Jahr die Fachhochschulreife oder das Abitur erwerben. „Stormarn hat einen hohen Anteil an Schülern, die die Schule mit der Hochschulreife verlassen“, sagt Kahlke.
Kahlke möchte verstärkt Studienabbrecher für eine Ausbildung gewinnen
Diese Absolventen gelte es, für eine duale Ausbildung zu gewinnen. Auch möchte der 50-Jährige verstärkt Studienabbrecher für eine Lehre motivieren. Dabei dürfte dem Tangstedter zugute kommen, dass er aus seiner eigenen Laufbahn beide Bildungswege kennt. „Ich möchte die Zusammenarbeit mit den allgemeinbildenden Schulen vertiefen und formale Grenzen überwinden.“
Daneben möchte Kalhke auch die bauliche Entwicklung der Schule vorantreiben. Bis Mai entsteht auf dem Gelände an der Hermann-Löns-Straße eine Parkpalette für die Schüler. „Auf der Wunschliste steht auch seit Langem eine Pausenhalle“, sagt der neue Direktor.