Ahrensburg. Risikopatienten sollen drei Exemplare des Mund-Nasen-Schutzes kostenfrei erhalten. Jedoch sind sie an vielen Orten bereits vergriffen.
„Unsere Masken sind alle vergriffen, tut mir leid“, sagt Ulrich Krahmer und vertröstet die ältere Dame, ebenso wie auch Dutzende andere Kunden, die am Mittwochvormittag zu seiner West-Apotheke in Ahrensburg kommen, in der Hoffnung, dort noch FFP2-Masken zu bekommen.
Seit Dienstag können Senioren ab 60 Jahren und Angehörige einer Risikogruppe bundesweit in Apotheken drei solcher hochwirksamen Masken zum Schutz gegen das Coronavirus kostenfrei erhalten.
Der Start der Aktion hat die Apotheker überrumpelt
Was eine wichtige Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie sein soll, stellt die Apotheken vor enorme Herausforderungen. Denn die Nachfrage nach den kostenfreien Masken ist riesig. Am Mittwoch waren in Stormarns Apotheken kaum noch welche zu bekommen.
„Der Start der Aktion hat uns überrumpelt“, sagt Krahmer. Erst am Montagabend hätten die Apotheker erfahren, dass die Ausgabe der Masken bereits am Dienstag starten sollte. „Es blieb keine Zeit zur Vorbereitung“, sagt er. „Als ich morgens in die Apotheke kam, warteten schon zehn Kunden vor der Tür.“
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Noch bis zum frühen Dienstagnachmittag habe er alle versorgen können, dann seien seine Bestände restlos aufgebraucht gewesen. Und das, obwohl Krahmer sich bereits seit die Bundesregierung am 9. Dezember die Absicht erklärt hatte, Risikopatienten mit kostenfreien Masken zu versorgen, Vorräte angelegt hatte. „Ein großer Teil der Berechtigten fragt die kostenfreien Masken auch nach“, sagt Krahmer.
Die Paketdienste kommen mit Lieferungen nicht hinterher
Dabei gebe es eigentlich mehr als genug FFP2-Masken auf dem Markt. Das Problem sei vielmehr, große Mengen auf einen Schlag in die Apotheken zu bekommen. „Die Paketdienste kommen mit den Lieferungen nicht hinterher“, sagt Krahmer. Er hat bereits nachgeordert, doch wann der Nachschub in der West-Apotheke eintreffen werde, habe ihm das beauftragte Logistikunternehmen nicht sagen können.
In ganz Stormarn seien aktuell kaum noch FFP2-Masken zu bekommen, sagt Jochen Triepel, Kreisapotheker für Stormarn bei der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. „Viele Kunden reagieren mit Unverständnis und es gibt den Vorwurf, wir Apotheker hätten versäumt, uns vorzubereiten“, sagt Triepel, der die Neue Apotheke in Reinfeld betreibt.
Er betont: „Geordert haben wir bei Weitem genug, es hakt bei der Auslieferung.“ Darüber hinaus stünden die Apotheken vor organisatorischen Herausforderungen. „Wir können in vielen Fällen nicht nachprüfen, wer tatsächlich Anspruch auf die kostenfreien Masken hat“, sagt der Reinfelder. Das Alter lasse sich anhand des Personalausweises ablesen. „Aber wenn jemand kommt, und behauptet, er habe eine Vorerkrankung und gehöre deshalb zur Risikogruppe, müssen wir ihm vertrauen.“
Nirgendwo wird vermerkt, wer Masken erhalten hat
Ein weiteres Problem: Nirgendwo werde vermerkt, wer die FFP2-Masken bereits erhalten habe. „Wir haben den Eindruck, dass viele Kunden die Masken mehrfach beanspruchen, indem sie zu verschiedenen Apotheken gehen“, sagt Triepel und appelliert: „Wir können da nichts anders tun, als alle Betroffenen um Aufrichtigkeit zu bitten, damit auch andere noch eine Chance auf die Masken haben.“ In den kommenden Tagen werde sich die Lage entspannen. „Alle Berechtigten werden Masken bekommen, wir bitten nur um Geduld“, so Triepel.
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Bereits entspannt hat sich indes die Lage beim Grippe-Impfstoff. „Davon ist jetzt wieder ausreichend vorhanden“, sagt Ulrich Krahmer. Er rät allen Patienten, insbesondere denen über 60 Jahre, dringend, sich gegen die Influenza schützen zu lassen: „Nur so kann eine Doppelinfektion im Falle einer Erkrankung an Covid-19 verhindert werden.“
Wer Masken erhält
FFP2-Masken halten im Gegensatz zu den einfachen Bedeckungen bis zu 95 Prozent der Viren ab. Auf Beschluss der Bundesregierung können Angehörige von Risikogruppen für eine Corona-Erkrankung zwischen dem 15. Dezember und 6. Januar einmalig drei solcher Masken kostenfrei bekommen, die Apotheker erhalten dafür vom Bund eine Pauschale.
Als Risikopatienten zählen Senioren über 60 Jahre, Menschen, die an Asthma, Herz- oder Niereninsuffizienz, Demenz, Diabetes oder einer Krebserkrankung leiden, Personen, die einen Schlaganfall erlitten oder eine Organ- oder Stammzellenspende erhalten haben. Ebenfalls Anspruch haben Frauen mit einer Risikoschwangerschaft und Personen mit Trisomie 21.