Ahrensburg. Angebote der Baufirmen lagen deutlich über Kalkulation – Verwaltung prüft Sparpotenziale. Vereinschefs fordern schnelles Handeln.
Schlechte Nachricht für Hunderte Fußballer aus drei Ahrensburger Vereinen: Der Bau des geplanten Umkleidehauses auf dem Stormarnplatz verzögert sich erneut. Der Grund: Die Angebote, die bei der Ausschreibung des Projektes eingegangen sind, liegen laut Bürgermeister Michael Sarach deutlich über dem veranschlagten Haushaltsbudget. Die Firmen verlangten demnach um die 2,1 Millionen Euro für das Bauvorhaben. Die Stadt hatte mit Kosten in Höhe von 1,25 Millionen Euro kalkuliert.
Fachdienst soll Alternativplanungen erstellen
„Ich musste die Ausschreibung zurücknehmen“, sagt der Verwaltungschef. Er habe den zuständigen Fachdienst im Rathaus aufgefordert, Alternativplanungen zu machen, um die Kosten zu reduzieren. Denkbar seien ein Verzicht auf den Keller oder auch eine Containerlösung. Beides sind keine neuen Ansätze. Ursprünglich sei ein zweistöckiges Container-Gebäude sogar favorisiert worden, „um möglichst schnell und kostengünstig die sanitären Verhältnisse für die Fußballer zu verbessern“, sagt Jürgen Westphal, Vorsitzender des Ahrensburger TSV. Er selbst würde eine Rückkehr zu dem Modell begrüßen. „Im Sinne aller Sportler brauchen wir eine schnelle Lösung“, fordert er. „Eine weitere Verzögerung ist inakzeptabel.“
Ein weiterer Vorteil von Containern sei, dass sie jederzeit verlagert werden könnten, sagt Westphal. „Denn wir halten die Fußballfelder auf dem Stormarnplatz nicht für zukunftsfähig, da die Fußballsparten wachsen und eine Erweiterung an dem Ort nicht möglich ist.“ Wie berichtet, fordert der Vereinsvorstand deshalb ein Sportzentrum im Gewerbegebiet Beimoor-Süd.
Derzeit fehlen separate Umkleideräume für Frauen
Georg Tür, Vorsitzender des FC Ahrensburg, ist eigenen Angaben zufolge „am Boden zerstört“ über die erneute Verzögerung. „Seit mehreren Jahrzehnten kämpfen und betteln wir schon für ein Umkleidehaus“, sagt der 83-Jährige. „Wir können nicht noch länger warten.“ Die aktuelle Situation sei gesundheitsgefährdend. Die zur Verfügung stehenden Umkleidekabinen im Bruno-Bröker-Haus sind zu klein und stark sanierungsbedürftig. „Sie werden kaum noch genutzt“, sagt Tür. „Die Sportler haben Angst, dort zu duschen.“
Viele Fußballer kämen abends direkt von der Arbeit zum Training. „Sie ziehen sich sogar im Winter lieber draußen in der Kälte um, als in die alten Umkleiden zu gehen“, sagt Georg Tür. „Das kann doch nicht sein.“ Ein weiteres Problem sei, dass es im Bruno-Bröker-Haus nur zwei Umkleidekabinen gebe – eine für die Heim- und eine für die Gästemannschaft. Separate Räume für Frauen fehlten. Das sei insbesondere bei unmittelbar nacheinander ausgetragenen Fußballspielen schwierig, weil sich dann die Kabinennutzungen der Teams überschnitten. Er habe ursprünglich gehofft, dass der Umzug in das neue Sporthaus schon in diesem Winter möglich sei. Doch nun starte noch nicht einmal die Bauphase. „Es ist doch klar, dass das Projekt immer teurer wird, wenn die Planungen so lange dauern“, sagt er.
Kosten stiegen schon einmal um mehr als 50 Prozent
Zunächst waren für die neuen Umkleiden verschiedene Varianten im Gespräch gewesen, deren Kosten zwischen 200.000 und 800.000 Euro variierten. Im Dezember 2017 wurden 800.000 Euro im städtischen Etat für ein zweigeschossiges Umkleidehaus bereitgestellt. Die Fertigstellung war damals für 2019 geplant. Im September 2018 erhöhten sich die Kosten um mehr als 50 Prozent auf 1,25 Millionen Euro. Die damalige Begründung aus dem Rathaus: Es habe sich bei der ersten Summe nur um eine grobe Kostenschätzung gehandelt, ohne ein konkretes Raumprogramm vorliegen zu haben. Der Neubau auf einer Freifläche gegenüber dem Parkplatz Alte Reitbahn soll mit sechs Umkleideräumen, Duschen, Toiletten, kleinen Büros und zwei Schiedsrichterumkleiden ausgestattet werden. Neu dazu kamen im Jahr 2018 ein 54 Quadratmeter großer Versammlungsraum sowie ein Keller mit knapp 160 Quadratmetern für Lager- und Technikräume. Dort sollen die Sportgeräte gelagert werden, die bislang ebenfalls im Bruno-Bröker-Haus untergebracht sind. Dessen Jugendarbeitsteam möchte die Räume aber künftig anderweitig nutzen. „Wenn wir keinen Keller bekommen, brauchen wir alternative Lagermöglichkeiten“, sagt Georg Tür.
„Eine schnellstmögliche Realisierung des Kabinenhauses muss im Sinne aller Sporttreibenden sowie in Anbetracht der Zustände am Stormarnplatz weiter oberste Priorität haben“, sagt Oliver Martins Pinho, Vorsitzender der Roter Stern Kickers. „Auch wenn hierfür Einsparpotenziale, zum Beispiel in der Ausstattung, in Erwägung gezogen werden müssten.“ Er habe die Sorge, dass der seit langer Zeit gefasste politische Beschluss durch die Verzögerung nun von Kritikern erneut infrage gestellt werde. Pinho spricht von einem angesichts „des fortschreitenden Verfalls des bestehenden Kabinentrakts bitter nötigen Projekt“. Noch im vergangenen Monat habe die Verwaltung dem Verein versichert, dass der Startschuss für das Vorhaben jetzt endlich erfolgen könne.
Behindertenbeirat kritisiert die bisherigen Planungen
Zu den Gründen für den aktuellen Preisanstieg von 68 Prozent will sich die Verwaltung auf Anfrage nicht äußern. „Wir prüfen derzeit noch, woran es genau liegt“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. Die Verwaltung sei intern dabei, nach Lösungen zu suchen. „Wir sind mitten im Brainstorming. Es wird noch dauern, bis wir Genaueres dazu sagen können.“ Wann die Fußballer neue Umkleiden bekommen, ist damit völlig unklar. Prognosen zum Zeitplan will Kania nicht abgeben. Zuletzt sei mit einer Bauprojektzeit von einem Jahr gerechnet worden. „Der konkrete Zeitplan wird immer erst nach der Ausschreibung gemeinsam mit den Firmen erstellt“, sagt er.
Kritik an den bisherigen Plänen äußert unterdessen der Behindertenbeirat. Er hat für die nächste Sitzung des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses am Donnerstag, 3. Dezember, einen Antrag vorbereitet, in dem er einen neuen barrierefreien Planentwurf und darauf aufbauend eine neue Ausschreibung fordert. „Wir begrüßen, dass die Toiletten und Umkleide- und Sanitärräume im Erdgeschoss barrierefrei zu erreichen sind“, schreibt der Vorsitzende Gerhard Bartel. „Die Räume im Obergeschoss sowie im Untergeschoss (und damit Geräte und Sportausrüstung) sind leider nicht barrierefrei zu erreichen, weshalb wir der Errichtung des Hauses in der derzeit geplanten Ausgestaltung nicht zustimmen können.“