Ahrensburg. Für die S4 müssen die Außenbahnsteige einem Mittelbahnsteig weichen. “Geisterbahnhof“ war 2010 für 8,2 Millionen Euro gebaut worden.
Zehn Jahre ist es her, seit der Regionalbahnhof im Ahrensburger Stadtteil Gartenholz nach jahrelangen Planungen und Verzögerungen endlich eröffnet wurde. Seitdem bindet er den Norden der Schlossstadt an den Schienenverkehr an. 1100 Fahrgäste nutzen den Haltepunkt zwischen den Stationen Ahrensburg und Bargteheide täglich, die meisten sind Pendler aus dem nahen Gewerbegebiet Nord. Jetzt soll ein Großteil der Bahnhofsanlage wieder abgerissen werden – für den Bau der neuen S-Bahnlinie 4.
Zugang zum neuen Bahnsteig soll barrierefrei sein
„Die S-Bahn erhält einen Mittelbahnsteig“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Abendblatt-Anfrage. Dafür müssten die beiden Außenbahnsteige links und rechts des zweigleisigen Streckenabschnittes und alle dazugehörigen Anlagen „zurückgebaut“ werden. Was das bedeutet, steht in deutlicheren Worten im Erläuterungsbericht zur Vorplanung des Streckenabschnittes der S4 auf schleswig-holsteinischem Gebiet. Dort heißt es: „Die beiden vorhandenen Bahnsteige werden abgerissen.“
Für die S-Bahn sollen laut Planbericht neue Gleise verlegt werden, zwischen denen der Mittelbahnsteig Platz hat. Die Fußgängerbrücke über die Gleise, die den Stadtteil Gartenholz mit dem Gewerbegebiet Nord verbindet, soll demnach erhalten bleiben. Über sie sollen die Fahrgäste zu dem neuen Bahnsteig gelangen. An den Übergang soll dazu eine neue Treppe angebaut werden, außerdem soll ein Fahrstuhl den Zugang zum Bahnsteig barrierefrei gestalten. Auf die Frage der Redaktion, warum die vorhandenen Bahnsteige nicht erhalten und für die S4 angepasst werden können, hieß es von der Bahn knapp: „Unsere Variante ist für die Taktung der Verkehre optimal.“ Weiter begründen wollte eine Sprecherin des Konzerns das nicht.
Zu den Kosten des Projektes gibt Bahn keine Auskunft
Dazu, ob andere Varianten von der Deutschen Bahn geprüft wurden, machte das Unternehmen am Freitag keine Angaben. Auch zu den kalkulierten Kosten des Umbaus gab es von der Bahn keine Auskunft. Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach wollte die Planungen im Detail nicht kommentieren. Er sagt: „Für mich als Vertreter der Stadt ist wichtig, dass dieser Umbau nicht zulasten der Stadtkasse geht.“ Für alle Kosten, die sich aus der Maßnahme ergäben, müsse die Bahn aufkommen. „Darauf werde ich bestehen“, sagt der Verwaltungschef.
Bislang gehe er aber nicht davon aus, dass Kosten auf die Schlossstadt zukämen. „Bauherr ist allein die Deutsche Bahn, die Stadt Ahrensburg ist weder in die Planungen noch die Finanzierung eingebunden“, so Sarach. Dennoch sei es unglücklich, dass ein Umbau notwendig sei. „Es ist immer ärgerlich, wenn Steuergeld aufgewendet werden muss, um vergleichsweise Neues so umfangreich umzugestalten“, sagt der Bürgermeister. Als der Bahnhof entworfen wurde, habe es aber noch keine Planungen für den Bau der S4 gegeben.
Bahnhof Gartenholz war erst 2010 eröffnet worden
Der Bahnhof war im Dezember 2010 in Betrieb genommen worden. 8,2 Millionen Euro investierte die Deutsche Bahn in den Bau. Sie besteht aus zwei Bahnsteigen mit Unterständen und einer Überführung für Fußgänger und Radfahrer. Seitdem halten hier in der Woche tagsüber im Halbstunden-Takt die Züge der Linie RB 81 zwischen Hamburg Hauptbahnhof und Bad Oldesloe.
Fertiggestellt worden war der Haltepunkt schon ein Jahr vor der Eröffnung, im Dezember 2009. Doch dann gab es monatelang Ärger um fehlende EU-Zertifikate. Da der Bahnhof Gartenholz an der europäischen Fernverbindung Hamburg-Kopenhagen liegt, griff die „Transeuropäische Eisenbahn-Interoperabilitätsverordnung“, die bestimmte Standards für Schilder, Beleuchtungen und Bahnsteigmarkierungen vorschreibt – obwohl in Gartenholz nie Fernzüge halten sollten. Da die EU-Bescheinigungen auf sich warten ließen, fuhren die Regionalbahnen elf Monate lang ohne Halt durch den Bahnhof.
Auch in Bargteheide müssen Teile der Bahnsteige weichen
Der Bahnhof Gartenholz ist nicht der einzige auf der künftigen S 4-Trasse, der umgebaut werden soll. Auch in Bargteheide soll ein Teil der Bahnhofsanlage weichen. Dort soll entsprechend der Vorplanung der Mittelbahnsteig vollständig, der am denkmalgeschützten Empfangsgebäude teilweise abgerissen werden. Stattdessen soll südlich ein neuer Mittelbahnsteig entstehen, der durch eine ebenfalls neu zu errichtende Personenunterführung erreichbar sein soll.
An den übrigen Stationen sollen Bahnsteige abgesenkt oder verlängert werden, um die Haltepunkte an den S-Bahn-Standard des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) anzupassen. Durch die S 4 sollen ab 2027 250.000 Menschen in Stormarn und Hamburg an das Nahverkehrsnetz angebunden werden. Bund, Bahn, Hamburg und Schleswig-Holstein investieren zusammen rund 1,85 Milliarden Euro. Derzeit sind die Arbeiten am ersten Streckenabschnitt auf Hamburger Gebiet allerdings gestoppt. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig erließ auf Antrag von Anwohnern eine einstweilige Verfügung.