Hamburg. Solange das Gericht nicht über den Eilantrag entscheidet, darf nicht gebaut werden. Bahn prüft verschiedene Szenarien.

Der Schritt kam für viele nicht überraschend, und doch sorgt er jetzt, wo er im Raum steht, für Diskussionen. Nachdem zwei Initiativen eine Klage gegen den geplanten Neubau der S 4 sowie einen Eilantrag auf Baustopp beim Verwaltungsgericht in Leipzig eingereicht haben, ist unklar, wie es mit dem Milliardenprojekt weitergeht.

Klar ist aber: Bevor über den Eilantrag beschieden wird, werden keine Arbeiten stattfinden können. „Das Bundesverwaltungsgericht hat die DB Netz aufgefordert, alle Baumaßnahmen einstweilen bis zur Entscheidung über den einstweiligen Rechtsschutz zu unterlassen“, teilte der erste Vorsitzende der Bürgerinitiative Claus-Peter Schmidt am Freitag mit. Schmidt rechnet damit, dass sich die Entscheidung dazu noch Monate hinziehen wird. Außerdem sei ihm vom Haushaltsausschuss aus Berlin mitgeteilt worden, dass im Bundesverkehrswegeplan für die S 4 für 2021 kein Geld freigegeben wurde.

Baustopp der S 4: Kläger fürchten Zunahme des Güterverkehrs

Geplant war, dass in diesen Tagen mit bauvorbereitenden Arbeiten, wie Grünrückschnitt und Leitungsverlegungen begonnen werden sollte. Doch daraus wird vorerst nichts. Wie es nun weitergeht? Ole Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, hält es für unwahrscheinlich, dass nun eine längere Phase des Stillstands folgt. „Ich glaube, dass es sich lediglich um eine Verzögerung von einigen Wochen, nicht aber von mehreren Monaten handeln wird.“

SPD-Verkehrsexperte Ole Thorben Buschhüter ist zuversichtlich, dass das Gericht schnell eine Entscheidung fällen wird.
SPD-Verkehrsexperte Ole Thorben Buschhüter ist zuversichtlich, dass das Gericht schnell eine Entscheidung fällen wird. © Public Address | Mirko Hannemann

Und weiter: „Wir sind zuversichtlich, dass das Gericht unsere Pläne anerkennt und dass sie auf einer rechtlich sauberen Grundlage stehen.“ Die Kläger sehen das anders. Sie fürchten eine drastische Zunahme des transeuropäischen Güterverkehrs mitten durch die Millionenmetropole und durch Naturschutzgebiete. Es wird mit 120 bis zu 835 Meter langen Güterzügen innerhalb von 24 Stunden gerechnet. Konkret geht es ihnen um die zwei zusätzlichen Gleise, die für den Güter- und Fernverkehr geplant sind.

Deutliche Verbesserung des Nahverkehrs ist das Ziel

Diese sollten nach Ansicht der Kläger besser parallel zur Autobahn A 1 verlaufen, während die bestehenden Gleise ausschließlich für die S 4 genutzt werden sollen. „Wir haben ganz klar nichts gegen die S 4, aber wir haben etwas dagegen, dass Güterverkehr durch Wohngebiete geführt wird, wenn es Alternativen gibt.“ Pläne, von denen Buschhüter wenig hält. „Die Bahn hat sich mit eben diesen Plänen natürlich auch befasst, ist aber zu dem Schluss gekommen, dass es keine geeignete Alternative ist.“

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Auch sieht er keine Vorteile in der von den Klägern vorgeschlagenen Alternativstrecke. Wichtigster Punkt: „Die Alternativstrecke wäre fast doppelt so lang wie die jetzt geplante. Auch unter Umweltschutzaspekten kann das nicht als ein Vorteil gesehen werden.“ Denn natürlich gebe es auf der Alternativstrecke ebenfalls Bäume, Natur und Anwohner. Außerdem gibt er zu Bedenken, dass es Güterverkehr auf der Strecke seit 155 Jahren gebe. „Daran wird sich auch durch den Bau der neuen Bahn-Linie S 4 nichts ändern.“

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Ziel der S-4-Maßnahmen sei vielmehr eine deutliche Verbesserung des Nahverkehr auf der Strecke. „Die neuen S-Bahn-Gleise in Kombination mit zusätzlichen Stationen werden die Nahverkehrsanbindung für Wandsbek, Tonndorf und Rahlstedt sowie die Stormarner Ortschaften entlang der Strecke erheblich verbessern – ein Einzugsgebiet von 250.000 Einwohnern. Aber nur auf eigenen S-Bahn-Gleisen ist ein dichter 10-Minuten-Takt möglich.“ Das Güterverkehrsaufkommen werde sich hingegen auch dann erwartbar erhöhen, wenn die S 4 nicht gebaut würde und die Strecke so bliebe, wie sie ist.

Das sind die Baupläne:

  • Während zwischen Altona und Hasselbrook sowie zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe die vorhandene Infrastruktur genutzt wird, müssen auf der Strecke von Hamburg-Hasselbrook bis Ahrensburg-Gartenholz zwei neue S-Bahn-Gleise gebaut werden.
  • Auf Hamburger Gebiet werden vier neue Stationen gebaut: Zwischen Hasselbrook und Tonndorf sind die Stationen Claudiusstraße, Bovestraße, Holstenhofweg geplant und zwischen Tonndorf und Rahlstedt soll die Station Am Pulverhof entstehen. Auf Schleswig-Holsteiner Gebiet wird die S-Bahn-Station Ahrensburg-West gebaut.
  • Die gesamte Strecke wird mit elektrischen Oberleitungen beziehungsweise Gleichstrom-Schienen ausgestattet und erhält eine neue Leit- und Sicherungstechnik.
  • Rund 100 Millionen Euro sind für den Lärmschutz vorgesehen. In Hamburg werden davon fast zwei Drittel, in Schleswig-Holstein rund ein Drittel investiert.

Auch die Bahn teilte mit, dass die Strecke so gewählt sei, dass Wohngebäude und städtische Erholungsbereiche so wenig wie möglich in Anspruch genommen werden. Zum aktuellen Stand hieß es: „Die DB hält sich selbstverständlich an die Vorgaben und wird diese Entscheidungen abwarten.“ Derzeit würden verschiedene Szenarien in Hinsicht auf die Zeitplanung geprüft werden.