Hamburg. Rüdiger Meyer hat im vergangenen Jahr „gechillt“ – und startet nun mit neuen Ideen ins neue Jahr, die auch nach Sri Lanka führen.
Der Sylter Gastronom Rüdiger Meyer war seit seinem Abschied vor gut einem Jahr nie wieder in der Weststrandhalle in List aufSylt. Dort hatte er mit seiner Frau Britta Wonneberger fünf Jahre lang das Wonnemeyer geführt, davor 20 Jahre lang am Strand von Wenningstedt.
Ende Oktober 2022 hatten beide überraschend das Aus für das Kultlokal angekündigt und sich im November mit einer rauschenden Party vorübergehend aus der Gastrowelt auf der Insel abgemeldet. Nach einem Jahr kreativer Pause spricht Rüdiger Meyer mit dem Abendblatt bei einer Stippvisite in Hamburg über seine Pläne für das neue Jahr.
Sylt: Ex-Chef vom Wonnemeyer und seine Kochkunst sind jetzt buchbar
Die Situation nach den Jahren der Pandemie sei schwierig gewesen, sagt Meyer. „Die Energiekosten hatten sich verdreifacht, wir hatten keinen Nachfolger, und die Personalsituation wird ja nicht einfacher. Und man kann die Kostensteigerungen nicht einfach voll weitergeben.“
Der Pachtvertrag für die Strandhalle sei zudem im November 2022 ausgelaufen – „und ohne Nachfolger war das ein guter Zeitpunkt aufzuhören“.
Nach dem Aus für das Wonnemeyer habe er einen Teil der Einrichtung seinem Nachfolger übergeben. Vieles habe er leider auch verschrottet, aber eine Grundausstattung behalten. „Geschirr, Gläser, Pütt und Pann, was ich für mein ‚Rent a cook‘ brauche – davon trennt man sich nicht“, sagt Meyer. Denn ihn und seine Kochkunst könne man jetzt für zu Hause buchen.
Sylter Gastronom Rüdiger Meyer kehrt zurück zu den Anfängen
Damit kehre er zu den Anfängen seiner Karriere auf Sylt zurück. „Ich habe vor 40 Jahren mit ,Rent a cook. Have a nice party‘ angefangen“, sagt der 66-Jährige. „Das lebt jetzt wieder auf.“ Der gebürtige Pinneberger hatte im Kaufhaus Horten in Hamburg eine Lehre als Lebensmittel-Einzelhandelskaufmann absolviert und danach in Wuppermanns Kochstube in Pinneberg eine Kochausbildung beim Sternekoch Eberhard Brett draufgesattelt.
Als er Anfang der 1980er-Jahre nach Sylt kam, lernte er dort seine Britta kennen. Seit vielen Jahren nutzt das Paar, das drei erwachsene Töchter hat, den Markennamen Wonnemeyer – eine Kombination aus Rüdigers Nachnamen Meyer und Brittas Nachnamen Wonneberger.
2023 hat Rüdiger Meyer „gechillt“ und das Haus auf Vordermann gebracht
In Jahr 2023 habe er erstmal „gechillt“, sagt Rüdiger Meyer und lacht selbst über diesen Ausdruck. „Wenn Leute sagen, sie fallen in ein tiefes Loch, wenn sie nicht mehr arbeiten, kann ich das nicht nachvollziehen. Ich bin jeden Tag kiten gegangen, habe mich gesammelt und die wichtigsten Dinge im Haus, die jahrelang liegen geblieben sind, gemacht.“
Außerdem habe er sein Weltreisemobil – einen Toyota Landcruiser – weiter ausgebaut, ehe er im Herbst mit seiner Frau zu einer langen Urlaubsreise nach Sardinien und Sizilien aufgebrochen war.
Sylter Paar reist im Januar nach Sri Lanka und bereitet Food-Safaris vor
Im Januar startet das Paar zu einer Food-Safari-Vorbereitungstour nach Sri Lanka, ihrer Lieblingsinsel. Touren dieser Art haben die beiden bereits in der Vergangenheit gemacht. 2024 stehen unter anderem diese Reisen auf dem Programm: Sylt–Helgoland mit Übernachtung und Hummeressen sowie Sri Lanka und Südafrika/Botswana in Zusammenarbeit mit dem Sylter Reisebüro Seashell-Reisen.
„Ich bin der Tourguide und Foodscout“, sagt Rüdiger Meyer, der zusammen mit seiner Frau auf Sylt auch eine Fortbildung zum Insel-Gästeführer gemacht hat. Bei den Food-Safaris können maximal zwölf Personen teilnehmen.
Für die Zeit nach Sri Lanka habe er schon etliche Aufträge, so Meyer. Und spätestens dann soll auch der Wonnemeyer-Online-Auftritt aktualisiert sein. Auf seine Einsätze als Privatkoch freut er sich: „Das mache ich sehr gern. Man bleibt in der Szene, hat weiter gute Kontakte zu den Lieferanten, und es ist eine herrliche Aufgabe“, sagt der Gastronom. Er arbeite nur mit besten Zutaten, und alles werde frisch gekocht. Ideal seien Gesellschaften zwischen zwei und 20 Personen.
Sylt: Wonnemeyer ist Geschichte – aber ans Aufhören denkt Meyer nicht
„Man muss etwa mit den gleichen Kosten pro Gast rechnen wie im Restaurant – 50 bis 100 Euro, Getränke gehen extra“, sagt Meyer. Den Wein könnten die Gastgeber selbst besorgen, andernfalls kümmere er sich auch darum. „Die Kalkulation ist sehr individuell, es gibt keine Preisliste. Denn es hängt von den Gegebenheiten und den Wünschen der Gastgeber ab.“ Häufig kenne er bei seinen Gästen alle drei Generationen einer Familie, „da wird man weitergereicht“.
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Meyer: „Ich bin froh, dass ich nicht mehr das Restaurant im Nacken habe, das einen in Gedanken permanent beschäftigt hat.“ Aber ans Aufhören will der 66-Jährige noch lange nicht denken.
Am meisten habe ihn in den vergangenen Jahren die Personalsituation beschäftigt. „Es war kein Tag, an dem nicht einer krank war – oder blau gemacht hat. Und wenn doch mal alles gut war, dann fiel die Kühlung aus oder ein Filmteam hat die Straße sperren lassen, ohne Bescheid zu sagen.“
Sylt – Rüdiger Meyer zur Gastro-Situation: „Ist nicht mehr wie früher“
Gastronom zu sein, sei ein wunderbarer Beruf, aber die Rahmenbedingungen werden immer schwieriger. Zudem nun auch noch die Mehrwertsteuer wieder erhöht werde. Meyer: „Ich weiß von vielen Kollegen, dass ihr größtes Problem die Personalnot ist.“
Es sei nicht mehr wie früher, als Mitarbeiter in der Gastronomie drei Monate während der Skisaison und danach sechs Monate auf Sylt gearbeitet haben. „Früher haben auch im Mai zehn Studenten angerufen, die im Sommer auf Sylt arbeiten wollten. Was machen die jetzt alle?“, fragt sich Meyer.
Und Sylt komme noch vergleichsweise gut weg. Im ländlichen Bereich könne man überall das Sterben der Landgasthöfe beobachten. Für ihn und seine Frau sind diese Probleme kein Thema mehr. Sie freuen sich auf Wärme und exotische Gerichte.