Sylt. Makler Torsten Paulsen spricht über fallende Immobilienpreise auf der Insel, gefragte Lagen – und über die Vorteile von Westerland.

Das reetgedeckte Friesenhaus im Herzen von Kampen fällt sofort ins Auge. In dem Rotklinkerbau an der Hauptstraße ist der Arbeitsplatz von Torsten Paulsen.

Denn hier ist die Niederlassung von Grossmann & Berger auf Sylt. Der Immobiliendienstleister hat den Hauptsitz in Hamburg an der Bleichenbrücke, der 46-Jährige ist der Vertriebsleiter auf der Nordseeinsel. „Eigentlich wollte ich nur ein Jahr bleiben, aber jetzt bin ich schon seit 14 Jahren hier“, sagt Paulsen beim Abendblatt-Gespräch.

Immobilien Sylt: Wieso Preise für Wohnungen in Westerland gefallen sind

In den vergangenen Jahren boomte der Immobilienmarkt auf Sylt. Die Preise für Objekte stiegen in geradezu astronomische Höhen. Doch inzwischen sei die Goldgräberstimmung vorbei, weiß der Marktexperte. Das gelte aber nicht nur für Sylt, sondern auch für Hamburg, Berlin oder München.

„Von dem Peak, den wir zum Ende der Corona-Pandemie im Sommer 2021 auf Sylt hatten, sind die Preise zum Beispiel in Westerland für einige Wohnimmobilien um 20 bis 25 Prozent gefallen“, so Paulsen.

Sylter Makler: Kauffälle gegenüber 2022 zurückgegangen

„Ich sehe das aber nicht besonders dramatisch. Wir hatten seit 2019 besonders gute Jahre mit einer hohen Nachfrage. Das lag auch daran, dass man einen Kredit für den Ankauf einer Immobilie für unter ein Prozent bekommen hat.“

Inzwischen seien die Zinsen deutlich gestiegen. Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen durch den Krieg gegen die Ukraine spielten eine Rolle. In diesem Jahr sind die Kauffälle, die Paulsen verzeichnete – und das gilt wohl auch für die anderen Makler auf der Insel –, gegenüber 2022 zurückgegangen.

Sylt: Immobilien – Hobokenweg in Kampen teuerste Straße Deutschlands

„Es wird sich am Ende dieses Jahres zeigen, ob sich das auch auf den Umsatz auswirkt.“ Aber dem gebürtigen Marner – eine Kleinstadt in der Nähe von Brunsbüttel – ist wichtig: „Es ist nicht so, dass der Immobilienmarkt auf Sylt allgemein eingebrochen ist. Für besonders gefragte Lagen sind die Preise stabil oder sogar noch gestiegen.“

Torsten Paulsen nennt Beispiele für begehrte Orte. „Das sind etwa Wattlagen in Braderup oder Keitum. Kampen ist natürlich nach wie vor sehr gefragt.“ Und natürlich der Hobokenweg in Kampen, der als die teuerste Straße Deutschlands gilt.

Hier – mit Wattblick – leben Multimillionäre und Milliardäre. „Es wird am Hobokenweg nur ganz selten ein Objekt verkauft. Ich habe allein drei Kunden in meiner Kartei, die Interesse hätten. Aber momentan ist da nichts auf dem Markt.“

Makler Torsten Paulsen zeigt ein weiteres Haus im Süderheidetal auf der Insel Sylt, das zum Verkauf steht.
Makler Torsten Paulsen zeigt ein weiteres Haus im Süderheidetal auf der Insel Sylt, das zum Verkauf steht. © GEORG SUPANZ

Fast eine Million Euro für 50-Quadratmeter-Wohnung in Kampen

Wenn dort mal ein Domizil verkauft wird, dann werden für ein reetgedecktes Einfamilienhaus schon mal mehr als 20 Millionen Euro aufgerufen. Überhaupt ist Kampen der wohl hochpreisigste Ort auf der Insel. Aktuell hat Paulsen eine Eigentumswohnung in der Kurhausstraße im Portfolio. Die ist 50 Quadratmeter groß und soll 990.000 Euro kosten. Aber was macht Kampen so besonders?

„Kampen ist spätestens, seitdem hier Gunter Sachs und seine Entourage Ende der 60er-Jahre legendäre Partys gefeiert haben, Kult und ein Mythos.“ Der millionenschwere Jetsetter Sachs und seine prominenten Freude ließen es auf der Whiskymeile – die eigentlich Strönwai heißt – krachen.

Insel-Makler Paulsen lebt mit seiner Familie in Westerland

Heute gibt es dort immer noch viel Gastronomie, aber die wilden Zeiten sind vorbei. Der Makler hat selber mal in Kampen gelebt, wohnt heute mit seiner Frau und der fünfjährigen Tochter in Westerland. Er ist gerne mitten im Leben, zum Beispiel in der Strandbar Buhne 16 in Kampen oder in der Sansibar in Rantum.

„Ich genieße es aber auch, entspannt an einsamen Strandabschnitten oder am Watt spazieren zu gehen.“ Sein Job ist es, an möglichst attraktive Immobilien zu kommen, um diese dann für den Eigentümer zu verkaufen.

Aktuell hat Paulsen ein „Schmuckstück“ im Süderheidetal anzubieten. Das liegt malerisch zwischen Kampen und List. „Es handelt sich um einen Neubau unter Reet mit einem sehr schönen eingewachsenen Garten auf einem großzügigen Grundstück. Der Strand und das Watt sind auch in der Nähe“, sagt er.

Sylt: Haus unter Reet für mehr als zehn Millionen Euro im Süderheidetal

Auf der Internetseite von Grossmann & Berger ist über das Objekt zu erfahren, dass es auf einem rund 2000 Quadratmeter großen Grundstück steht. Das Haus hat 240 Quadratmeter Wohn-Nutzfläche und sieben Zimmer. Es wurde im vergangenen Jahr gebaut und verfügt auch über eine Sauna und einen Kamin.

Aber was kostet dieses luxuriöse Domizil? Der Diplom-Kaufmann lächelt. Einen exakten Preis nennt der Makler nicht, nur so viel. „Wir liegen hier bei mehr als zehn Millionen Euro.“ Wie bei eigentlich jeder Immobilie gibt es natürlich einen Verhandlungsspielraum.

Wer nicht so viel Geld übrig hat, der sollte sich auf die „Inselhauptstadt“ Westerland konzentrieren. „Dort ist der größte Markt für Wohnimmobilien auf Sylt, und inzwischen bekommt man hier auch wieder Wohnungen für 7000 bis 8000 Euro pro Quadratmeter.“

Makler Paulsen fühlt sich auf Sylt längst zu Hause

Der Vorteil von Westerland sei, dass dort auch im Winter immer etwas los sei. Und wichtig ist: „Wer sich eine Wohnung oder ein Haus kaufen möchte, muss sich vorher unbedingt mit dem Zustand der Immobilie beschäftigen und auch mit den Kosten für mögliche Sanierungen. Es ist auch immer gut, vorher mit einem Energieberater durch das Objekt zu gehen.“

Gibt es eigentlich noch Lagen, die als Geheimtipp gelten? „Leider nicht mehr. Früher waren das Tinnum oder Hörnum, aber die wurden inzwischen auch wachgeküsst.“ Im Abendblatt-Gespräch wird deutlich, dass der Makler längst auf Sylt angekommen ist. Vor dem Wechsel auf die Insel hat er in Hamburg gelebt. Dort ist Torsten Paulsen immer noch regelmäßig geschäftlich. „Aber ich möchte in Hamburg nicht mehr leben. Nach zwei oder drei Tagen freue ich mich immer, wenn ich wieder zurück nach Sylt komme.“