Kampen. Wilko Schwitters stattet Häuser aus. In Kampen hat er einen Showroom in einem Reethaus. Was der HSV damit zu tun hat.

Sein Stammhaus hat Wilko Schwitters am feinen Alsterufer in Hamburg. Aber sein Herz schlägt auch für Sylt, und deshalb unterhält der Unternehmer dort inzwischen eine Dependance seines Edel-Einrichtungshauses Bornhold. Der Showroom liegt in Kampen an der Kurhausstraße 1 in einem typischen Friesenhaus unter Reet.

„Vor geraumer Zeit hatte mich der Immobilienmakler Kai Müller von Beton.Gold angesprochen, die hier in diesem Haus ihre Büros haben, ob wir etwas zusammen machen wollen. Ich war sofort dabei, und jetzt haben wir hier sozusagen ein Wohnzimmer eingerichtet.“ Wer Lust habe, könne vorbeischauen und sich bei einem Kaffee oder Champagner von dem Interieur inspirieren lassen.

Schwitters kam über den HSV nach Sylt

Der Geschäftsmann weiß zu berichten: „Im Urlaub sind die potenziellen Kunden viel entspannter. Da schauen die Ehepaare in unserem Showroom vorbei und lernen uns kennen. Und ob man dann sein Haus auf Sylt, in Düsseldorf oder auf den Balearen einrichten lässt, spielt für uns keine Rolle. Wir kommen überall hin.“

Seit mehr als 50 Jahren ist der 70-Jährige Stammgast auf Sylt. „Ich bin ein HSV-Fan und saß bei den Heimspielen im Volksparkstadion neben einem Sylter Hotelier, dem der Benen-Diken-Hof in Keitum gehört, und so bin ich 1970 zum ersten Mal auf die Insel gekommen. Das war Liebe auf den ersten Blick.“

Auf Sylt wartet ein Großauftrag auf Schwitters

Gemeinhin wird Sylt auch als Vorort von Hamburg bezeichnet, weil dort viele Hanseaten ein Domizil besitzen. „Natürlich haben wir hier zahlreiche Häuser eingerichtet. Dabei setzen wir auf Holzelemente und auf Sand- und Blautöne. Wichtig ist, dass das Interieur Gemütlichkeit ausstrahlt.“

Auf der Insel wartet bereits ein Großauftrag auf Schwitters, der rund 30 Mitarbeiter beschäftigt: „Unsere Partner von Beton.Gold realisieren zwei Appartementhäuser mit insgesamt 32 Wohneinheiten auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände in List. Das Projekt Hafenstraße wird Ende 2023 fertiggestellt, und 2024 folgt die Alte Wache.“

Und diejenigen, die die Wohnungen erwerben, „können dort direkt einziehen. Wir kümmern uns um die gesamte Innenausstattung. Nicht nur um die Möbel, sondern auch um die Bettwäsche und den Besteckkasten in der Küche.“

Ostfriese Schwitters hat einen berühmten Großonkel

Der Interieurexperte ist ein „waschechter Ostfriese“. Wilko Schwitters – sein Großonkel war der berühmte Künstler Kurt Schwitters – ist „vorbelastet“: Seine Eltern führten das Einrichtungshaus Interstudio in Wittmund, sind beide Innenarchitekten.

„Ich habe schon mit 14 Jahren angefangen, im Geschäft mitzuarbeiten, habe Anfang der 70er-Jahre auch eine Ausbildung im elterlichen Betrieb gemacht.“ Es folgte ein Studium der Betriebswirtschaft und Innenarchitektur. In den 80er-Jahren arbeitete das Nordlicht im Süden des Landes, war Mitglied der Geschäftsleitung des Nobeleinrichters Beringer und Koettgen in München, die auch Dependancen im österreichischen Kitzbühel und im mondänen Rottach-Egern am Tegernsee unterhielten. Doch schließlich ging es zurück in die Heimat.

Der Sylt-Podcast mit Wilko Schwitters:

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Wilko Schwitters: „Ich hatte Respekt vor dieser Verantwortung“

Seine Eltern hatten inzwischen ein Einrichtungshaus in Oldenburg in Niedersachsen, und Schwitters übernahm mit seiner Frau Sabina – die beiden haben 1988 geheiratet - den Betrieb. Außerdem eröffnete das Ehepaar „Schwitters – Das Haus der schönen Einrichtungen“ in Bad Zwischenhahn und führte das Geschäft bis 2010. Durch persönliche Kontakte kam der Wechsel nach Hamburg zustande.

„Wir hatten lange mit dem Voreigentümer von Bornhold Einrichtungen am Neuen Wall verhandelt, und Ende 2009 wurde schließlich der Vertrag unterschrieben. Damit haben wir ein Unternehmen mit einer mehr als 100 Jahre alten Tradition übernommen. Ich hatte Respekt vor dieser Verantwortung, und heute weiß ich, es war die richtige Entscheidung.“

Bornhold am Alsterufer: „Der perfekte Ort“

Und 2016 wurde noch eine Entscheidung getroffen. Nach mehr als 70 Jahren zog man von der Nobeleinkaufsmeile in der City in einen neuen Gebäudekomplex am Alsterufer. Dort werden nun im achten Jahr Möbel und Accessoires auf zwei Ebenen auf rund 1300 Quadratmetern mit Wasserblick präsentiert. „Wir sind sehr zufrieden. Wir haben den perfekten Ort gefunden, um unser Portfolio, dazu gehört auch unsere eigene Bornhold Kollektion, zu präsentieren.“

Wilko Schwitters und sein Team richten für ihre Kunden Häuser in Hamburg, Düsseldorf, München oder der Schweiz ein. Auch in Südfrankreich oder auf den Kanaren vertraue man auf den Geschmack der Experten: „Wir sind häufig von Anfang an eingebunden und planen dann den kompletten Innenausbau und die Einrichtung.“

Schwitters' Familie teilt die Leidenschaft für Sylt

Vor neun Jahren hat Schwitters das traditionsreiche Einrichtungshaus Beckmann am Klosterstern im Hamburger Stadtteil Harvestehude übernommen, das heute unter dem Namen „Der neue Beckmann“ firmiert und von seinem 33-jährigen Sohn Tammo geführt wird. Sein 31-jähriger Sohn Tjarko kümmert sich um den Onlinehandel und Social Media. „Wir sind ein echtes Familienunternehmen, und uns eint auch unsere Leidenschaft für Sylt.“ Zuletzt war Schwitters in der Woche vor dem Jahreswechsel auf der Insel. „Ich war jeden Tag im Showroom, um Kunden und Freunde des Hauses zu treffen.“

Das Geschäft ist allerdings vergessen, wenn Schwitters gemeinsam mit seiner Frau zum Beispiel auf dem „Panoramaweg durch die Dünen“ von Wenningstedt nach Kampen spaziert. „Wir kehren gerne in der Kupferkanne ein und genießen Kaffee und Kuchen.“

In Westerland hat Schwitters eine Personalwohnung angemietet. Und die soll jetzt durchgehend genutzt werden. „Bislang haben unseren Showroom auch Angestellte von Beton.Gold mit betreut. Aber in diesem Jahr wollen wir unsere Innenarchitekten und unser Fachpersonal im Wechsel von Hamburg nach Kampen entsenden. So ist dann immer jemand von uns vor Ort.“ Und selbstverständlich wird auch der Chef persönlich häufig dort sein. Ans Aufhören denkt Wilko Schwitters übrigens nicht. Das liegt wohl in den Genen: Seine Mutter ist 97 Jahre alt und steht Freunden noch immer mit Rat und Tat bei der Einrichtung zur Seite.