Westerland. Wie einige Lokale auf der Insel schließt auch “Das kleine Restaurant“ bald. Aber der Inhaber nennt andere Gründe als die oft gehörten.
Auf Sylt herrscht gerade Katzenjammer – viele Gastronomen, darunter das Wonnemeyer in der Lister Strandhalle, das 94Kampen oder Pius Weinbar haben aufgegeben. Und auch das traditionsreiche „Das kleine Restaurant“ in Westerland wird am 1. November mit einem Abschiedsfest für Stammgäste ein allerletztes Mal öffnen.
"Das kleine Restaurant" auf Sylt: Warum Inhaber Ganser aufhört
Aber bei Inhaber Franz Ganser gibt es andere Gründe als die oft gehörten: „Der Schritt war lange geplant und hat nichts mit der Situation der Branche zu tun“, sagt der 67-Jährige dem Abendblatt. „Schon seit 2015 war klar, dass 2022 Schluss ist. Deshalb haben wir den Mietvertrag 2017 auch nur noch um fünf Jahre verlängert.“
In den letzten Tagen seiner Zeit an der Bötticherstraße wird Ganser doch etwas wehmütig zumute. Der Abschied von vielen Stammgästen sei sehr emotional ausgefallen. „Viele haben sich sehr persönlich verabschiedet, manche sogar weinend das Restaurant verlassen. Es war für sie ein Stück Heimat auf Sylt“, erzählt Ganser, der im Jahr 1978 nach Sylt kam und sein Restaurant 32 Jahre führte.
Er wird der Insel erhalten bleiben. „Ich bin froh, in Zukunft mehr Zeit zu haben und mehr Freiraum zu bekommen. Ich habe so viele Familienfeste versäumt, die muss ich nachholen“, sagt er. Ganz aufhören wird er aber wohl nicht: „Ich habe mehrere kleine Ideen – und möchte im Frühjahr mit irgendeiner Dienstleistung neu starten.“ Schließlich habe er sein Leben lang sechs Tage die Woche 60 Stunden gearbeitet.
Ein Nachfolger für "Das kleine Restaurant" steht noch nicht fest
Einen Nachfolger für „Das kleine Restaurant“ gibt es aber noch nicht. Ursprünglich wollte Ganser sein Restaurant schon zum 1. Februar übergeben, was dann aber scheiterte. Im Sommer sprang ein weiterer potenzieller Nachfolger ab. „Die Lage in der Branche ist derzeit nicht einfach. Manchen fehlt das Geld, und die Banken sind extrem vorsichtig.“
In die oft gehörten Klagegesänge der Gastronomen aber will er nur verhalten einstimmen: „Die Situation ist nicht so schlimm, wie manche sie machen.“ Fluktuation sei Teil der Branche. Natürlich seien die derzeitigen Preissteigerungen ein Problem, das sich aber seiner Ansicht nach wieder normalisieren werde.
Und auf den oft beklagten Personalmangel müsse man als Unternehmer reagieren: „Natürlich gibt zu wenig Nachwuchs. Aber ich habe zwei Afghanen angelernt, das klappt gut.“ Um den Mitarbeitern Wohnungen zur Verfügung zu stellen, mietete der Gastronom zwei Appartements. „Früher war die Unterbringung auch prekär, manche lebten in umgebauten Garagen. Aber die Gemeinde hätte mehr Wohnraum für Sylter schaffen müssen.“
Zu viel Spitzengastronomie auf Sylt?
Eine Sorge treibt Ganser dann doch um: Er wünscht sich in der Gastroszene mehr junge engagierte Köche, die den Mut aufbringen, einen eigenen Betrieb zu gründen. „Sonst haben wir bald nur noch gehobene Gastronomie auf der einen und Fast Food auf der anderen Seite. In der Mitte bleibt dann kaum etwas übrig.“
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Gerade Betriebe in dieser Kategorie verschwänden. Dieser Verlust sei dramatisch, wie etwa der Abriss der Traditionsgaststätte „Zur Eiche“ in Tinnum. „Wir brauchen auf der Insel engagierte junge Leute, die mit Herzblut an die Sache herangehen“, sagt er. „Selbstständig heißt eben selbst machen und es ständig tun.“
Am 1. November will sich Ganser mit seinem Team von den Gästen verabschieden. „Den November über werden wir noch aufräumen und putzen. Es wird noch etwas dauern, bis wir hier fertig sind.“