Hamburg. Bürgervorsteher über Punks, Bauverbote auf Sylt, zu viele Autos und Strategien, wie Tourismus auf der Insel beherrschbar bleiben kann.

Sylt sorgte in dieser Woche wieder für Schlagzeilen. Der Bauausschuss gab grünes Licht für das Beherbergungskonzept. Das Protestcamp der Punks vor dem Rathaus in Westerland wurde aufgelöst. Als Bürgervorsteher der Gemeinde Sylt ist Frank Zahel immer mittendrin im Geschehen. „Das war die richtige Entscheidung. Die Punks haben sich in den vergangenen Monaten nicht so verhalten, wie man das von Gästen erwartet. Das ist alles aus dem Ruder gelaufen und auch den Einheimischen, Geschäftsleuten und Touristen nicht mehr zuzumuten“, sagte Zahel dem Abendblatt.

Das bunte Völkchen hatte sich seit Anfang Juni – damals wurde das Neun-Euro-Ticket der Deutschen Bahn eingeführt – auf der Insel breitgemacht. Diese Woche war die Zeit für das Protestcamp abgelaufen, alle Rechtsmittel seitens der Punks, um das abzuwenden, hatten keinen Erfolg.

Sylt: "Wer hier zu Gast ist, muss sich benehmen"

Schließlich rückten am Mittwoch rund 80 Polizisten an. Tatsächlich verließen alle nach und nach das Gelände. „Bei uns auf der Insel ist jeder willkommen. Ich habe keinerlei Vorurteile. Aber wer hier zu Gast ist, der muss sich auch entsprechend benehmen. Ich hoffe, dass das Thema Punkercamp jetzt endgültig erledigt ist“, sagte Zahel.

"Wir müssen definitiv erreichen, dass wir weniger Autoverkehr auf der Insel haben", sagt Frank Zahel, Bürgervorsteher. © Frank Zahel | Frank Zahel

Der Mann ist ein Tausendsassa. Als Bürgervorsteher ist er ein wichtiger ehrenamtlicher politischer Repräsentant auf der Insel und steht der 29-köpfigen Gemeindevertretung der Gemeinde Sylt vor, zu der Westerland, Rantum, Tinnum, Archsum, Keitum, Morsum und Munkmarsch gehören. Der CDU-Politiker ist Mitglied des Kreistages Nordfriesland und hat eine eigene Brandschutzfirma, denn vom Ehrenamt kann man ja nicht leben. Zudem engagiert sich Zahel seit seinem 16. Lebensjahr in der Freiwilligen Feuerwehr und ist auch im Ringreiterverein aktiv.

Es versteht sich von selbst, dass er auf Sylt bestens vernetzt ist. Sein Terminkalender ist prall gefüllt. Für das Abendblatt-Gespräch findet sich ein Zeitfenster morgens um kurz nach acht Uhr. Mit drei Monaten sei er von seiner Mutter nach Sylt verschleppt worden, sagt Zahel lächelnd. Seit 54 Jahren lebt er in Rantum. Gerade hat er gemeinsam mit seiner Frau Sonja und der 18-jährigen Tochter, die allerdings jetzt zum Lehramtsstudium auf das Festland geht, eine neue Doppelhaushälfte unweit vom Strand bezogen. Auf diesem Grundstück stand vorher das Elternhaus seiner Frau.

Frank Zahel wünscht sich mehr ehrenamtliches Engagement auf Sylt

In der Kommunalpolitik ist Zahel seit mehr als 30 Jahren aktiv. „Ich engagiere mich, weil ich etwas bewegen möchte auf der Insel. Wir brauchen viel mehr Menschen, die sich einbringen in Sportvereinen, bei der Freiwilligen Feuerwehr oder in der Politik. Jeder kann dabei sein und sollte diese Chance nutzen.“ Als Bürgervorsteher, in dieses Amt wurde Zahel von der Gemeindevertretung im Juni 2021 gewählt, sei er das Bindeglied zur Verwaltung und sehe sich als Ansprechpartner für die Bürger. Sein Versprechen: „Meine Tür steht immer offen.“

Wie bereits erwähnt, hatte am Montag der Bauausschuss der Gemeinde Sylt grünes Licht für das Beherbergungskonzept gegeben. Die Sitzung wurde von Zahel geleitet, und nun muss am 20. Oktober noch die Gemeindevertretung zustimmen. Wenn das so ist, hat das massive Auswirkungen: „Wenn das Beherbergungskonzept umgesetzt wird, dann dürften auf der Insel keine weiteren Ferienwohnungen mehr gebaut werden und die bestehenden Bebauungspläne müssten entsprechend geändert werden. Diesen Schritt befürworte ich, denn wir haben hier bereits mehr als genug Ferienwohnungen. Ein ,weiter so‘ kann es nicht geben.“

Blechlawinen auf Sylt ein Dauerthema

Wichtig: Davon sind keine Bauvorhaben betroffen, die sich bereits in der Umsetzung befinden. Für Zahel steht aber auch fest: „Der Tourismus ist wichtig, davon lebt die Insel ja schließlich.“

Die Blechlawinen, die in der Saison über die Insel rollen, sind seit Jahren ein Dauerthema. Bürgervorsteher Zahel hat ein Ziel: „Wir müssen definitiv erreichen, dass wir weniger Autoverkehr auf der Insel haben. Wir müssen mehr Anreize für die Urlauber schaffen, um auf den eigenen Pkw zu verzichten.“ Wenn es nach Zahel geht, soll auch das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs erweitert und das Radwegesystem ausgebaut werden. Dem Kommunalpolitiker ist wichtig: „Wir müssen bei diesem Thema alle Beteiligten mitnehmen.“

Sylt ist Zahels eine, die Steiermark seine zweite Heimat

Freizeit dürfte für ihn ein Fremdwort sein. Aber manchmal nimmt er sich eine Auszeit und geht mit seiner Frau in Rantum am Deich spazieren. Und Urlaub muss auch mal sein. „Ich verbinde gerne den Besuch von Fußballspielen mit Städtereisen.“ Es gibt sogar eine Region, die er seine zweite Heimat nennt. Die Steiermark im Süden Österreichs. Dort steht Skifahren auf dem Programm.

Am 14. Mai 2023 stehen die Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein an, auch auf Sylt wird gewählt. Wird Frank Zahel wieder antreten? Die Antwort kann nur Ja lauten.