Westerland. Räumung des Camps steht kurz bevor. Polizei schon im Anmarsch. Punks scheitern mit Antrag auf neue Demonstration in Keitum.
Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Protestcamps auf Sylt ist die Zeit endgültig abgelaufen. Am Dienstagabend tagte der Hauptausschuss der Gemeinde Sylt im Rathaus, zu der öffentlichen Sitzung gesellten sich auch fünf Punks. Es dauerte nur wenige Minuten, bis ihnen der Hauptausschussvorsitzende Holger Flessau sagte: „Die Party ist vorbei. Bitte verlasst friedlich das Camp, damit es nicht zur Eskalation kommt.“
Viel Zeit haben die Punks nicht mehr, es dürfte sich um Stunden handeln. Am Mittwochmorgen könnte die Räumung beginnen. Bürgermeister Nikolas Häckel wiederholte, dass er die Polizei um Unterstützung gebeten habe, sollten die Punks den Rathausplatz nicht freiwillig verlassen. Auffällig: Einige Parkplätze in der Nähe der Polizeiwache in Westerland wurden ab dem 14. September mit einem Halteverbot versehen beziehungsweise gesperrt. Wie der „SHZ" am Abend berichtete, standen sieben Streifenwagen der Landespolizei vor dem Terminal des Syltshuttle in Niebüll in der Wartespur Richtung Sylt.
Protestcamp auf Sylt: Räumung steht kurz bevor
Rechtlich gibt es keine Unklarheiten mehr. Am Montag hatte das Oberverwaltungsgericht die Beschwerde der Veranstalter des Protestcamps abgewiesen. Am Dienstag stellten die Punks beim Kreis Nordfriesland einen Antrag auf eine neue Demonstration im Stadion von Keitum, und zwar vom 14. September bis zum 31. Dezember. Doch dies wurde vom Kreis postwendend abgelehnt, wie Bürgermeister Nikolas Häckel mitteilte.
Nun hätten, so Holger Flessau, die Teilnehmer des Protestcamps die Konsequenzen zu ziehen. „Wir haben alle mit sehr viel Toleranz und Gutgläubigkeit dem Camp vertraut. Aber wer ständig nach seinem Recht ruft oder darauf besteht, dabei aber die Pflichten mit Füßen tritt, darf sich nicht über Gegenwind wundern. Irgendwann habe die Sylter die Schnauze voll.“
Einem Punk wird das Rederecht entzogen: „Kein Einwohner"
Zuvor hatte ein Mitveranstalter, der im Camp den Namen „Flippy“ trägt, versucht, während der Einwohnerfragestunde das Wort zu ergreifen. „Ich bin obdachlos, habe eine c/o-Postadresse hier“, sagte „Flippy“. Doch das reichte dem Hauptausschuss-Vorsitzenden nicht, er entzog dem Punk das Rederecht, weil er kein Einwohner sei.
Von Ausschuss-Mitglied Lars Schmidt gab es für dieses Verhalten Kritik: „Es gäbe durchaus die Möglichkeit, ihm die Gelegenheit zu geben, seine Position darzustellen. Das macht keinen guten Eindruck, einfach nur draufzuhauen.“
Protestcamp auf Sylt: Jetzt werden die Kosten ermittelt
Jörg Otto, der zweite Mitveranstalter, hatte schon vor der Sitzung sein Ende des Engagements auf Sylt auf seiner Facebook-Seite angekündigt: „Ich persönlich muss mich leider aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen, weil das zuviel Stress für mein Herz war.“
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Sollten die Punks auf Sylt endgültig Geschichte sein, wird sich der Hauptausschuss aber weiter mit dem Thema beschäftigen: Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde Bürgermeister Nikolas Häckel damit beauftragt, die angefallenen Kosten für das Protestcamp zusammenzustellen. Fortsetzung folgt.