Hundertschaft der Polizei sichert Räumung – 200 Schaulustige auf dem Rathausplatz. Die meisten Punks haben die Insel verlassen.

  • Sylt: Hundertschaft der Polizei räumt das Protestcamp der Punks
  • Sylter Punks ziehen nun zum Hafengeburtstag nach Hamburg
  • Bürgermeister Häckel will Punks auf Sylt in 2023 verhindern

„Die Bullen kommen!“, alarmierte ein Punk am Mittwoch um 8.45 Uhr die Mitbewohner des Protestcamps in Westerland auf Sylt. Und wie sie kamen. Eine ganze Hundertschaft der Landespolizei Schleswig-Holsteins marschierte in Richtung Rathausplatz, wo noch rund 20 Punks ihre Zelte aufgeschlagen hatten.

Mit einem Megafon forderte Nikolas Häckel, der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, die Punks auf, das Gelände unverzüglich zu räumen. Zwei weitere Aufforderungen waren notwendig, aber um 11.15 Uhr verließen die letzten beiden Punks freiwillig den Rathausplatz, und das Protestcamp war Geschichte. Der Bauhof der Gemeinde Sylt säuberte den Park und zäunte ihn ein. Die Polizei konnte zufrieden wieder abziehen – sie war von Anfang an darauf aus, die Situation nicht eskalieren zu lassen und führte mehrere „Kooperationsgespräche“ mit dem Co-Versammlungsleiter Jörg Otto.

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Sylt: Punks räumen Protestcamp unter Aufsicht der Polizei

Eigentlich war die Genehmigung für das bundesweit viel beachtete Protestcamp am 31. August ausgelaufen. Die Punks hatten erst über das Verwaltungs- und später das Oberverwaltungsgericht versucht, eine Verlängerung zumindest bis Ende Oktober zu erwirken. Doch am Montag waren alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft. Die Gerichte lehnten eine Beschwerde ab mit Verweis auf schlechte sanitäre Zustände rund um das Camp und die permanente Lärmbelästigung. Der Versuch, eine neue Versammlung im Stadion von Keitum beim Kreis anzumelden, scheiterte ebenso wie die Gründung eines Vereins „Sylt für alle e.V.“ – der Notar erschien einfach nicht zum Termin.

Punk „Nimbus
Punk „Nimbus" hielt auf einem Sofa sitzend eine Rede vor der Räumung des Protestcamps auf Sylt. © Alexander Laux | Alexander Laux

Weil sich rund 200 Schaulustige auf den Treppen eingefunden hatten, um die Räumung des Camps zu verfolgen, nutzte dies „Nimbus" zu letzten Wortbeiträgen. Er stieg auf ein erhöhtes Sofa und kritisierte unter anderem: „Wenn hier auf der Insel SUVs herumfahren, produzieren sie viel mehr Schmutz, als wenn wir mal gegen eine Wand pinkeln. „Nimbus" war es auch, der im Sommer Wolfgang Schäuble und Gregor Gysi zum Versammlungsort eingeladen hatte. Seinen Vortrag beendete er mit dem Satz: „Viel Erfolg, viel Glück, bis bald."

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Beamte führten die Punks auf Sylt zum Bahnhof – mit Ziel Hamburg?

Noch unklar blieb anfangs, wie schnell die letzten Punks nun die Insel verlassen würden. 14 von ihnen schoben ihre vollbepackten Einkaufswagen nur 100 Meter weiter zum Brunnen mit der Wilhelmine an der Wilhelmstraße und parkten diese vor der Drogerie Rossmann. An dieser Stelle hatten sie schon im Sommer Party und Demo gemacht. Dass sie dort nicht lange bleiben konnten, wussten sie, nachdem Häckel einen Platzverweis ausgesprochen hatte für das Gebiet zwischen dem Bahnweg und der Wilhelmstraße sowie der Maybachstraße.

Wie der Bürgermeister der Gemeinde Sylt kurz darauf erklärte, wurden die „ehemaligen Demonstranten von der Polizei zum Bahnhof begleitet“. Das Ordnungsamt übernahm die Kosten für die Gruppentickets. Einige sollen das Ziel Hamburg haben. Der „SHZ" meldete, dass die Punks nun beim Hafengeburtstag mit einem Stand auf ihre Themen aufmerksamen machen wollen. Sicher ist, dass sich nur noch wenige Personen auf der Insel befinden. Häckel kündigte zudem an, dass er versuchen wolle, die Versammlungsleiter an den angefallen Kosten zu beteiligen. Diese sind allerdings obdachlos oder leben von Hartz IV. So dürfte es nur beim Versuch bleiben.

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Sylterin kritisiert Punks scharf

Wie sehr viele Sylterinnen und Sylter das Ende der Punks herbeisehnten, beschrieb die Geschäftsfrau Silke G., die gegenüber dem Abendblatt deutlich machte: „Viele Menschen müssen zwei, drei Jobs annehmen, um ihr Leben zu gestalten. Und dann kriegt man von solchen Leuten zu hören: Wir müssen Spenden annehmen, weil wir uns an dem kapitalistischen System nicht beteiligen wollen. Und wir sind dafür auf der Insel, dass ihr endlich aufwacht. Das war für mich das Statement, bei dem ich gedacht habe: Das geht gar nicht.“

Sie sei absolut für Meinungsfreiheit, und auch für das Recht auf Demonstration, aber eben nicht für einen Missbrauch dieses Demonstrations- und Versammlungsrecht, führte Silke G. weiter aus.

Sylter Bürgermeister will erneutes Kommen der Punks in 2023 verhindern

Bürgermeister Häckel kündigte an, Konsequenzen aus den Ereignissen des Sommers zu ziehen. „Wir werden anders vorbereitet sein und als Kommune schauen, dass wir alle Freiflächen im Auge haben. Uns war früher nicht klar, dass man gegen unseren Willen so intensiv die Flächen nutzen kann." Die Gemeinde werde Konzepte erarbeiten, damit diese Flächen nicht frei nutzbar seien. „Außerdem wollen wir gemeinsam mit dem Land und dem Kreis schauen, ob wir andere rechtliche Grundlagen schaffen können."

Wenig überraschend äußerte sich Häckel auch zu einer Neuauflage des 9-Euro-Tickets: „Das war ein falsches Zeichen. Man kann nicht ein Billigangebot unterbreiten, wenn die Ressourcen der Bahn gar nicht da sind."