Westerland. Beratungsgespräche stocken: Bewohner des Protestcamps haben Ausweise verloren. Aufnahme bei Obdachlosenhilfe unsicher.

Das Brautpaar hatte es am Donnerstagnachmittag eilig, stieg vor dem Standesamt in Westerland auf Sylt in den knallblauen Porsche Carrera und brauste im strömenden Regen davon. Direkt gegenüber im Stadtpark verkrochen sich die 30 verbliebenen Punks in ihren zum Teil ramponierten Zelten und warteten darauf, dass es sich aufhellt. Was es aber bis zum Abend nicht tat.

Bis Sonnabend müssen die Bewohner des Protestcamps im wahrsten Sinne des Wortes ihre Zelte abgebrochen haben. „Ein matschiger Abgang", witzelte Jörg Otto, der Organisationsleiter des Camps. Wie der Stand sei? „Wir haben schon Müllsäcke zusammengeschoben mit all den Dingen, die die Leute zurückgelassen hatten, nasse Decken und so", sagt Otto. „Keine Ahnung, ob wir das bis Sonnabend schaffen." Man sei aber mit den „Müllleuten" in Kontakt. Womöglich werde man einen Container bestellen, um die Sachen zu entsorgen.

Nur vier Punks nutzten auf Sylt das Angebot für Beratungsgespräche

Gesetzt den Fall, die Räumung gelingt mehr oder weniger pünktlich, stellt sich aber gleich die nächste Frage: Wo bleiben die Punks? Auf Abendblatt-Anfrage teilte Nikolas Häckel, der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, mit, dass sich bisher noch kein Punk beim Einwohnermeldeamt obdachlos gemeldet hat. Und auch die Beratungsgespräche mit Mitarbeitern des Amts für Ordnung und Soziales liefen nur schleppend an. Darin sollte unter anderem geprüft werden, ob eine Aufnahme im Haus der Obdachlosenhilfe im Sjipwai (Nähe Flughafen) möglich sei. Gerade mal vier Punks nahmen das Angebot zur Beratung an.

Dort gäbe es wohl grundsätzlich Kapazitäten. Jetzt kommt das Aber: „Vor Entscheidungen besteht in allen vier Fällen noch erheblicher Klärungsbedarf", erläuterte Häckel. Dies beträfe eventuelle Ansprüche gegenüber anderen Leistungsträgern. Aber auch wichtige Unterlagen fehlten - wie Personalausweise. „Viele Leute haben ihre Ausweise schlicht verloren", bestätigte auch Otto dem Abendblatt.

Jörg Otto, Mitinitiator des Protestcamps der Punks auf Sylt, will mit einem Verein weiter politische Arbeit auf Sylt betreiben.
Jörg Otto, Mitinitiator des Protestcamps der Punks auf Sylt, will mit einem Verein weiter politische Arbeit auf Sylt betreiben. © Alexander Laux

Ob es denkbar sei, dass die Punks Unterschlupf im Haus der Obdachlosenhilfe finden? „Denkbar ist natürlich alles, wir werden aber - wie bei jedem Antragsteller - die rechtlichen und tatsächlichen Voraussetzungen für behördlichen Leistungen klären", sagte Häckel.

Bürgermeister Häckel: „Wir werden Wildcampen auf Sylt nicht dulden"

Der Bürgermeister hat jedenfalls klare Vorstellungen, dass die Punks nun wie angekündigt zügig vom Stadtpark abziehen: „Ich erwarte, dass sich die ehemaligen Demonstranten, die sich auf das (Demonstrations-)Recht berufen haben, auch an das geltende Recht halten und das Camp räumen." Sich an anderer Stelle niederzulassen, das machte er deutlich, werde er nicht dulden: „Wildcampen wird umgehend geahndet - dies ist den ehemaligen Demonstranten auch von mir gesagt worden."

Am 13. September wird dann der Hauptausschuss "über den weiteren Umgang mit dem Protestcamp im Rathauspark" beraten. Zudem soll ein Beschluss gefasst werden zur Ermittlung und zum Umgang mit Folgekosten des Protestcamps (wie Aufräum- und Instandsetzungskosten nach dem Abzug der Punks).