Kampen auf Sylt. Louise von Düsterlohe verantwortet die Inneneinrichtung des Hotels in Kampen auf Sylt. Das erwartet die Gäste.
Louise Baronesse von Düsterlohe ist ein eindrucksvoller, vielleicht ehrfürchtig machender Name. Doch die Person dahinter gebärdet sich alles andere als herrschaftlich, trägt weder Cape noch Fascinator. Die 34-Jährige ist eher der Typ fürs Sprüche-T-Shirt und eine bunte Basecap, unter der sich nasse Strähnen kräuseln – vom Spontan-Sprung in die Nordsee bei Kampen auf Sylt.
Barfuß, sonnenbebrillt und vergnügt flaniert von Düsterlohe den Strand entlang, vorbei an ihrem derzeitigen Projekt, das sich hinter den Dünen erhebt: die Sturmhaube. Die Interior-Designerin ist für die Inneneinrichtung des Hotels verantwortlich, das im Herbst neu eröffnet.
Sylt: Sturmhaube – Preis pro Nacht im mittleren dreistelligen Bereich
Die Sturmhaube, das Gebäude mit der markanten Rotunde am Kampener Roten Kliff stand jahrelang leer, wurde 2020 endlich entkernt und befindet sich seitdem im Umbau. Auf 2000 Quadratmetern Nutzfläche beherbergt das Hotel neben einem Restaurant zukünftig nur sechs Gästezimmer mit je 40 bis 80 Quadratmetern Fläche.
Die werden dafür umso exklusiver. Noch sind die Preise nicht genau kalkuliert, sie dürften sich aber im mittleren dreistelligen Bereich pro Nacht bewegen. Bei der Lage, Außenansicht und Exklusivität kann sich die Sturmhaube natürlich auch in ihrem Inneren nicht lumpen lassen – und da kommt von Düsterlohe ins Spiel.
Sylt: In Sturmhaube spiegelt sich Landschaft der Nordseeinsel
Die selbstständige Interior-Designerin hat das Konzept für die Inneneinrichtung des Hotels entworfen. "So viel darf ich ja noch gar nicht verraten", sagt sie. "Aber ich kann schon sagen: Es wird einen Fokus nach draußen geben. Die Landschaft rund um die Sturmhaube spiegelt sich in ihrem Innen wider."
Holz, Naturstein, gedeckte Farben können Gäste erwarten. Eines soll die Einrichtung schließlich nicht: ablenken von der bezaubernden Lage des Hotels. "Die Inneneinrichtung soll genau das mit den Gästen machen, was es mit ihnen macht, wenn sie in der Natur stehen. Sie sollen zur Ruhe kommen und in sich kehren", sagt von Düsterlohe, die ihren aufmerksam machenden Namen einer baltischen Adelsfamilie zu verdanken hat.
Einen Spa-Bereich wird es in der Sturmhaube aus demselben Grund nicht geben: "Der Wellnessbereich ist draußen vor der Tür", sagt sie. "Allein der Blick ist doch schon Wellness, oder?"
Interior-Designerin: "Deutsches Phänomen, an der Einrichtung zu sparen"
Von Düsterlohe, die erst eine Ausbildung zur Werbekauffrau durchlaufen und sich 2012 doch mit ihrer Leidenschaft selbstständig gemacht hat, lebt seit drei Jahren mit ihrem Mann und zwei Kindern auf Sylt. "Fürs Arbeiten ist es hier perfekt für mich", schwärmt sie. Ihr Hauptfokus liegt dabei auf Privathäusern in Kampen, die sie einrichtet – wenn nötig bis zur Tischdecke.
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"Aber die Arbeit steht und fällt mit dem Bauherren", sagt von Düsterlohe und meint damit dessen Willen, sich die neue Wohnlichkeit etwas kosten zu lassen. "Es ist ein absolut deutsches Phänomen, an der Einrichtung zu sparen", so die Fachfrau. Als Beispiel nennt sie Laminat, einen Bodenbelag, gegen den sie eine besondere Aversion hegt: "Auf der Insel ist so viel Natur, die Häuser hier sind so teuer – und dann hast du Plastik unter den Füßen."
Sylter Interior-Designerin bevorzugt Holz
Pflegeleicht hin oder her: Nur Parkett besteht aus den Brettern, die von Düsterlohe die Welt bedeuten. Wenn da mal ein Kratzer entsteht oder Verfärbungen auftreten, ist die Interior-Designerin überhaupt erst zufrieden. Holz ist schließlich ein Naturstoff, "das arbeitet ja", sagt sie.
Ein wenig Rauigkeit, die Ecken und Kanten machen doch den Unterschied. "Durch die Kratzer bekommt ein Haus überhaupt erst Geschichte", meint sie.
Von Düsterlohe liebt "abgefahrene Oberflächen"
Das "gewisse Etwas" hat es der Interior-Designerin jedenfalls angetan. Sie arbeitet gern mit "abgefahrenen Oberflächen", wie sie sagt. Kupfer, Messing, Lavasteine, "damit es haptisch und optisch spannend wird."
Von Düsterlohe ist immer auf der Suche nach dem "Oho-Effekt", sagt sie. Fündig wird sie auf entsprechenden Messen, etwa in Großbritannien, Paris und liebend gern auch in Kopenhagen. "Das ist genial, wie die mit Oberflächen, Farben, Mustern und Stoffen arbeiten", so die lnneneinrichterin. "Nur Deutschland ist echt nicht so eine Inspiration für mich. Was Einrichtungsstil angeht, liegen wir ziemlich weit hinten". Aber dafür gibt’s ja Menschen wie sie.
Derzeit hat es ihr das Lichtkonzept angetan. "Denn wenn das Licht nicht stimmt, passt die ganze Atmosphäre nicht", so von Düsterlohe. "Die Sonne muss unbedingt in die Einrichtung einbezogen werden. Deshalb ist es wichtig, sich zu fragen: Durch welches Fenster scheint sie zu welcher Uhrzeit?"
Sturmhaube auf Sylt: Erste Einblicke gibt es schon
Von Düsterlohe, die deutschland- und europaweit schon Sämtliches von Startup-Büro über Restaurant bis Privathaus eingerichtet hat, sei schon immer passioniert gewesen, was Materialien, Farben aber auch zwischenmenschliche Kommunikation angeht: "Ich komme gut mit Menschen zurecht. Meistens verstehe ich schnell, wo die Reise für den Bauherren hingeht", sagt sie.
Auch in der Sturmhaube macht sie einen allseits beliebten Eindruck, wie sich beim Besuch im bereits eröffneten Strandverkauf des Hotels zeigt. Seit Beginn des Jahres 2021 ist sie regelmäßig auf der Baustelle.
Dass sie in dem Hotel auch Zimmer mit runden Wänden einrichtet, sieht sie als besondere Herausforderung: "Da muss man den Raum ganz anders denken. Das finde ich total spannend." Bis zur Eröffnung der Sturmhaube im Herbst sei aber noch einiges zu tun. "Ich hoffe so sehr, dass die Möbel pünktlich kommen. Das ist super-schwierig momentan mit den Lieferungen", sagt sie.
Obwohl Sturmhauben-Geschäftsführer Felix Knochenhauer und sein Team noch ziemlich geheimniskrämerisch tun, gibt es einen ersten Vorgeschmack des Düsterlohe’schen Designs. Die dem Strandverkauf zugehörigen Toiletten sind bereits vollständig eingerichtet und benutzbar. Dort finden sich – wie sollte es anders sein – die unterschiedlichsten Oberflächen von Messing und Fliesen bis Stein. Letzterer in Form eines aufgearbeiteten Schweinefuttertrogs, der nun als Waschbecken dient. Da ist der "Oho-Effekt" garantiert.