Kampen / Sylt. Trotz Traumlage war das beliebte Restaurant in Kampen auf Sylt jahrelang zu. Nun versuchen sich Investoren mit völlig neuem Konzept.

Wieso steht das leer? Da ist ja noch immer kein Pächter drin! Was ist hier los? Über kaum etwas wunderten sich die Gäste und Einwohner von Kampen auf Sylt in den letzten drei Jahren so sehr wie über die verwaiste Sturmhaube.

Anfang 2017 hatten die alten Betreiber, die Laggner-Gruppe aus Berlin, den Betrieb des Restaurants eingestellt. Seitdem stand das Gebäude leer. Einen Sommer lang. Zwei. Ein dritter verging, ohne dass eine Lösung gefunden wurde.

Die Sturmhaube in Kampen auf Sylt stand jahrelang leer

Die Gemeinde wollte endlich eine langfristige und erfolgreiche Planung für das Riesenobjekt, das zuletzt kaum mehr wirtschaftlich betrieben werden konnte. Zu alt waren Technik und Elektrik, immer wieder fiel der Strom in dem 1968 eröffneten Restaurant aus – was nicht gut ankommt, wenn viele Gäste auf ihr Essen warten. Und auch wiederkehrende Strombrände sorgen in einem reetgedeckten Haus für Unruhe.

Die Planungen für den Umbau des Gebäudes mitten im Naturschutzgebiet, wo jede Veränderung der Zustimmung enorm vieler Stellen bedarf, erwiesen sich als zäh und langwierig. Es gab viele Bewerber mit großen Ideen für das Objekt, das sich im Besitz der Gemeinde befindet. „Doch die Investitionssumme hat viele abgeschreckt“, erklärt Kampens Bürgermeisterin Steffi Böhm. Außerdem gab es weder einen verwendbaren Flächennutzungsplan noch einen B-Plan.

Fünf Millionen Euro müssen in die Sturmhaube investiert werden

Doch beides liegt nun vor, und auch eine Gruppe mehrerer Investoren mit einem überzeugenden Konzept wurde ausgewählt. „Endlich kann es losgehen“, sagt Böhm und fügt hinzu, ihr sei nicht nur ein Stein vom Herzen gefallen. „Das waren mehrere. Die Sturmhaube ist ein Vorzeigeobjekt. Viele Menschen verbinden so viele schöne Erinnerungen mit ihr.“

Fünf Millionen Euro wird die Renovierung voraussichtlich kosten. Jede Leitung muss erneuert werden. Die Statik hält den Anforderungen nicht stand. „Bis auf die Außenmauern der Sturmhaube wird nicht viel stehen bleiben können“, erklärt der Architekt Henning Lehmann, der auch als Geschäftsführer und Gesellschafter der Sturmhaube fungiert.

Wissenswertes über Sylt

  • Sylt ist Deutschlands viertgrößte Insel und die größte in der Nordsee
  • Die Insel ist durch den Hindenburgdamm (11,3 Kilometer) seit 1927 mit dem Festland verbunden
  • Sylt ist 38 Kilometer lang und an der schmalsten Stelle aktuell nur 320 Meter breit
  • Die Hin- und Rückfahrt mit dem Autozug kostet derzeit 99,90 Euro

Die Vision der Betreibergesellschaft (neben Lehmann gehören dazu der Hamburger Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Dr. W. Höft, Lars Volquardsen vom Sylter Bauunternehmen Edlef Jensen, Tjorben Friedrichsen von der VR Bank Nord in Niebüll und Felix Knochenhauer als Gesellschafter) sieht vor, dass die Sturmhaube nicht nur ein Restaurant wird, sondern auch ein Mini-Hotel mit einer kleinen Brauerei im Keller.

Mini-Hotel mit kleiner Brauerei im Keller geplant

Im Obergeschoss entstehen drei Suiten und drei Zimmer. „Im Idealfall sind die Übernachtungsgäste auch die letzten an der Bar“, sagt Lehmann lachend. Er wünsche sich ein junges Publikum, daher auch die Brauerei im Keller.

Sturmhaube: Planer und Gastgeber – Architekt Henning Lehmann und Gastronom Felix Knochenhauer (r.)
Sturmhaube: Planer und Gastgeber – Architekt Henning Lehmann und Gastronom Felix Knochenhauer (r.) © Gemeinde Kampen

1000 Liter Bier könnten dort am Tag hergestellt werden, doch so viel brauche man wahrscheinlich nicht, denn die Plätze im Restaurant wurden deutlich reduziert. 80 drinnen und 120 auf der Terrasse – vor der Schließung saßen dort bei gutem Wetter teilweise 400 Leute und blickten auf die Heide. Doch die Sturmhaube soll ganzjährig geöffnet sein und den Mitarbeitern auch ganzjährig Beschäftigung bieten, nicht nur in den Sommermonaten. Weniger ist mehr – so das Motto der neuen Steuermänner.

Sturmhaube bekommt Kiosk für Strandbesucher

Lehmann plant in der Sturmhaube außerdem einen kleinen Veranstaltungsraum und einen Kiosk für Strandbesucher. Am anspruchsvollsten werde der technische Ausbau, „und wir wollen auch einem ökologischen Anspruch gerecht werden“, sagt der Planer, der vor 17 Jahren auf der Insel strandete und in Westerland in einem runden Haus wohnt.

Das besondere an der Sturmhaube ist ja ihre Rotunde. „Der Blick von dort auf die Dünen ist einzigartig“, sagt Lehmann, der genau wie Kampens Bürgermeisterin sehr froh ist, dass nicht nur ein Sylter Architekt und ein Sylter Bauunternehmer, sondern mit Felix Knochenhauer (Alter Gasthof“ in List) auch ein Sylter Küchenchef gefunden wurde.

Betreiber aus Berlin hatten ein weniger glückliches Händchen mit der Sturmhaube, vielleicht ist die Institution am besten bei den Syltern aufgehoben. Läuft alles nach Plan, kommen im Frühsommer die ersten Handwerker und die Sturmhaube eröffnet im Frühjahr 2021.