Wenningstedt-Braderup. “Sylter Strandkorbvermietung“ kommt mit der Vermittlung kaum hinterher und startet daher nun eine eigene Manufaktur. Was geplant ist.
Ob an Nordsee- oder Ostseestränden, ob auf Sylt, Amrum, Fehmarn oder in Grömitz oder am Timmendorfer Strand – viele Urlauber lieben ihren Strandkorb und können sich einen Urlaub am Meer ohne gar nicht vorstellen. Und nicht nur dort: Viele wollen einen Strandkorb auch im eigenen Garten oder auf der Terrasse.
Die Nachfrage danach wird immer größer und übersteigt bei Weitem das Angebot. Selbst die nach eigenen Angaben größte Strandkorbvermietung Deutschlands auf Sylt kommt nicht mehr hinterher. Die Wartezeit für einen Strandkorb zur Miete beträgt derzeit ein Jahr. Nun will das Unternehmen expandieren und in Niebüll Strandkörbe einfach selber bauen.
"Sylter Strandkorbvermietung" kommt nicht hinterher
In dem Gewächshaus in Wenningstedt, Ortsteil Braderup, stehen jede Menge Strandkörbe, die auf dem ersten Blick gut aussehen, auf dem zweiten dann aber doch so einige Mängel aufweisen. Da ist eine Latte locker, dort der Stoff kaputt. Diese Strandkörbe müssen in der Werkstatt erst noch repariert werden, ehe sie wieder in die Vermietung gehen. Öger Akgün und Henning Lehmann kommen mit der Vermittlung kaum noch hinterher. Und das obwohl ihre „Sylter Strandkorbvermietung“ bereits 2000 Strandkörbe in der Vermietung hat. Richtig Vermietung. Denn immer mehr Privatleute, Gastronomen und Hotelbesitzer auf Sylt wollen keinen Strandkorb kaufen, sondern sie mieten Saisonkörbe.
Weil es immer mehr Tourismusbetriebe auf der Insel gibt und immer mehr Zweitwohnungsbesitzer, steigt auch die Nachfrage nach den Strandmöbeln. „Wir könnten sofort 1000 Strandkörbe mehr vermieten“, sagt Henning Lehmann, so hoch sei die Nachfrage. Gerade wurden allein nach Kampen 100 Strandkörbe geliefert. In List und Wenningstedt gibt es auch Anfragen, „aber es sind derzeit keine weiteren Strandkörbe lieferbar“, so Öger Akgün. Die Lieferung verzögert sich um drei Monate. Und für das kommende Jahr sind bereits Körbe bestellt. Das Problem: Die Sylter Strandkorbvermietung kommt nicht hinterher, weil nicht genügend Strandkörbe produziert werden, es herrscht Materialknappheit und Personalmangel.
Sylter stellen bald ihre eigenen Strandkörbe her
Also stellen Öger Akgün und Henning Lehmann bald einfach ihre eigenen Strandkörbe her. Bislang beziehen sie ihre Körbe aus Mölln. „Wir wollen autark sein und wachsen, aber dabei nicht abhängig sein. Deswegen bauen wir unsere eigene Strandkorbmanufaktur“, sagt Akgün. Die beiden haben das letzte Grundstück auf dem Festland im Niebüller Gewerbegebiet mit einer Fläche von 3000 Quadratmetern gekauft. Sie hoffen, dort in zwei bis drei Jahren mit der Produktion und weiteren zehn Mitarbeitern loslegen zu können.
Ein Strandkorb werde innerhalb von fünf Tagen angefertigt, 500 Strandkörbe im Jahr wollen sie dann dort herstellen. Wichtig ist den beiden, dass alle Gewerke aus Nordfriesland kommen. Henning Lehmann: „Das ist ein nordfriesisches Produkt.“ Und Lehmann denkt groß: Die Strandkörbe sollen nicht nur den Sylter Markt abdecken, sondern überall in Deutschland verkauft werden können und vielleicht auch nach Dänemark und sogar nach Island.
Die „Sylter Strandkorbvermietung“ ist eine von zwei großen Vermietern auf der Insel. Die Kunden schätzen das Rundum-Sorglos-Paket inklusive Lieferung, Wartung, Pflege und Reparatur auf der Insel. Der Trend geht dahin, Strandkörbe das ganze Jahr über zu nutzen, etwa 400 Strandkörbe sind ganzjährig in der Vermietung. Ein Saisonkorb kostet 319 Euro Miete von Ostern bis Oktober. Und so stehen die Strandkörbe von Lehmann und Akgün auf Terrassen von Sylter Hotels wie dem Miramar, Ferienwohnungen oder in Restaurants, von Ostern bis November. In der kalten Jahreszeit gehen die Strandkörbe ins Lager und überwintern in dem 8000 Quadratmeter großen Komplex. 13 Mitarbeiter, darunter Tischler, bringen die Strandkörbe dann wieder auf Vordermann.
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Sylt: Auch Luxusstrandkörbe mit Sitzheizung im Angebot
Die meisten Modelle der „Sylter Strandkorbvermietung“ sind Zweisitzer schlicht und zweifarbig in blau-weiß oder anthrazit-weiß gestreift. Lehmann und Akgün haben aber auch Luxusstrandkörbe mit Sitzheizung im Angebot. Übrigens unterscheiden sich die Strandkörbe an der Nordsee von denen an der Ostsee: Der Rand, an dem der Metallhaken steckt, um die Rückenlehne zu verstellen, ist an der Ostsee geschwungen, bei den Nordseekörben aber weniger verschnörkelt und ganz eben. Für die Sturmhaube in Kampen, die im Herbst nach Umbau und Renovierung wieder eröffnet wird, werden die Strandkörbe mit extra dicker Weide geflochten, damit sie den dortigen Stürmen und Witterungsverhältnissen besser standhalten.
Insgesamt, so schätzt Jutta Vielberg von der Sylt Marketing GmbH, stehen etwa 12.000 Strandkörbe auf der Insel, darin eingeschlossen auch die Strandkörbe in Gärten und auf Terrassen. 8000 Strandkörbe stehen an den Sylter Stränden. Diese sind im Besitz der örtlichen Tourismusorganisationen und stehen für die Strandkorbvermietung zur Verfügung.