Kreis Nordfriesland bestätigt Anmeldung von zwei Extremisten-Demos. Die erste ist bereits am Sonnabend. Was Urlauber wissen sollten.
- „Freiheit für Sylt“ marschiert am 2. Juli ab 18 Uhr nach Kampen
- Am 30. Juli kommen Rechtsextreme zur Demo auf die Insel
- 9-Euro-Punks kündigen Widerstand in Westerland gegen Rechte an
Sylt hat seit der Einführung des 9-Euro-Tickets am 1. Juni 2022 schon eine Menge neuer Gäste angezogen. Am 2. und 30. Juli kommt nun ein weiteres Klientel dazu, das Sylter und Urlauber auf der Nordseeinsel so noch nicht kennen – und das könnte für Stunk sorgen.
Sylt: Linksextreme marschieren nach Kampen
„Für Sonnabend, den 2. Juli 2022, wurde eine Demonstration von einer Einzelperson beim Kreis Nordfriesland angemeldet“, sagt Hans-Martin Slopianka, Sprecher des Kreises Nordfriesland, dem Abendblatt. Was zunächst harmlos klingt, birgt dennoch Unruhe-Potenzial: Die Demo-Teilnehmer werden dem linksextremen Spektrum zugerechnet und versammeln sich unter dem Slogan „Freiheit für Sylt“.
Inzwischen steht auch die Demo-Route ab 18 Uhr fest: „Die Versammlung auf Sylt wird in Form eines Umzuges von Westerland nach Kampen durchgeführt“, sagte eine Kreissprecherin. Zur exakten Wegstrecke könne sie derzeit aber noch nichts sagen.
„Die Lage wird durch uns ausgewertet und dementsprechend werden wir uns vorbereiten“, sagt Sandra Otte, Sprecherin der Polizeidirektion Flensburg. „Wir beobachten alles genau.“ Bislang werden etwa 100 Teilnehmer erwartet – aber diese Zahl ist nur geschätzt.
Rechtsextreme demonstrieren Ende Juli auf Sylt
Für den 30. Juli 2022 um 14 Uhr hat laut Kreissprecher Slopianka die rechtsextreme Partei „Die Rechte“ eine Demonstration beim Westerländer Bahnhof angemeldet. Auf ihrer Homepage ruft die Partei Mitglieder und Sympathisanten auf, sich in den Norden auf den Weg zu machen.
„Es gibt einiges, was die Bundesregierung uns mit dem 9-Euro-Ticket noch einmal deutlich vor Augen geführt hat, ob nun der absolute Niedergang des Bahnnetzes durch die Privatisierung und das damit eingehende Verschachern von Staatseigentum, sowie der völlig fehlende Gemeinschaftsgeist, welcher in unserem Volk im Zuge der Liberalisierung installiert wurde.“ Dagegen wolle man gemeinsam ein starkes Zeichen setzen und welcher Ort würde sich dazu momentan besser eignen als Sylt?
„Eine Touristeninsel der Reichen, auf der bei einigen schon die Schnappatmung einsetzt, wenn dort Menschen urlauben wollen, die finanziell nicht auf der Sonnenseite in der BRD stehen.“ Und dann heißt es noch: „Darum am 30. Juli mit Kraft und guter Laune auf zur Demo zu unserer deutschen Insel an der Nordsee.“
Zahlenmäßig hat die Rechte nur wenige Anhänger. Der Verfassungsschutz schätzt die bundesweite Mitgliederzahl auf 500. Seit ihrer Gründung 2012 hat sich die Partei als Auffangbecken für militante Neonazis entwickelt, die teilweise zuvor in verbotenen rechtsextremistischen Gruppierungen aktiv waren.
Sylter Punks: Wenn die Rechten kommen, knallt es richtig auf der Insel
Wie viele rechte Demonstranten und linke Gegendemonstranten Ende Juli erwartet werden, ist noch nicht klar. Weil das Grundgesetz die Versammlungsfreiheit hochhalte, stünden die Versammlungsbehörden zwar grundsätzlich hinter jeder Versammlung – doch sei dies unabhängig von deren Thema, heißt es aus vom Kreis Nordfriesland.
Die Aufgabe der Behörden sei es von Gesetzes wegen, jede friedliche Versammlung zu schützen, ihre Durchführung zu unterstützen, sie vor Störungen zu bewahren und von der Versammlung oder im Zusammenhang damit von Dritten ausgehende Gefahren für die öffentliche Sicherheit abzuwehren.
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In der Punkerszene am Wilhelminenbrunnen in Westerland gibt es etliche Spekulationen über die Demos, vor allem über jene am 30. Juli. „Da wird es richtig knallen“, sagt ein Punk aus Berlin. „Die Faschos kommen nur wegen uns Punks, um uns aus der Reihe zu kicken.“ Angst habe er nicht, Respekt schon vor der Auseinandersetzung.
Sylts Bürgermeister Häckel: Polizei befragt uns zu Ängsten und Nöten
Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, sagte dem Abendblatt: „Die Landespolizei wird sich auf die Lage vorbereiten. Wir als Ordnungsamt werden beteiligt, am Streckenverlauf, wir werden über unsere Ängste, Sorgen und Nöte befragt.“
Er fügte hinzu: „Wir haben in der Veranstaltung keine Kompetenzen, wir regeln dort gar nichts.“ Er mache sich mehr Gedanken über die Demo am 30. Juli. An dem Tag sei auch der Ringreiterumzug in Westerland. „Wenn links kommt, kann rechts genauso kommen.“
Die Demos seien eine polizeiliche Lage. „Das hat nämlich mit mir als Ordnungsamt, wirklich nur sekundär zu tun.“