Westerland. Sylter Initiative will Restaurant und Crêpes-Stand retten. Urlauber in Westerland wünschen sich die Punks inzwischen nach Kampen.

Auf der Terrasse im Restauant Cropino neben der Dicken Wilhelmine in Westerland auf Sylt sitzen an diesem Freitagnachmittag mehr Gäste als in den vergangenen Wochen. Eine Initiative von Syltern hat zum Solidaritäts-Kaffee und -Crêpes aufgerufen.

Seit der Einführung des 9-Euro-Tickets am 1. Juni hat eine Gruppe von Punks, die sich aus ganz Deutschland zusammengefunden haben, ihr Lager in der Fußgängerzone beim Wilhelminenbrunnen in Westerland aufgeschlagen.

Sylter und Urlauber kommen aus Solidarität zum Crêpes-Stand

Im Laufe des Freitagabends wird es auf dem Platz bedeutend voller werden, denn das Wochenende wird heiß und Sylt zum beliebten Ausflugsziel – auch bei Punks. Das 9-Euro-Ticket wird erneut zahlreiche ungewöhnliche Gäste auf die Nordseeinsel locken. Außerdem beginnen in Nordrhein-Westfalen die Sommerferien.

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„Wir tun doch niemandem was“, sagt eine 47-jährige Frau aus Karlsruhe aus der Punk-Gruppe, die sich Butterfly nennt, und nach eigenen Angaben immer wieder dafür sorgt, dass wieder Ruhe einkehrt, wenn der Alkohol die Stimmung am Brunnen in Westerland aus dem Ruder laufen lässt.

Sylt greift durch – Zaun und Mauer sollen Gelage der Punks beenden

Seit dieser Woche ist das Wasser im Brunnen abgelassen, ein Bauzaun verhindert, dass die für Sylt eher untypischen Gäste den Brunnen als Pool benutzen und eine Betonmauer samt Absperrgitter neben einem Crêpes-Stand verhindert, dass der schmale Durchgang für menschliche Bedürfnisse genutzt wird – wie in den vergangenen Wochen.

Sylt greift durch: Mit dieser Betonmauer sollen die Punker abgehalten werden, neben der Crêperie ihre Notdurft zu verrichten.
Sylt greift durch: Mit dieser Betonmauer sollen die Punker abgehalten werden, neben der Crêperie ihre Notdurft zu verrichten. © Privat

Für die Gastronomen auf dem Platz bleibt die Situation dennoch schwierig. „Normalerweise stehen wir hier zu dritt“, sagt Tim Knuth, der mit seiner Familie seit zehn Jahren den Crêpes-Stand an diesem Standort betreibt, insgesamt gibt es den Stand schon seit 31 Jahren.

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„Jetzt sind wir froh über jeden einzelnen, der noch kommt. Viele Leute kommen gar nicht mehr zu diesem Platz, vor allem Familien und Senioren“, sagt der junge Unternehmer. Nur die Stammgäste kämen trotzdem und einige sogar extra, um sie zu unterstützen.

Sylter wollen Restaurant und Crêpes-Stand retten

So wie der Insulaner Gernot Westendorf: „Wir haben das rumgemailt“, sagt er. Für die Gewerbetreibenden sei die Lage wirklich sehr schwierig. „Das war hier so eine Öddel-Ecke, seit der Crêpesstand da ist und das Cropino, ist diese Ecke echt nett geworden.“

Für Mickey Schreiber, der das Restaurant Cropino im Februar 2020 mit seinem Bruder Robin eröffnet hat, sind diese Solidaritätsbekundungen wohltuend, wie er sagt, rettet aber die Umsätze nicht. Hedwig Wolffgang hat sich absichtlich in die erste Reihe in der Fußgängerzone gesetzt und bei Schreiber einen Cappucino bestellt.

Urlauberin Hedwig Wolffgang (69) hat sich aus Solidarität mit den Gastronomen einen Kaffee bestellt und vor den
Urlauberin Hedwig Wolffgang (69) hat sich aus Solidarität mit den Gastronomen einen Kaffee bestellt und vor den "Punker-Pool" gesetzt. © Johannes Kramer

„Diese Punks stören mich überhaupt nicht“, sagt die 69 Jahre alte Urlauberin, die auf einem Campingplatz untergekommen ist. „Ich finde nur so schade, dass die Geschäftsleute dadurch solche Defizite erleiden.“ Das 9-Euro-Ticket sollte doch eine Chance für Familien mit Kindern sein, die sich solche Fahrten an die See sonst nicht leisten können. Das Ziel sei verfehlt.

Viele der Punks seien viel zu betrunken, um den Weg zum Strand auf sich zu nehmen, sagt Hedwig Wolffgang. Und wenn sie den Reichen schaden wollten: „Warum gehen sie dann nicht nach Kampen auf die Whiskeymeile?“, fragt sie sich. „Ich setze mich aus Protest hier jeden Tag hin.“

Während es sonst rappelvoll sei, bekomme sie diesmal immer einen Platz. Dass sich die Punks ausgerechnet die „schrecklichste Straße auf der Insel“ ausgesucht hätten, kann sie auch nicht verstehen. Bevor sie am Ende der Woche in den Zug nach Hause steigt, wird sie nochmal wiederkommen: Und einen Solidaritätskaffee im Cropino trinken.