Mannheim. Ein Palästinenser ersticht im Zug zwei Fahrgäste, ein Afghane ermordet auf einem Markt einen Polizisten. Parallelen drängen sich auf.
Es sind diese fürchterlichen Szenen wie jetzt in Mannheim oder vor eineinhalb Jahren in der Regionalbahn bei Brokstedt, die die Menschen nachhaltig erschüttern und am Funktionieren des Rechtsstaates zweifeln lassen. In Mannheim hat ein Afghane an diesem Freitag einen Polizisten ermordet und zuvor einen bekannten Islam-Kritiker niedergestochen. Der Polizist musste sterben, einfach nur, weil er seinen Job machte, andere Menschen zu beschützen. In Brokstedt stach ein staatenloser Palästinenser wahllos und heimtückisch auf Fahrgäste einer Regionalbahn ein. Er tötete ein junges Paar und verletzte vier Frauen und Männer zum Teil lebensgefährlich. Brokstedt und Mannheim – das sind nicht nur Einzelfälle. Sie zeigen ein systematisches Problem.
Befasst man sich mit Sulaiman A., dem Täter aus Mannheim, und mit Ibrahim A., dem Täter aus Brokstedt, drängen sich Parallelen auf. Beide kamen als junge Menschen aus völlig zerrütteten Staatengebilden und Regionen nach Deutschland. Beide haben eine lange und vermutlich auch traumatische Fluchtgeschichte erlebt. Beide leben seit 2014 in Deutschland, haben es aber selbst in zehn Jahren nicht geschafft, sich zu integrieren. Beide stachen wie von Sinnen und voller Hass auf ihre Opfer ein – um zu töten. Und beide bedienten sich einer Alltagswaffe. Ein Messer, für jeden verfügbar. Diese Morde zeigen, dass es keine Bomben oder Handgranaten braucht, um Angst und Terror zu verbreiten. Beide Fälle zeigen, wie angreifbar und verletzlich wir alle jederzeit und überall sind.
Mannheim und Brokstedt: Die Anteilnahme und Empörung ähnelt sehr
Trauer, Wut, Verzweiflung, Empörung. Es ist eine Mischung aus alledem, die sich nach dem Messerangriff von Brokstedt Bahn brach. Wie auch jetzt nach Mannheim. Auch die Worte der Anteilnahme und Ergriffenheit ähneln einander sehr.
In Brokstedt war es ein staatenloser Palästinenser, der mehrmals kriminell auffiel, ohne dass ausländerrechtliche Konsequenzen für ihn folgten. So bitter es ist: Das Behörden- und Politikversagen hat den Mord an den beiden jungen Menschen erst möglich gemacht. Jetzt war es ein Afghane, der immer wieder zustach.
Messerangriffe: Konsequenter abschieben!
Vielleicht hat politische Verfolgung diese Männer aus ihrer Heimat vertrieben, vielleicht war es wirtschaftliche Not. Deutschland hat ihnen, wie Zehntausenden anderen – friedlichen – Flüchtlingen Asyl gewährt oder sie geduldet. Aber anders als so viele Geflüchtete missbrauchten Täter wie Ibrahim A. oder Sulaiman A. den Schutzstatus und verwirkten damit ihr Aufenthaltsrecht. Bislang blieb das folgenlos. „Wir können nicht nach Afghanistan oder in den Gazastreifen abschieben“, lautete meist die vorauseilende Begründung, auch wenn man es gar nicht einmal versuchte.
Das scheint sich jetzt endlich zu ändern. So kündigt Hamburgs Innensenator Andy Grote eine Initiative an, Afghanen notfalls auf dem Landweg über Pakistan in ihre Heimat abschieben zu wollen. Dazu sollen belastbare Verträge abgeschlossen werden. Oder es sollen Schwerkriminelle, Gefährder, Extremisten und Verfassungsfeinde nach Syrien ausgeflogen werden.
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Der Schutz der Betroffenen vor (politischer) Verfolgung in ihrer Heimat soll nicht länger wichtiger sein als die Sicherheitsinteressen Deutschlands. Dieser Einstellungswechsel ist überfällig. Geändert hat sich damit noch nichts. Grote und alle anderen, die jetzt konsequentere Abschiebungen fordern, werden sich am Erfolg messen lassen müssen. Sie dürfen es nicht der AfD und ihren rechtsextremen Wählern überlassen, aus den Morden von Mannheim und Brokstedt Kapital zu schlagen.