Kappeln/Olpenitz. Insolvenzverwalter spricht über das komplizierte Verfahren, Gewährleistungen in Millionenhöhe – und wie er das Resort retten will.
Im Ostseeresort Olpenitz sind in den vergangenen Jahren Mängel an den Häusern angefallen, die sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag summieren. Das hat der vorläufige Insolvenzverwalter Manuel Sack im Interview mit dem Hamburger Abendblatt gesagt.
„Der Generalunternehmer für Olpenitz, die Natura Holzbau, hat katastrophale Arbeit abgeliefert, in einem unvorstellbaren Umfang Baumängel produziert und ist dann Ende 2022 insolvent gegangen“, berichtet Sack. Die Folge: Die Helma musste für alle Gewährleistungen aufkommen. Dieser Umstand habe laut Sack unter anderem zur Insolvenz des Unternehmens geführt.
Ostseeresort Olpenitz: Insolvenzverwalter zeigt sich nach Pleite der Helma AG zuversichtlich
„Bereits in der letzten Bilanz sind hierfür Rückstellungen von 15 Millionen Euro veranschlagt worden.“ Diese Summe reiche aber voraussichtlich bei Weitem nicht aus. „Es wird ein deutlich höherer zweistelliger Millionenbetrag werden, wir können froh sein, wenn die Summe am Ende unter 30 Millionen Euro bleibt“, so Sack. Und alle Kosten müsse die Helma tragen, „sie kann die Natura schlicht nicht mehr zur Rechenschaft ziehen“.
In einem Interview gegenüber dem Hamburger Abendblatt zeigte sich Sack dennoch zuversichtlich, eine Lösung für das angeschlagene Unternehmen zu finden. Helma hat Ferienresorts in Büsum, Tossens, Burhave und Olpenitz verwirklicht. Die größten Sorgen bereitet ihm dabei das Ferienresort Olpenitz, „schlicht wegen seiner Größe und Komplexität.“
Verschiedene Faktoren sollen zu der Insolvenz der Helma geführt haben
Die Probleme am Resort sollen es unter anderem auch gewesen sein, die die ganze Firmengruppe in die Insolvenz getrieben haben. „Hier gab es neben den Kosten für die Baumängel verschiedene Faktoren, die schließlich zu der wirtschaftlichen Krise geführt haben“, so Sack.
Zum einen gebe es bereits seit einiger Zeit eine extreme Kaufzurückhaltung am Immobilienmarkt. „Unter dieser Zurückhaltung leidet natürlich besonders die Ferienimmobiliensparte, denn schließlich sind das Investitionen, die nicht zwingend nötig sind.“ Das habe auch die Helma massiv zu spüren bekommen. Die Verkaufszahlen seien im vergangenen Jahr eingebrochen.
Unter anderem sind die Baupreise massiv gestiegen, weniger Menschen haben gekauft
Parallel dazu seien die Baupreise massiv gestiegen. „Diese Kombination hat sich massiv auf den Umsatz ausgewirkt.“ Dazu kämen die gestiegenen Zinsen, so Sack. „Von diesen Problemen sind viele Unternehmen und Entwickler betroffen gewesen, nicht nur die Helma.“
Bei dem Unternehmen, das unter anderem das Ferienresort in Olpenitz seit Jahren plant und baut, seien dazu die Gewährleistungen gekommen, die das Unternehmen in Olpenitz in großem Umfang aufbringen musste. In unnatürlichem Umfang, wie Sack berichtet.
Schwierig war auch, dass Helma jahrelang alle Kosten des Resorts getragen hat
Der derzeitige Geschäftsführer der Helma, Felix Krekel, ergänzt: „Zweifellos ist es hier im Vorfeld aber auch zu Managementfehlern gekommen. Bei einem solch großen Bauprojekt hätte man nicht mit nur einem Generalunternehmer arbeiten dürfen.“ Die einzelnen Bauabschnitte hätten an mindestens zwei, besser drei oder vier Unternehmen dieser Größe vergeben werden müssen. „Die Insolvenz eines Nachunternehmers wie die von Natura wäre dann nicht annährend so folgenreich gewesen.“
Schwierig, so berichten die beiden Experten, sei es auch, dass über Jahre die Umlage für das Resort von der Helma getragen worden sei. Sprich die Kosten für Müllentsorgung, Straßenbeleuchtung und Straßenreinigung sowie die Pflege von Grünflächen und Strand und die Kosten für den Küstenschutz. „Das ist extrem ungewöhnlich, aber ebenfalls der Tatsache geschuldet, dass derartige hohe Gewährleistungen im Raum standen.“
Künftig müssen die Eigentümer selbst für die Kosten im Resort aufkommen
Sack erklärt: „Wenn die Helma bei vielen Eigentümern noch Gewährleistungen leisten muss, kann sie nur schwer an anderer Stelle Kosten geltend machen. Dann rechnen die Eigentümer schlicht auf.“ So sei es vielfach geschehen, dass die Helma irgendwann einfach die Kosten für die Umlagen weiterbezahlt habe. „Dadurch ist dem Unternehmen allerdings ein großer finanzieller Schaden entstanden.“
Diesen Umstand hat Sack bereits in Angriff genommen. Künftig müssen die Eigentümer selbst für diese Kosten aufkommen. Die Entscheidung hat erneut für große Unruhe in Olpenitz gesorgt. „Ich kann den Unwillen der Eigentümer verstehen. Mein Ziel ist es aber, dafür zu sorgen, dass das Resort weiter funktioniert – und dies ist ein erster Schritt.“
Erst einmal werden keine weiteren Grundstücke in Olpenitz verkauft
Sack berichtet, dass er mit potenziellen Investoren verhandele. „Aber der Prozess wird noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, die Konstruktion in Olpenitz ist einfach kompliziert.“ Käufer müssten genau alles prüfen. „Und der eine oder andere ist sicherlich durch die Berichterstattung in den vergangenen Wochen nicht gerade ermuntert worden.“ Er sei aber zuversichtlich, am Ende einen oder mehrere Investoren von dem Resort überzeugen zu können.“
Solange würden aber erst einmal keine weiteren Grundstücke verkauft. „Es wäre ein absoluter Fehler, jetzt die Grundstücke zu verramschen, um Geld in die Kasse zu spülen“, sagt Sack.
Der Insolvenzverwalter ist in Gesprächen mit potenziellen Investoren
Ganz im Gegenteil, es müsse versucht werden, möglichst hohe Preise für die Flächen in Olpenitz zu erzielen, die die Helma noch nicht verkauft hat. Denn je mehr Geld dadurch in die Kassen kommt, desto eher können Gewährleistungsansprüche der bestehenden Eigentümer im eröffneten Insolvenzverfahren bedient werden. „Das ist für mich der einzige gangbare Weg.“ Klar sei nämlich auch: „Die Gewährleistungspflicht übernimmt ein neuer Investor nicht.“
Zu einem besonderen Haus will Sack sich dann noch äußern, dem Poseidon-Haus, einem großen Gebäudekomplex auf dem Areal. Hier entstehen Gewerberäume und Wohnungen. 40 Einheiten sind bereits verkauft, das Gebäude befindet sich im Bau. Sack ist zuversichtlich, dass hier die Bauarbeiten bald weitergehen können. „Wir stehen im engen Austausch mit den Eigentümern und versuchen eine Lösung zu finden, damit der Bau komplett fertiggestellt werden kann.“
Das Hauptinsolvenzverfahren wird voraussichtlich am 1. Juli beginnen
Das Hauptinsolvenzverfahren der Helma Ferienimmobilien GmbH wird laut Sack voraussichtlich am 1. Juli 2024 eröffnet. „Wir rechnen mit einer Eröffnung des Insolvenzverfahrens für die Helma Eigenheimbau AG und die Helma Wohnungsbau GmbH zum 1. Juni. Die Ferienimmobilien GmbH wird wegen verschiedener Sonderrechte voraussichtlich einen Monat später folgen.“
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Sack ist insgesamt fest davon überzeugt, ein zukunftsfähiges Konzept für das Resort entwickeln zu können. „Ich habe den festen Willen, das hinzubekommen.“ Dazu gehöre allerdings auch die Unterstützung der Eigentümer, die die einzelnen Objekte gekauft hätten. „Ich kann jetzt noch nicht abschätzen, wie viel Vernunft die einzelnen Eigentümer haben.“ Er könne eine gewisse Emotionalität durchaus verstehen. „Aber am Ende muss das Ziel sein, das Resort zu erhalten und fertigzustellen. Das ist zumindest meins. Und ich werde alles dafür tun, dass das auch passiert.“