Sieseby. Schliehuus 54 in Sieseby wurde gerade wieder eröffnet – mit neuem Konzept. Nach wenigen Wochen schließt es nun für immer. Die Gründe.
Gerade erst hat das Schliehuus 54 in Sieseby an der Schlei mit einem neuen Konzept wieder eröffnet. Gerade erst haben Ira und Jan Fischer für ihr außergewöhnliches Backfisch-Restaurant geworben und sich voller Tatendrang in die Arbeit in Sieseby gestürzt. „Wir freuen uns auf einen tollen Neustart hier“, sagte Jan Fischer dem Abendblatt noch vor wenigen Wochen. Jetzt das Aus für das Restaurant der beiden Arnisser Gastronomen. Das Schliehuus 54 hat geschlossen, dieses Mal für immer.
Der Grund sind Unstimmigkeiten zwischen den Gastronomen und den zuständigen Behörden über den Betrieb eines Biergartens. „Wir haben weder vom Bauamt noch vom Ordnungsamt die Genehmigung für den Betrieb eines Biergartens gegenüber dem Haus bekommen“, sagt Fischer.
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Gründe für die Ablehnung kennt er bisher nicht. „Noch ist nichts Schriftliches bei uns eingegangen, uns wurde nur mündlich die endgültige Ablehnung mitgeteilt.“ Aber ohne den Biergarten mit einem Selbstbedienungskonzept wolle das Paar das Restaurant nicht weiterbetreiben.
Fischer erklärt: „Wir waren drüben mit der Strandhalle in Arnis sehr erfolgreich, mit dem Selbstbedienungskonzept und einer großen Außenfläche. Das wollten wir hier auch verwirklichen.“ Eine solche Fläche wäre für sie die „Cashcow“ des kleinen Unternehmens geworden, erklärt Fischer. Nun ist das nach einer wochenlangen Hängepartie allerdings endgültig unmöglich. „Diese Cashcow fällt weg, und ohne den Biergarten möchten wir das Restaurant nicht betreiben.“
Die Fischers haben das Aus des Restaurants am Pfingstwochenende beschlossen
Die Entscheidung sei am Pfingstwochenende gefallen. „Wir haben uns in den vergangenen Tagen hingesetzt und überlegt, wie es für uns weitergehen kann.“ Herausgekommen ist das endgültige Aus für das Schliehuus. „Nach dem Motto ,ganz oder gar nicht‘.“
Die Fischers haben sich bereits mit dem Vermieter auf die Auflösung des Pachtvertrages zum 31. Mai geeinigt. Gemeinsam wollen sie nun einen Nachmieter suchen. „Es ist auch in unserem Interesse, dass hier bald ein neues Restaurant einzieht und eröffnet“, so Fischer.
Das Gastronomenehepaar aus Arnis sucht nun nach einem neuen Projekt
Besonders tragisch: Die Fischers hatten das Schliehuus 54 gerade erst nach einer Zwangspause wiedereröffnet. Seit dem Herbst 2021 betreiben sie das kleine Restaurant, das sie zuvor liebevoll renoviert hatten. Mit Erfolg: In kürzester Zeit erarbeiteten sich die Fischers hier mit ihrer gehobenen Landhausküche eine Auszeichnung im BIB Gourmand für hervorragendes Essen zu angemessenen Preisen. Nur ein Jahr später musste das Paar sein Restaurant allerdings vorerst schließen. Der Grund: akuter Personalmangel. Erst im März 2024 eröffneten die Fischers wieder, mit einem neuen Konzept.
Nun das endgültige Aus für das Haus in Sieseby. Jan Fischer und seine Frau wollen sich jetzt nach einem neuen Projekt umsehen. „Wir wollen unbedingt wieder etwas machen, noch ist allerdings nicht klar, was.“ Offen seien sie für alles, ob Gastronomie, Ferienvermietung oder sogar Hotellerie. „Wir werden jetzt verstärkt in alle Richtungen suchen.“
Nachdenklich stimmt Jan Fischer die grundsätzliche Haltung der Behörden
Traurig über das Aus ihres Restaurants seien er und seine Frau derzeit nicht, nicht mehr. „Als die erste Nachricht der Behörde kam, waren wir geschockt und sehr emotional“, so Fischer. Das habe sich über die Wochen gelegt und sei einem gewissen Pragmatismus gewichen. „Wir mussten in den vergangenen Tagen eine Grundsatzentscheidung treffen und stehen nun voll und ganz dazu.“
Nachdenklich stimme ihn eher die grundsätzliche Haltung der Behörden zum Thema Tourismus. „Wir wollen hier an der Schlei die Qualität steigern, wir müssen es auch dringend“, sagt der Gastronom. „Viele Entscheidungen in der jüngeren Vergangenheit vermitteln aber genau das Gegenteil.“ Da würden Konzessionen nicht erteilt, heftige Auflagen von den Ämtern gemacht. „Das macht es hier für die Menschen in der Region ungleich schwerer, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten.“
Ostsee: In der Region leben die meisten Menschen vom Tourismus
Dabei würden viele hier vom Tourismus leben, fast jeder, sagt Fischer. „Warum ziehen wir dann nicht alle noch mehr an einem Strang?“ Derzeit würde eher das Gefühl vermittelt, man wolle keine Touristen mehr. „Und das finde ich fatal.“
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Dennoch wollen er und seine Frau nun nach vorne schauen. „Wir sind voller Optimismus und Tatendrang. Und sicher, dass sich bald eine neue Möglichkeit für uns bietet.“