Thumby. Die Betreiber des Schliehuus 54 in Sieseby sind traurig. Sie hätten Bewerber aus der ganzen Welt. Die dürfen aber nicht einreisen.
Der alte Gasthof in Sieseby hat eine lange Geschichte hinter sich. Jahrelang wurde er von dem Ehepaar Renate und Peter Möller geführt. Seit dem vergangenen Herbst wird er, komplett modernisiert und renoviert, von einem jungen Ehepaar aus Arnis betrieben. Doch leider erst einmal nur kurz. Denn das Schliehuus 54, wie das Restaurant heute heißt, musste jetzt wieder schließen. Der Grund ist ein altbekannter: Personalmangel.
Dem neuen Betreiberehepaar, Ira und Jan Fischer, war es nicht möglich, den Betrieb so weiterzuführen, wie sie sich das vorstellten. „Wir konzentrieren uns mit unseren Mitarbeitern nun erst einmal auf die Strandhalle 54 in Arnis, unseren zweiten Betrieb“, sagt Jan Fischer. „Auch wenn das traurig und natürlich auch finanziell echt tragisch ist.“ So viel Liebe und Herzblut stecke in dem Restaurant auf der anderen Seite der Schlei – und eben auch so viel Geld.
Ostsee: Schliehuus musste schon Anfang Mai reduzieren
Bereits seit Beginn der Saison hätten er und seine Frau Probleme damit gehabt, ausreichend Mitarbeiter für die beiden Läden zu bekommen. „Schon ab Anfang Mai müssten wir die Zeiten im Schliehuus reduzieren“, so Fischer. „Unser Plan war zuerst, tagsüber die Strandhalle mit unserem Team zu betreiben und abends dann das Schliehuus.“ Der sei aber nicht wirklich aufgegangen. „Als dann noch ein Mitarbeiter familiär bedingt kündigten, mussten wir umdenken.“ Die Abendkarte, für die das Restaurant erst vor Kurzem mit dem BIB Gourmand ausgezeichnet worden war, wurde drastisch gekürzt.
Mit dem BIB Gourmand zeichnet der internationale Gastronomieführer Guide Michelin Häuser aus, die hervorragendes Essen zu angemessenen Preisen servieren. Stattdessen gab es nun Kaffee und Kuchen, dazu kleine herzhafte Speisen wie belegte Brote. „Um ehrlich zu sein, hat das weder gastronomisch noch finanziell gesehen Spaß gemacht“, so Fischer.
Personalmangel – Restaurant in Sieseby mindestens bis Ende 2022 geschlossen
Nachdem im Spätsommer ein weiteres Teammitglied aufgrund eines Verkehrsunfalls längerfristig ausfiel, habe das Paar die Reißleine gezogen. „Wir haben auf das Restaurant gesetzt, das das Geld verdient. Das ist im Moment zumindest die Strandhalle.“ Und so bleibt das Schliehuus kurzerhand für den Rest des Jahres geschlossen.
Schwierig sei es, dass die Pacht natürlich weiterbezahlt werden müsse. „Zum Glück haben wir mit Ferdinand Prinz zu Schleswig-Holstein einen kulanten Vermieter, der uns die Pacht zumindest bis Ende 2022 gekürzt hat.“ So kämen sie nun erst einmal über die Runden.
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Dennoch, nach wie vor ist die Zukunft ungewiss. „Wir brauchen hier in Schleswig-Holstein mehr Unterstützung bei dem Thema Fachkräftemangel“, sagt der Gastronom. Und verweist auf das Einwanderungsgesetz. „Die strengen Vorgaben machen es den Menschen aus anderen Ländern unmöglich, hierher zu kommen.“
Fischer und seine Frau haben durch ihre Jahre in der internationalen Gastronomie viele Kontakte auf der ganzen Welt. „Wir kennen unzählige gute Leute aus allen möglichen Ländern wie Indien, Indonesien oder von den Philippinen. Die würden morgen kommen, wenn sie denn könnten.“
Gastronom will mehr junge Familien in die Region locken
Derzeit scheitere es aber an den Visavergaben. Aus diesem Grund sind auch vier junge Indonesier, denen die beiden Anfang des Jahres Ausbildungsverträge angeboten haben, bis heute nicht in Sieseby angekommen. „Das ist wirklich traurig und macht uns angesichts der Lage unserer Branche echt wütend“, sagt Fischer.
Er appelliert an die Politik, das Einwanderungsgesetz nun endlich den Gegebenheiten anzupassen und arbeitswilligen Menschen die Einreise zu erleichtern. „Diese Menschen liegen hier ja niemandem auf der Tasche, ganz im Gegenteil. Sie haben einen Arbeitsvertrag, beziehen Gehälter und zahlen somit in die Sozialsysteme ein. Das brauchen wir doch dringend.“
In den kommenden Wochen wollen Fischer und seine Frau sich mit anderen Gastronomen zusammensetzen und über die Lage beraten. „Wir müssen gemeinsam versuchen, Lösungen zu finden“, sagt der der 37-Jährige.
Ihm schwebe ein Verein vor. Oder ein Zusammenschluss, um leichter Mitarbeiter anwerben zu können. „Wir müssen außerdem dringend Werbung für die schöne Gegend hier oben machen. Versuchen, junge Familien für die Schleiregion als Wohn- und Arbeitsort zu begeistern.“ Mehr Lebensqualität als hier oben gebe es nicht mit Kindern. „Vielleicht können wir so ja den einen oder anderen hierherlocken.“
Ostsee: Schliehuus soll möglichst bald wieder öffnen
Solange allerdings das Einwanderungsgesetz nicht überarbeitet werde, sehe er die Zukunft der gesamten Branche düster. Und so lange heiße es für ihn und seine Frau nun erst einmal abwarten. „Wir haben seit März beide nicht einen freien Tag gehabt“, sagt der zweifache Vater. „Gerade läuft die Saison aus, und wir versuchen uns ein wenig zu berappeln.“
In Kürze wollen die beiden allerdings in die Planung der kommenden Saison gehen. Das Schliehuus soll schließlich möglichst bald wieder öffnen.