Schleswig. Im Kaphörnchen in Schleswig stand das Wasser einen Meter hoch. Das Gebäude wurde vollständig erneuert. Was die Betreiber vorhaben.

Die vergangenen Wochen und Monate waren hart für Sara und Lars Reiprich. Die große Sturmflut im Herbst vergangenen Jahres hat ihr kleines Restaurant am Hafen von Schleswig, das Kaphörnchen, komplett überspült. Knapp einen Meter hoch stand das schmutzige Wasser in ihrem Laden, vieles ist unwiderruflich zerstört.

Doch nach arbeitsreichen Wochen konnte das Ehepaar nun sein Restaurant wieder eröffnen. In einem komplett neu gestalteten Gebäude direkt am Stadthafen. „Wir sind so froh, dass es endlich wieder losgeht“, sagt Lars Reiprich dem Hamburger Abendblatt, kurz nachdem er gemeinsam mit seiner Frau und den Kollegen wieder die ersten Gäste empfangen konnte.

Nach Flut: Beliebtes Restaurant in Schleswig eröffnet mit neuem Konzept

Aber der Reihe nach. Lars Reiprich ist ein erfahrener Gastronom. Viele Jahre lebte und arbeitete er in Hamburg. Gründete hier das Unternehmen Eiszeit, das bis heute mehrere Eisläden in der Stadt betreibt. 2005 verkaufte er die Firma und zog mit seiner Frau in den Norden. Auch hier entstand schnell ein neuer eigener Eisladen, das Eishörnchen, in der Innenstadt von Schleswig.

Sara und Lars Reiprich vor ihrem Kaphörnchen in Schleswig.
Sara und Lars Reiprich vor ihrem Kaphörnchen in Schleswig. © privat | Privat

Seit 2010 betrieben Sara und Lars Reiprich direkt am Wasser ihre Eisproduktion und den Verkauf. Sie bauten ihren Betrieb aus, das Kaphörnchen entstand. Zehn Jahre gibt es hier nun selbst gemachtes Eis und Softeis – und ein kleines Restaurant mit mexikanischer Küche. „Ich liebe mexikanisches Essen, habe mir mit dem Restaurant einen Traum erfüllt“, so der Gastronom. Bereits im Jahr 2018 wurde das Gebäude von einer ersten Sturmflut heimgesucht. Die Reiprichs ließen sich nicht verschrecken, renovierten, räumten auf – und machten weiter.

Das Wasser stand im Kaphörnchen knapp einen Meter hoch

Doch der Herbst 2023 brachte das engagierte Gastronomen Paar an seine Grenzen. „Wir hatten keine Chance, etwas zu retten“, sagt Reiprich und man merkt ihm auch Monate später noch die Verzweiflung an. „Wir hätten eine Woche gebraucht, um alles leer zu räumen und zu sichern. Wir hatten aber nur wenige Stunden.“ Also hätten sie verzweifelt versucht, möglichst viele Dinge in Sicherheit zu bringen und hochzustellen. Oder mit Folien einzuschlagen, um sie vor der Nässe zu schützen.

„Doch was dann kam, damit hat niemand gerechnet“, so Reiprich. Der Pegelstand überstieg die schlimmsten Vorhersagen deutlich. Knapp einen Meter hoch stand das schmutzige Wasser in dem kleinen Restaurant. „Alles ist kaputtgegangen. Die Eismaschinen, die Kühlschränke, einfach alles.“

Rund 300.000 Euro hat die Sanierung des Gebäudes gekostet

Das Gebäude, das aus hölzernen Wänden bestand: ein Totalschaden. Genauso die Maschinen und Geräte. „Wir haben das kleine Haus quasi neu aufgebaut“, so Reiprich. Die Holzwände seien bis auf die Höhe von 1,50 Metern herausgeschnitten und durch Beton ersetzt worden. „Wir haben eine Wanne gegossen, damit künftig keine Nässe eindringen kann.“ Geräte wurden angeschafft, die die Aggregate oben angebracht haben. Der Tresen ist nun teilbar und kann auf Rädern schnell herausgefahren werden. Die gesamte Elektrik „kommt von oben“, wie Reiprich sagt. Kein Kabel läuft mehr auf Bodenhöhe entlang.

Ein Blick in das Kaphörnchen in Schleswig.
Ein Blick in das Kaphörnchen in Schleswig. © Kaphörnchen | Kaphörnchen

Der Inhaber des Gebäudes, die Stadtwerke Schleswig, hat die Kosten für die Sanierung übernommen. Reiprich und seine Frau mussten neue Maschinen, Geräte und Einrichtung anschaffen. Nun ist das Kaphörnchen allerdings endlich für kommende Sturmfluten gewappnet. Und nicht nur das, die Reiprichs haben die Gelegenheit genutzt und ihr Konzept überarbeitet. „Wir konnten nebenan Räumlichkeiten dazu bekommen, deshalb haben wir einiges geändert.“

Künftig gibt es das Kap-ito, einen neuen Multifunktionsraum direkt an der Schlei

Die Küche hat das Ehepaar getrennt. In dem alten Gebäude gibt es die Küche, das Restaurant und den Eisverkauf. In dem neuen Gebäudeteil entsteht gerade eine eigene Eisproduktion, mit riesigen Glaswänden, „damit gerade die Kinder dabei zusehen können, wie ihr Eis entsteht“. Dazu wird es das Kap-ito geben, einen neuen Multifunktionsraum.

Der soll künftig vermietet werden, „ob für einen Yoga-Workshop, eine Tagung oder ein Familienfest“. Alles sei möglich, so Reiprich, bei Bedarf auch mit entsprechender gastronomischer Versorgung durch ihn und seine Kollegen aus dem Kaphörnchen. Dazu wollen die Reiprichs Eis- oder Backworkshops für Kinder und Erwachsene anbieten.

Gerade wird der Boden im Kap-ito gegossen, bald ist hier Eröffnung

Doch bis das so weit ist, werden noch einige Wochen vergehen. Das neue Gebäude mit der Eisküche und dem Kap-ito wird gerade fertiggestellt. Reiprich hofft, an Himmelfahrt wieder das erste eigene Eis aus der gläsernen Küche heraus produzieren zu können. „Bis dahin ist allerdings noch viel zu tun“, so der Gastronom.

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Nach dem harten, arbeitsreichen Winter sei das aber eigentlich eine Kleinigkeit. „Uns kann so schnell nichts mehr erschüttern“, sagt Reiprich, bevor er wieder auf die Baustelle zurückkehrt. Der neue Boden im Kap-ito wird gegossen – und Reiprich will ein Auge draufhaben. Nach der Sturmflut im vergangenen Herbst wird er nichts mehr dem Zufall überlassen.