Flensburg. Vier Restaurants an der Förde haben eine Stornogebühr eingeführt, darunter ein Sternerestaurant. So funktioniert das neue System.

Vier der angesagtesten und bei Ostsee-Urlaubern sehr beliebten Restaurants in Flensburg, erheben jetzt Stornierungsgebühren von 40 bis 60 Euro, wenn Gäste nicht erscheinen oder kurzfristig absagen. Der Grund ist ein verändertes Reservierungsverhalten der Gäste. Oftmals werden Tische spät oder gar nicht abgesagt. Zum Schaden der Gastronomen.

Mit dabei ist unter anderem die Hafenküche direkt am Wasser. Restaurantleiterin Sandra Nielsen erklärt, warum sie und ihre drei Mitinhaber sich zu diesem Schritt entschlossen haben: „Wir beobachten immer wieder, dass Gäste in zwei Restaurants gleichzeitig Tische reservieren und dann nur in eines gehen – beim anderen aber nicht einmal absagen“, sagt sie dem Abendblatt. Andere würden gar nicht absagen oder erst ganz kurz vorher. So könnten Tische nicht besetzt werden.

Ostsee: Restaurants in Flensburg führen Stornierungsgebühr sein

Sandra Nielsen berichtet von einem wirtschaftlichen Schaden, der der Hafenküche entsteht. „Wir planen in unserer Küche die Tage genau durch. Und in einem eher kleineren Laden wie dem unseren schlägt ein nicht besetzter Tisch wirklich zu Buche.“ Ganz zu schweigen davon, dass sie Gäste wieder wegschicke, weil sie der Meinung sei, der Tisch sei belegt. „Und am Ende des Abends bleibt er dann leer, das darf nicht sein.“

Mit der Stornogebühr wollen sie und die anderen Gastronomen dieses Verhalten nun versuchen zu unterbinden. „Wir wollen uns mit dieser Gebühr mit Sicherheit nicht bereichern. Sondern eher das Bewusstsein schärfen, dass man sich bei uns meldet, wenn man nicht kommen kann oder will.“ Selbst bei späten Absagen ziehe sie nicht einfach das Geld ein, sondern versuche, den Tisch weiter zu vergeben. „Und das gelingt uns auch in 90 Prozent der Fälle. Erst einmal in den letzten zwei Monaten, seitdem wir mit diesem System arbeiten, haben wir die Gebühr eingezogen. Und auch nicht in voller Höhe, da wir den Tisch partiell wieder besetzen konnten.“

Auch das Lauschig Lokal beteiligt sich an der Stornierungsgebühr

Auch das Lauschig Lokal, ein kleines Restaurant im Käte-Lassen-Hof mitten in der Stadt, beteiligt sich an dem neuen Buchungssystem. Inhaber Benedikt Bliese berichtet, dass die Umstellung durchweg sehr gut angenommen werde. „Die Gäste haben viel Verständnis für unsere Entscheidung“, sagt er. Der junge Gastronom geht sogar so weit zu sagen, „dass wir schon eine Änderung am Buchungsverhalten bemerken“.

Die Gäste würden nun früher absagen, viel eher in Kontakt mit ihm und seinem Mitinhaber Günther Ballin treten. „Und so haben wir bis jetzt immer gemeinsam eine Lösung finden können.“ Nicht einmal habe er die Gebühr wirklich einziehen müssen. „Und genau so soll es ja sein. Kein Gastronom möchte das, denn es fühlt sich gar nicht gut an.“

Im Hotel James haben gleich zwei Restaurants die Gebühr eingeführt

Im Hotel James beteiligen sich gleich zwei Restaurants an der neuen Stornogebühr: das Sternerestaurant Grace und das Sushi-Restaurant Minato. „Wir haben uns aus Solidarität den Kollegen angeschlossen“, sagt Jan Pinno, geschäftsführender Gesellschafter des James. Ein großes Hotel wie das seine könne den einen oder anderen abgesagten Tisch leichter kompensieren als kleine Restaurants. „Aber ärgerlich ist es dennoch auch für uns, vor allem im Grace.“

Jan Pinno ist geschäftsführender Gesellschafter des Hotels das James in Flensburg.
Jan Pinno ist geschäftsführender Gesellschafter des Hotels das James in Flensburg. © FFS-HH | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Bisher habe keines der Restaurants diese Gebühr einbehalten müssen, berichtet der Geschäftsführer. Ihm geht es vor allem darum, die anderen Restaurants mit der Beteiligung zu unterstützen. „Es ist in unserem Interesse, dass es andere gute Restaurants in der Stadt gibt“, sagt er. „Und wir wollen unbedingt verhindern, dass gerade die kleinen Läden unter den leer bleibenden Tischen leiden und daran womöglich zugrunde gehen.“

Alle Restaurants nehmen Reservierungen über Open Table an

Alle vier Restaurants nehmen ihre Reservierungen über die Internetseite Open Table an. Wer hier jetzt einen Tisch für vier Personen oder mehr bucht, muss seine Kreditkartendaten hinterlegen. Sollte die Reservierung nicht mindestens 24 Stunden vorher abgesagt werden, können die Restaurants einen Betrag einziehen.

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Die Hafenküche und das Lauschig Lokal nehmen 40 Euro pro Gast. Im James muss nur zwölf Stunden vorher abgesagt werden. Hier sollen für das Sternerestaurant Grace 60 Euro pro Gast bei Nichterscheinen berechnet werden, für das Sushi-Restaurant Minato sind es ebenfalls 40 Euro pro Gast.

Ostsee: Gastronomen hoffen nun, dass andere Restaurants ihrem Beispiel folgen

Der Start des neuen Reservierungssystems ist erst einmal gelungen, wie Sandra Nielsen aus der Hafenküche berichtet. „Wir freuen uns sehr über das positive Feedback und Verständnis unserer Gäste. Anfangs waren wir uns wirklich nicht sicher, wie der Schritt bei ihnen ankommt.“

Nun hoffe sie, dass sich noch mehr Restaurants in der Stadt oder drum herum diesem System anschließen. „Damit es künftig für die Gäste möglichst ganz selbstverständlich wird, dass sie rechtzeitig absagen.“