Kappeln. Smile24 ist ein bundesweit einzigartiges Modellprojekt. Menschen sollen ohne Auto von Ort zu Ort kommen. So funktioniert das Angebot.
Kleinbusse, die auf Abruf Einheimische und Touristen hin und her fahren. Elektrische Express-Buslinien, die öfter auf ihren Strecken verkehren. Dazu Carsharing und ein E-Bike-Sharing-Angebot. Die Schleiregion startet in wenigen Tagen mit einem bundesweit einmaligen Angebot. Smile24 heißt das Modellprojekt und ist für alle Inhaber eines Schleswig-Holstein-Tickets und eines Deutschlandtickets kostenlos.
Konkret heißt das: Von Karfreitag, 29. März, an werden 24 Kleinbusse in der Region unterwegs sein, die nach dem Vorbild von Moia die Menschen an gewünschte Orte fahren. „Die halten auch an zusätzlichen virtuellen Haltestellen, sodass jeder Haushalt nur wenige Hundert Meter von der nächsten Haltestelle entfernt ist“, heißt es dazu auf der Internetseite von Nah.SH, de, dem Nahverkehrsbetrieb Schleswig-Holsteins.
Per App können die Kleinbusse bestellt werden – und das rund um die Uhr. Der nächste Halt soll nie weiter als 300 Meter von dem eigenen Standort entfernt sein, so Nah.SH, der auch Projektpartner der Kleinbusse ist.
Ostsee: In der Schleiregion fahren jetzt Kleinbusse rund um die Uhr
Wichtig: Die Kleinbusse sind keine Taxis. „Sie stellen eine Ergänzung zu Bus und Bahn dar“, sagt Ina Michael von Nah.SH. Das Ziel solle es sein, mit einem der kleinen Busse bis zur nächsten Haltestelle gebracht zu werden, von der ein regulärer Bus abfährt. Oder dorthin gefahren zu werden, wo keine Busse verkehren.
Darüber hinaus wird das ÖPNV-Netz in der Region ausgebaut. Auf den bisherigen Strecken fahren nun elektrische Busse, und sie fahren öfter. Die Zentren der Region wie Eckernförde, Schleswig und Kappeln sollen Express-Buslinien enger und schneller miteinander verbinden. Im Sommer kommen zusätzliche touristische Linien dazu, die gezielt Strände und touristische Orte anfahren. Die Mitnahme von Fahrrädern ist erlaubt.
275 Leihräder stehen zur Verfügung und 22 Carsharingautos
Außerdem stehen künftig an mehr als 50 Standorten in der Region 275 Leihräder zur Verfügung, die per App ausgeliehen werden können. Die erste halbe Stunde ist dabei kostenfrei. Auch ein Carsharingangebot soll zu Smile24 gehören. Die insgesamt 22 E-Fahrzeuge der Anbieter Flow Carsharing und Cambio stehen an festen Ladesäulen bereit und können stunden- oder tageweise ausgeliehen werden.
All diese Angebote laufen derzeit noch über verschiedene Apps. Autos, Fahrräder und Räder werden über die jeweiligen Anbieter gebucht (Cambio und Flow für die Autos und Donkey Republic für die Räder). Die Fahrt mit dem Bus oder Kleinbus kann über die Nah-SH-App geplant und gebucht werden.
Das Ziel: Künftig sollen all diese Dienste in einer App, der Nah.SH-App, zusammengefasst werden. „Daran wird gerade noch gearbeitet. Die sogenannte Tiefenintegration, also die Auskunft, die Buchung der Kleinbusse und den Kauf von Tickets in einer einzigen App zusammenzufassen ist allerdings äußerst kompliziert und absolut neu. Deshalb können wir damit noch nicht sofort starten“, so Ina Michael.
Projekt ist bundesweit einzigartig, soll als Vorbild für ländliche Regionen dienen
„So etwas gibt es in ganz Deutschland bisher nicht.“ Es sei das bisher umfangreichste Nahverkehrsangebot im ländlichen Raum. Das Ziel sei, dass jeder Mensch mindestens einmal pro Stunde an das Ziel komme, an das er wolle.
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Der Projektname „Smile24“ steht übrigens für Schlei-Mobilität: innovativ, ländlich, emissionsfrei und 24/7. Der Bund fördert das Vorhaben mit fast 30 Millionen Euro, das Land steuert zusätzlich 7,5 Millionen Euro bei. Verantwortlich sind Nah.SH und die Kreise Rendsburg-Eckernförde und Schleswig-Flensburg. Zwei Jahre lang soll das Modellprojekt laufen.
Verkehrsminister will, dass Menschen ohne Auto unterwegs sein können
„Das Projekt ist genau der richtige Weg, um Menschen zu überzeugen, das eigene Auto häufiger stehen zu lassen und klimaschonend unterwegs zu sein“, sagt Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen. „Wir wollen ein Rundum-sorglos-Paket zusammenstellen.“ Ziel sei, dass Einheimische und Gäste jederzeit ohne eigenes Auto mobil unterwegs sein und die Route auch gleich über eine App buchen können.
Und warum gerade die Schleiregion? „Sie ist bestens als Testfeld geeignet. Hier gibt es typische Merkmale eines ländlichen Raums mit weiten Wegen und kleinen Ortschaften“, so der Minister. Die Vorteile des Projekts lägen dabei auf der Hand: mehr Klimaschutz und weniger verstopfte Straßen vor allem zur Ferienzeit.
Nun kann die Schleiregion in den kommenden Wochen und Monaten zeigen, ob dieser Plan auch aufgeht.