Kappeln. Sturmflut hatte das Tauwerk zerstört. Nun hat der Gastronom im Netz über die Wiedereröffnung informiert und viel Resonanz erhalten.
Knapp vier Monate lang musste Michel Helmchen sein Restaurant in Kappeln schließen. Vier Monate, in denen jeden Tag in den Räumen gearbeitet und renoviert wurde. Vier Monate, in denen der Gastronom keinen einzigen Euro einnahm, aber immer neue Kosten entstanden. Nun kann das Tauwerk in der kommenden Woche endlich wieder Gäste empfangen. Am Freitag (9. Februar) eröffnet Michael Helmchen sein Restaurant in Kappeln zum zweiten Mal.
„Es läuft noch nicht alles wirklich rund“, sagt der Gastronom eine Woche vor der Wiedereröffnung. „Aber nun gibt es kein Zurück mehr.“ Seitdem er auf Instagram das Datum veröffentlicht hat, werde er mit Anfragen und Buchungen überrannt. „Wir kommen gar nicht hinterher mit dem Abarbeiten der E-Mails“, so der Koch, der sich natürlich über das große Interesse an seinem Restaurant freut.
Restaurant in Kappeln verkündet Neustart – Es wurde bei Sturmflut komplett zerstört
Ein Rückblick: Das Tauwerk befindet sich in den Räumen des Arnisser-Segel-Clubs (ASC) in Kappeln direkt an der Schlei. Mitte Oktober wurde das Restaurant bei der großen Sturmflut komplett überspült. Innerhalb kürzester Zeit sei das Restaurant, das sich direkt an der Wasserkante befindet, vollgelaufen.
„Wir konnten eigentlich nur noch zusehen“, so Helmchen. Der Keller stand unter Wasser, Küche und Restaurant ebenfalls, etwa kniehoch. Auch die Funktionsräume waren betroffen.
Der Boden musste in der Folge aufgestemmt, die Wände trockengelegt werden. Alles wurde aufwendig getrocknet. „Den Boden hat mein Vermieter, der ASC, übernommen – aber den neu verlegten Fußboden habe ich bezahlt“, sagt Helmchen. Genauso wie den Maler. Auch einen neuen Tresen musste Helmchen fertigen lassen.
Restaurant in Kappeln: Mehrere 100.000 Euro Kosten durch Sturmflut-Schäden
Das Problem waren und sind vor allem die vielen elektronischen Geräte, die kaputtgegangen sind. „Mein Tiefkühlschrank ist mir im Keller entgegengeschwommen“, so Helmchen. Dazu kommen nun defekte Kühlschränke, Kühlaggregate, Kühlungen für die Zapfanlage, Waschmaschinen, Trockner und vieles mehr. „Bis auf meine neue Spülmaschine für Gläser, die ich gerade für knapp 10.000 Euro gekauft hatte, ist eigentlich alles kaputt.“
Helmchen berichtet von enormen Kosten, die er in den vergangenen Wochen stemmen musste. „Für die Renovierung und Reparatur haben wir schon jetzt mehr als 100.000 Euro bezahlt.“ Und das sei mit Sicherheit noch nicht alles.
Dazu kämen Kosten von monatlich 25.000 Euro für seine Angestellten. „Die haben wir zwar in Kurzarbeit geschickt, stocken aber großzügig für alle die Gehälter auf.“ Das sei ihm sehr wichtig. „Ich möchte keinen von ihnen verlieren – und sie müssen ja schon auf die Trinkgelder verzichten.“
Restaurant Tauwerk in Kappeln: Umsatzeinbußen betragen rund 200.000 Euro
Dazu kommen die Umsatzeinbußen. Mehr als 200.000 Euro seien das in den wenigen Wochen gewesen. Unterstützung habe er bisher nicht erhalten. „Außer einen Kredit zu besonders günstigen Konditionen“, so der Gastronom. Zum Glück habe er in den vergangenen fünf Jahren immer vorsichtig gewirtschaftet und ein kleines Polster erarbeitet. „Das ist nun allerdings komplett aufgebraucht. Wir mussten all unser Geld hier investieren.“
Und in den kommenden Wochen werden weitere Kosten entstehen. Nach wie vor macht die Elektrik Probleme, in der Küche ist noch nicht alles wieder ganz fertig. Dazu kommt die große Terrasse vor dem Haus. „Diese wurde bei der Flut komplett unterspült und muss nun auch neu gemacht werden.“
Kappeln: Tauwerk – spätestens Ostern soll auch Terrasse wieder fertig sein
Noch sei nicht klar, wie umfangreich diese Baumaßnahmen werden, aber Helmchen möchte seine Terrasse und den Biergarten schnell wieder funktionsfähig haben. „Spätestens zu Ostern muss alles laufen. Wenn dann schönes Wetter ist, dann wollen die Gäste draußen sitzen und das sollen sie dann auch.“
Für seine Frau und ihn fühlt sich die bevorstehende Wiedereröffnung wie ein kompletter Neuanfang an. Die vergangenen Wochen und Monate haben Spuren hinterlassen. „Es ist, als würden wir das Restaurant noch einmal komplett neu planen und eröffnen“, sagt Helmchen.
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Restaurant in Kappeln: Gastronom dachte zeitweise ans Aufgeben
Doch bis dahin war es nicht immer einfach. „Zwischendurch haben wir schon überlegt aufzugeben“, sagt er. Andererseits hätten er und seine Frau sich das Tauwerk mit viel Liebe aufgebaut. „Das kann man auch nicht einfach wegwerfen.“ Zumal es ihn, so sagt er, ja nur wirtschaftlich treffe. „Ich habe nicht mein Zuhause verloren, wie die Menschen in Arnis.“
Deshalb versucht der Gastronom auch, positiv nach vorne zu blicken. „Wenn der Start geschafft ist, dann können wir einmal tief durchatmen.“