Kiel. Initiative kritisiert Untersuchung des BUND Schleswig-Holstein. Wie die Umweltschützer auf die Vorwürfe reagieren.

Die Idee sorgt schon länger für Streit zwischen Politikern, Verbänden und Interessensgruppen in Schleswig-Holstein. Dabei geht es um die Frage, ob ein großräumiger Nationalpark mit strengen Naturschutzregeln die beste Lösung ist, um die Ostsee zu schützen. Der BUND hatte nun eine Umfrage veröffentlicht, nach der sich die Mehrheit der Bevölkerung für die Einrichtung eines Nationalparks ausgesprochen habe. Doch an dieser Umfrage gibt es jetzt Kritik.

Die Initiative „Freie Ostsee Schleswig-Holstein“ wirft den Machern der Umfrage „handwerkliche Fehler“ vor und nennt die Entscheidung, diese zu veröffentlichen, „fragwürdig“. „Die Frage ist immer, ob ein statistisches Ergebnis auch die Interpretation zulässt, die daraus abgeleitet wird. In diesem Falle ist das nicht so“, heißt es in einer Mitteilung der Initiative.

Schleswig-Holstein: Nationalpark Ostsee – laut Umfrage ist Mehrheit dafür

Nach der Online-Erhebung des Instituts Civey im Auftrag des BUND halten 53,6 Prozent der Befragten einen Nationalpark für „sinnvoll“ oder „eher sinnvoll“. 28 Prozent der Schleswig-Holsteiner lehnten die Idee ab, 18,9 Prozent hätten keine Meinung zu dem Thema. Zudem glaubten 55 Prozent der befragten Schleswig-Holsteiner, dass sich der Zustand der Ostsee durch eine Unterschutzstellung als Nationalpark wieder bessern werde.

Die Initiative der Nationalpark-Gegner nennt drei Gründe für ihre Kritik an der Umfrage. Erstens habe diese keinen Bezug zu Deutschland, da in der Abfrage ein deutscher Ostsee-Nationalpark nicht erwähnt werde.

Nationalpark Ostsee: Gegner-Initiative nennt drei Kritikpunkte

„Die Frage lautet, ob generell ein Meeres-Nationalpark in der Ostsee sinnvoll ist“, schreibt die Initiative. „Wer dies nun beantwortet, bezieht sich also auf eine Ostseefläche von 41.250.000 ha. Die aktuelle Potenzialfläche beläuft sich auf 160.000 ha, also nur 0,39 Prozent der Ostsee.“ Das sei ein systematischer Fehler, der das Ergebnis zunichtemache.

Im vergangenen Sommer haben Gegner der Pläne für einen Nationalpark Ostsee in Schleswig-Holstein auf Fehmarn protestiert.
Im vergangenen Sommer haben Gegner der Pläne für einen Nationalpark Ostsee in Schleswig-Holstein auf Fehmarn protestiert. © Jochen Czwalina | Jochen Czwalina

Zweiter Kritikpunkt: Der Begriff „Meeres-Nationalpark“ sei neu, werde nicht konkretisiert und „lässt daher alles offen“. Insgesamt sei durch die Fragen nicht klar, um welche Pläne es sich eigentlich handele.

Drittens wird kritisiert, dass die prozentualen Angaben „leicht zu falschen Schlüssen“ führen könnten. „Ohne offene Datenbasis und Methodik ist eine solche Aussage bei einer einmaligen Befragung nicht belastbar“, heißt es.

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Zur Kritik der Nationalpark-Gegner an der Umfragemethode sagt der schleswig-holsteinische Landesverband des BUND: „Uns ist bewusst, dass eine reine Online-Umfrage einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung nicht erreicht. Aber wir sind uns sicher, dass dies nichts an der Tendenz des Ergebnisses ändert, und die lautet: Die Mehrheit der Menschen in Schleswig-Holstein zeigt mehr Bewusstsein für den Schutz der Ostsee und ist offener gegenüber der Nationalpark-Idee, als es uns eine laute Minderheit glauben machen möchte.“

Der BUND hatte mit Bekanntgabe des Umfrageergebnisses mitgeteilt, dass dieses das Vorhaben bestärke, sich weiter gemeinsam mit den Grünen in Schleswig-Holstein für einen Nationalpark Ostsee einzusetzen. Allerdings: Die CDU, die mit Daniel Günther den Ministerpräsidenten stellt, und der nur ein Parlamentssitz an der absoluten Mehrheit fehlt, hat sich eindeutig gegen die Nationalparkpläne positioniert.

Schleswig-Holstein: Nationalpark Ostsee – Plan hat viele Gegner

Landwirte, Wassersportler, Kommunen und Touristiker sind zudem gegen die Pläne, weil sie befürchten, dass Urlauber wegbleiben könnten, dass durch Verbote Existenzen etwa von Fischern vernichtet würden oder dass der Wassersport deutlich eingeschränkt werden könnte.

„Niemand ist gegen Ostseeschutz, es geht schlicht und einfach um die richtigen und wirksamen Maßnahmen und um die im Grundgesetz verankerte Verhältnismäßigkeit“, sagt Björn Brüggemann von der Initiative „Freie Ostsee Schleswig-Holstein“.