Kiel. BUND legt Untersuchung zum Meeresschutz vor. Danach gibt es selbst unter Anhängern der CDU und der FDP mehr Zustimmung als Ablehnung.

Die Mehrheit der Schleswig-Holsteiner wünscht sich einen Nationalpark Ostsee. Das geht aus einer Umfrage hervor, die der BUND in Auftrag gegeben hat. Nach der Online-Erhebung des Instituts Civey halten 53,6 Prozent der Befragten einen Nationalpark für „sinnvoll“ oder „eher sinnvoll“. Demnach lehnen knapp 28 Prozent der Schleswig-Holsteiner die Idee ab, 18,9 Prozent haben keine Meinung zu dem Thema.

Das Ergebnis „bestärkt“ den BUND und die in Schleswig-Holstein mit der CDU regierenden Grünen darin, sich weiter für einen Nationalpark Ostsee einzusetzen. Große Chancen dürften sie allerdings nicht haben: Die CDU, die mit Daniel Günther den Ministerpräsidenten stellt und der nur ein Parlamentssitz an der absoluten Mehrheit fehlt, hat sich eindeutig gegen die Nationalparkpläne positioniert.

Schleswig-Holstein: 55 Prozent der Befragten für Nationalpark Ostsee

Dennoch spricht die Landesvorsitzende der Grünen, Anke Erdmann, davon, dass die Umfrage des BUND und die zuvor gesammelten 93.000 Unterstützerunterschriften „noch mal Schwung in die Debatte“ bringen. Man stelle fest, dass es sich bei den Protesten gegen die Nationalparkpläne im Sommer „zwar um eine laute, aber kleine Minderheit gehandelt hat“.

Laut der jetzt veröffentlichten Dezember-Erhebung von Civey glauben 55 Prozent der Schleswig-Holsteiner, dass sich der Zustand der Ostsee durch eine Unterschutzstellung als Nationalpark wieder bessern werde. Wer auf die Zustimmung und Ablehnung in den Kreisen blickt, sieht, dass die Menschen an der Nordsee einen Nationalpark deutlich positiver bewerten als die direkt Betroffenen an der Ostsee. So stimmen laut der Umfrage beispielsweise 52,9 Prozent der Nordfriesen, deren Wattenmeer seit vielen Jahren als Nationalpark unter Schutz gestellt ist, der Idee zu. In den Kreisen an der Ostsee liegt die Zustimmung zwischen 38,6 Prozent in Schleswig-Flensburg und 48,2 Prozent in Rendsburg-Eckernförde. Einen extremen Ausreißer nach oben gibt es in der Stadt Flensburg mit einer Mehrheit von 72 Prozent für die Nationalparkidee.

Nur in Ostholstein gibt es mehr Gegner als Befürworter

In den Ostseekreisen ist laut BUND-Umfrage nur in Ostholstein die Zahl der Gegner größer als die der Befürworter, überall sonst gibt es Mehrheiten für die Nationalparkpläne. Was ebenfalls auffällt: Die Zahl der Menschen, die keine Meinung zu dem Thema haben, ist hoch: Zwischen rund 20 und 30 Prozent der Bewohner der Kreise entlang der Ostsee haben sich noch nicht festgelegt.

Blickt man in die sogenannte Parteienpräferenz, so stimmen gut 80 Prozent der Grün- und knapp 80 Prozent der SPD-Wähler der Nationalparkidee zu. Aber auch unter FDP-Anhängern (55,3 Prozent) und CDU-Wählern (40,7 Prozent) ist die Zustimmung größer als die Ablehnung. Gerade die Zustimmungswerte unter den Menschen, die angeben, CDU oder FDP zu wählen, haben die Verantwortlichen beim BUND Schleswig-Holstein „sehr gefreut“. Das Ergebnis macht BUND-Geschäftsführer Ole Eggers „Mut und bestärkt uns darin, weiterhin für einen Nationalpark Ostsee einzutreten“.

Macht die Umfrage Eindruck auf Daniel Günther?

Trotz des eindeutig negativen Votums beim CDU-Parteitag im Oktober glaubt Eggers, dass die Umfrageergebnisse Eindruck bei Daniel Günther und in der Union hinterlassen. Selbst wenn nicht die ganze sogenannte Potenzialfläche zwischen Flensburg und Kellenhusen unter Schutz gestellt werden sollte, so kämpft der BUND zumindest für ein Teilgebiet, das im Lauf der Jahre – wie auf der anderen Seite des Landes beim Nationalpark Wattenmeer – mit der Zeit erweitert werden könnte.

Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt von den Grünen ist im Kabinett die treibende Kraft hinter der Nationalparkidee. Erst zum Jahreswechsel hatte er im Abendblatt-Interview dafür geworben: „Es gibt mehrere Tausend Nationalparks auf der ganzen Welt. Sie sind hochgradig beliebt und ziehen Tausende Touristen an. Ein Nationalpark wäre auch für die Ostsee die beste Lösung. Das ist mein Vorschlag.“

Schleswig-Holstein: Landwirte und Wassersportler sagen Nein zu Nationalpark

Gegen die Nationalparkpläne der Grünen gibt es massiven Protest von Landwirten, Wassersportlern, Kommunen und Touristikern. Die Menschen an der Küste befürchten, dass Urlauber wegbleiben könnten, dass durch Verbote Existenzen zum Beispiel von Fischern vernichtet würden oder dass der Wassersport deutlich eingeschränkt werden könnte.

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Das Ende der politischen Beratungen und öffentlichen Konsultationen steht in wenigen Wochen an. Goldschmidt will – gemeinsam mit Ministerpräsident Daniel Günther – bis Mitte Februar ein Maßnahmenpaket zum Schutz der Ostsee „schnüren“. Das wird dann erst dem schwarz-grünen Kabinett und anschließend der Öffentlichkeit vorgestellt.