Hamburg. Jürgen Ritter stand zuletzt wegen seiner Amtsführung in der Kritik. Wie der Politiker seinen Rückzug begründet.

Das ist ein Paukenschlag: Nach heftiger Kritik in den vergangenen Monaten an seiner Amtsführung, zieht der Bürgermeister von St. Peter-Ording, Jürgen Ritter, nun die Konsequenz und legt sein Amt an der Nordsee nieder. Die Gründe dafür sind aber überraschend. Seinen Rücktritt teilte der 46-Jährige am Montagabend in der nicht-öffentlichen Sitzung der Gemeindevertretung mit. Mit sofortiger Wirkung stellt er sein Amt als Bürgermeister der Gemeinde St. Peter-Ording zum 1. März 2024 zur Verfügung.

St. Peter-Ording: So begründet Ritter seinen Rücktritt als Bürgermeister

In einer sehr persönlichen Stellungnahme begründet er seinen Rücktritt damit, in seiner früheren Heimat nach der Flutkatastrophe im Ahrtal als Projektentwickler und Projektsteuerer dringend gebraucht zu werden.

„Die Rufe aus meiner von der Flutkatastrophe so schwer getroffenen Heimat sind zuletzt wieder spürbar lauter geworden. Beim noch viele Jahre dauernden Wiederaufbau soll ich mit anpacken und helfen. Auch das berührt mich sehr, viele Erinnerungen kommen derzeit wieder hoch“, so Ritter.

Er hat sich diesen Schritt nach einer Ruhepause gründlich überlegt. „Vor etwa zwei Wochen habe ich mich wie jedes Jahr um diese Zeit für ein paar Tage in völliger Abgeschiedenheit in Klausur begeben. Ich nutze diese Auszeit, um Erlebtes Revue passieren zu lassen, zur Ruhe zu kommen und mich neu auszurichten.“

In der Abgeschiedenheit auf Berg Moriah bei Koblenz galt es viel aufzuarbeiten. „Hinter mir liegen turbulente Wochen und Monate als Bürgermeister der Gemeinde St. Peter-Ording, die mit dem auf der Einwohnerversammlung initiierten, letztlich aber gescheiterten Abwahlverfahren ihren vorläufigen Höhepunkt fanden.“

Ritter hat sich die Entscheidung, St. Peter-Ording zu verlassen, nicht leicht gemacht

Er hat seine Funktion als Bürgermeister dort auf dem Berg genau überdacht. „Bekomme ich noch die Rückendeckung, die ich brauche, um den vor uns liegenden, teils sehr großen Herausforderungen gerecht zu werden?“ Seine Antwort lautete nein. „Ich habe mich mit keiner Entscheidung so schwer getan wie mit dieser.“ Genau zu diesem Zeitpunkt in der Abgeschiedenheit bei Koblenz kam der aber der Hilferuf aus dem Ahrtal. Seine Expertise werde dort benötigt.

Leicht fällt ihm dieser Schritt nicht, die Nordsee zu verlassen und zurück nach Bad Neuenahr zu gehen. Denn St. Peter-Ording liegt ihm am Herzen: „Ich hatte große Lust etwas ganz Neues anzufangen in einer wunderschönen Region mit tollen Menschen, die ich über Jahrzehnte hinweg durch private Aufenthalte kennen- und schätzengelernt hatte.“

Dann kam die Flutkatastrophe in seiner alten Heimat. Ein dramatisches Ereignis, bei dem viele Menschen – darunter auch Familie und Freunde – den Tod fanden und ein ganzer Landstrich dem Erdboden gleich gemacht wurde. „Dem ersten Impuls zur sofortigen Rückkehr in die Heimat bin ich damals aber noch nicht gefolgt.“

Mehr zum Thema

Er hatte sich entschieden, alle Kraft und Energie in die Zukunft seiner neuen Wahlheimat St. Peter-Ording zu stecken. „Das Amt des Bürgermeisters habe ich gerne ausgeübt. Ich habe hier beim Amtsantritt ein gut bestelltes Feld vorgefunden. Dennoch war mir vom ersten Moment an klar, dass die erfolgreiche Zukunft von SPO kein Selbstläufer wird. Ein ‚weiter so‘ konnte es nicht geben, wichtige Weichen mussten gestellt werden.“