Kiel/Berlin. Forsa-Politikerranking: gutes Ergebnis für Schleswig-Holsteins Ministerpräsident, Vertrauen in Olaf Scholz sinkt. Tschentscher fehlt.
Daniel Günther ist der beliebteste CDU-Politiker in Deutschland. Das geht aus dem jüngsten Politiker-Vertrauensranking des Meinungsforschungsinstituts Forsa hervor. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident liegt demnach mit einem Wert von 48 klar vor seinem Parteichef Friedrich Merz (36). Zum Vergleich: Bundeskanzler Olaf Scholz kommt in der Langzeitbeobachtung aktuell auf einen Wert von 42, die beiden Grünen Annalena Baerbock und Robert Habeck auf 40.
Der Vertrauenswert von Scholz sinkt im Vergleich zum letzten Politiker-Ranking von Forsa im Februar um drei Punkte, der von Habeck und Baerbock sogar um jeweils vier. Das hat Forsa im Auftrag von RTL/ntv ermittelt.
Forsa-Politikerranking: Günther seit Monaten vorne dabei
Daniel Günther ist seit vielen Monaten im Ranking der Berliner Sozialforscher einer der Politiker, in den die Deutschen großes Vertrauen setzen. So lag er beispielsweise in der Umfrage von März 2022 auf Platz 6 und in der von Mai 2022 sogar auf Platz 1. Zu dem Zeitpunkt, am 8. Mai vergangenen Jahres, stimmten die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner über einen neuen Landtag ab, wodurch Günther als überzeugender Wahlsieger bundesweite Aufmerksamkeit genoss.
Aus Sicht von Forsa-Chef Manfred Güllner hat die Popularität des norddeutschen CDU-Politikers vor allem einen Grund: Die Menschen schätzten Günthers konsensorientierten Politikstil. Eine solches Politikverständnis wünsche sich die Mehrheit der Deutschen, während „die Funktionärskader der Parteien eher die Konfrontation suchen und pflegen“, glaubt Güllner.
Wissenschaftler spricht von „geräuschloser Politik“
Diese Beobachtung deckt sich mit der Analyse des Kieler Politikwissenschaftler Wilhelm Knelangen von der Christian-Albrechts-Universität. Er sieht die Fortsetzung einer „geräuschlosen Politik wie schon in der Jamaika-Koalition. CDU und Grüne haben sich offensichtlich darauf verständigt, Meinungsverschiedenheiten aus der Öffentlichkeit herauszuhalten“, sagt Knelangen. Während der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz die konservative Linie der CDU stärker betone, nehme Daniel Günther zum Beispiel bei den Themen Zuwanderung, Integration und Flüchtlinge eher liberale Positionen ein.
Forsa fragt in den regelmäßigen Erhebungen neben tagesaktuellen Themen und der „Sonntagsfrage“ das Zutrauen in die wichtigsten deutschen Politiker ab - und zwar anhand einer Punkteskala von 0 bis 100 mit folgender Formulierung: „Bitte geben Sie für die folgenden Politiker jeweils an, bei wem das Land in guten Händen ist“. 100 bedeutet dabei „ist voll und ganz in guten Händen“ und 0 „ist überhaupt nicht in guten Händen“. Die Werte für die einzelnen Politiker (also zum Beispiel aktuell 48 bei Daniel Günther) sind dann jeweils die Mittelwerte.
Peter Tschentscher fehlt im Ranking
Bitter für Peter Tschentscher: Der Hamburger Bürgermeister taucht in der Forsa-Liste der 20 wichtigsten Politiker noch nicht einmal auf. Der Grund: Nach dem Sozialdemokraten wurde nicht gefragt, „da er bundespolitisch nicht so stark in Erscheinung tritt und deshalb auch nicht so bekannt sein dürfte“, erklärt Güllner. Dabei ist Tschentscher der aktuelle Bundesratspräsident und in dieser Funktion gerade auf USA-Reise.
Binnen eines Jahres hat die Bundesregierung laut der Forsa-Umfrage ordentlich Vertrauen eingebüßt. Im März 2022 stand Bundeskanzler Olaf Scholz noch mit 53 Punkten auf Platz 1, während sich Daniel Günther Platz 6 mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst teilte (beide 45 Punkte). Der „Vertrauenswert“ von Scholz sank in dieser Zeit um 11, der von Wirtschaftsminister Habeck um 16 und der von Außenministerin Baerbock sowie von Karl Lauterbach (SPD, Gesundheit) um jeweils 13 Punkte.
Großer Unmut über Energiepreise
Forsa-Chef Manfred Güllner sieht in den „durch die gegenwärtigen Krisen verursachten Schwierigkeiten“ nicht die Hauptursache für den Vertrauensverlust der Ampelkoalition. Stattdessen verweist das Meinungsforschungsinstitut auf den „Unmut vieler Bürger“ über die Energiepolitik der Bundesregierung. Mehr als drei Viertel der befragten Deutschen (78 Prozent) halten laut Forsa die Pläne der Bundesregierung für falsch, schon ab kommendem Jahr neue Gas- oder Ölheizungen zu verbieten. Mehr als 60 Prozent befürchten zudem deutlich steigende Heizkosten nach der Umstellung auf regenerative Energien.
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Dieser Ärger entlädt sich auch in der Sonntagsfrage. Demnach käme die „Ampel“ aktuell nur noch auf 42 Prozent der Stimmen. Zum Vergleich: Die CDU erreichte demnach 29 Prozent – trotz schlechter Werte für ihren Bundesvorsitzende Friedrich Merz.
Forsa-Politikerranking: Boris Pistorius auf Platz 1
Dessen Vertrauenswerte liegen derzeit „bemerkenswerterweise nicht nur weit unter denen der von Merz heftig kritisierten Angela Merkel, sondern auch unter denen des zurzeit nicht sonderlich populären Kanzlers. Das dürfte auch der Hauptgrund dafür sein, dass die Union nicht sonderlich von der Unzufriedenheit mit der ,Ampel’-Politik profitiert, sondern bei den Sympathiewerten weiter unter der 30-Prozent-Marke bleibt“, analysiert Güllner.
Auf Platz 1 der aktuellen Vertrauensliste steht übrigens ein Sozialdemokrat: Verteidigungsminister Boris Pistorius. Forsa hatte für die Erhebung 1502 Menschen vom 12. bis 14. April befragt.