Kiel. Im Segeberger Forst und im Sachsenwald sind Wolfspaare ansässig. Sogar Welpen werden erwartet. Was tun bei einem Zusammentreffen?
Der Wolf ist in Schleswig-Holstein, und im Segeberger Forst und im Sachsenwald sind es sogar Pärchen: Es wird Nachwuchs erwartet. Doch welche Gefahren gehen tatsächlich von Wildtieren wie dem Wolf oder einem Wildschwein aus? Wie sollten sich Radfahrer oder Spaziergänger bei Begegnungen verhalten? Das Abendblatt sprach darüber mit Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. Sie gibt Tipps.
Wie verhalte ich mich, wenn im Wald ein Wolf auftaucht?
Der Anblick eines Wolfes in freier Wildbahn ist extrem selten, so Jenifer Calvi. „Denn er hat den Menschen längst gehört und gewittert, bevor man in seine unmittelbare Nähe gekommen ist.“ Doch wenn man trotzdem einmal Glück hat, heißt es: „Stehenbleiben und bewundern und sich freuen: Denn das ist schon ein sehr seltenes Naturerlebnis, das man als etwas Besonders in Erinnerung behalten sollte.
Tipp: Immer ein Fernglas dabei haben.“ Sollte ein neugieriger Jungwolf sich sogar nähern, kann man auch in die Hände klatschen und sich groß machen. „Aber in aller Regel hält der Wolf Abstand und verschwindet von allein wieder.“ Wer tatsächlich einmal einem Wolf gegenübersteht, sollte nicht wegrennen. Ähnlich wie Hunde halten Wölfe den Menschen sonst für ein flüchtendes Beutetier.
Wie sollte ich reagieren, wenn ich einem Fuchs begegne?
Auch hier: „Staunen und bewundern!“ In aller Regel weichen Füchse Menschen aus, sie wollen keinen Kontakt. „Liegt ein Fuchs aber abends im Garten auf der Terrasse und überschreitet somit eine Grenze, verscheuchen Sie ihn konsequent: Gehen Sie raus, heben Sie die Arme über den Kopf, klatschen Sie in die Hände, rufen Sie laut. So wird er sich in die nächste Hecke zurückziehen und trollen.“
Muss ich mir Sorgen wegen Krankheitsübertragung machen?
Räude, Tollwut und Staupe sind Krankheiten des Fuchses. Tollwut-Fälle sind in Deutschland zurzeit nicht bekannt. Die Fuchsräude aber ist eine Milbenerkrankung, die bei Kontakt auf Hunde und Katzen übertragen werden kann.
Eine Viruserkrankung ist die Aujeszkysche Krankheit, die bei Füchsen und Wildschweinen vorkommt und für Hunde und Katzen tödlich, für Menschen ungefährlich ist. Der Fuchsbandwurm kann über Haustiere zum Menschen übertragen werden, was aber nur selten passiert.
Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich auf Wildschweine treffe?
Bachen mit Frischlingen können gefährlich werden, denn jeder Schritt auf die Kleinen könnte als Angriff gedeutet werden. Zurückziehen und Förster oder Jagdpächter informieren. Ein feines Näschen ist übrigens hilfreich.
- Heide-Schäferin: „Hunde gefährlicher als der Wolf“
- Klaus Hackländer: Ein Wolfskenner und Vogelfreund
- Warum ein Ausflug in den Wald uns gerade jetzt so guttut
„Wenn es nach Maggi-Würze riecht, ist vermutlich ein Wildschwein in der Nähe – dann gleich den Weg nehmen, den man gekommen ist, und die Distanz vergrößern“, so Jenifer Calvi.
Sind Dachse gefährlich?
„Dachse schnaufen und grunzen ungehemmt, wenn sie auf Nahrungssuche sind“, so Calvi. Sie rät: Nicht erschrecken, sondern das Tier in Ruhe lassen – Dachse sind für Menschen harmlos.
Begegnung mit einem Hirschen
In der Brunftzeit von September bis Oktober können Hirsche gefährlich werden – allerdings nicht in freier Wildbahn. Dann lieber Distanz halten und sich zurückziehen. Am besten ist, die Tiere erst gar nicht aufzuscheuchen, so Jenifer Calvi. Wichtig ist: Hunde anleinen! So können Menschen verhindern, dass die Tiere sich erschrecken und gefährlich werden.
Generell gilt: Hunde anleinen und auf den Wegen bleiben: „Wir steuern auf die kalte Jahreszeit zu, in der die Wildtiere wenig Futter finden und mit ihrer Energie haushalten müssen. Vor allem Reh und Hirsch kommen im Winter nur schwer an Futter. Schreckt ein Hund ein Wildtier auf, flüchtet es und verliert so Energie, die über die kalten Monate von vielen Wildtieren als Reserve benötigt wird.“
Was tun, wenn ich ein verletztes wildes Tier antreffe?
Auf jeden Fall nicht anfassen, menschliche Nähe bedeutet für Tiere, die nicht flüchten können, Stress. Sie könnten beißen oder treten. Lassen Sie das verletzte Tier in Ruhe. Rufen Sie die Polizei oder einen Fachmann von einer Wildtierhilfe. Die wissen, was zu tun ist. Merken Sie sich den Fundort der Tiere und die Art der Verletzung.